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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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großartiger Einsamkeit dort unten bei den Obstbäumen.«
    Das Haus, als es schließlich am Ende eines holprigen Weges in Sicht kam, war tatsächlich einsam gelegen, aber ganz, und gar nicht großartig. Es erwies sich als ein asketischer kleiner Flachbau mit verblichenem gelbem Putz, roten Ziegeln und dunkelbraunen Läden. Das Ganze war auf dem Grundstück einer ehemaligen Bauernkate gebaut, das noch immer seinen Brunnen in der Mitte des grasbewachsenen Hofes hatte, neben einem verfallenen Schuppen aus Stein, der aussah, als sei er im Krieg schwer beschädigt worden. Sicher war es im Frühling und Sommer hier sehr schön, wenn die Obstbäume ringsum in voller Blüte standen oder Früchte trugen, aber die winterlichen Wiesen und kahlen Zweige wie auch der überwucherte Hof unterstrichen noch den trostlosen, vernachlässigten Eindruck, den manchmal die Behausungen alter Leute vermitteln, die allein leben.
    Niccolini klingelte. Während sie warteten, daß ihnen aufgemacht wurde, betrachtete der Maresciallo versonnen ein Stück abgerissene Wäscheleine, das in einer Pfütze des gestrigen Regens lag, und dann die Läden, die niemand aufgemacht hatte, um ein bißchen Luft und Sonne hereinzulassen, und erinnerte sich der Jahre, die er allein verbracht hatte, bevor seine Frau und die Kinder aus Sizilien nachgekommen waren. Eigentlich hoffte er, nicht so lange zu leben, daß er seine Tage allein beenden mußte. Eine selbstsüchtige Hoffnung, die Schuldgefühle bei ihm auslöste. Dann ging die Tür auf, und seine Traurigkeit war wie weggeblasen.
    »Kommt rein, kommt rein, Jungs! Schön, daß ihr hier seid!« Dr. Frasinelli nahm schwungvoll die Pfeife aus dem Mund und winkte sie damit herein, dabei strahlte er sie von unten her aus einem Koboldgesicht mit wachen blauen Augen an. Er drehte sich um und schlurfte durch einen kleinen Korridor fröhlich voran in ein Zimmer linkerhand, das ebenso ordentlich und heiter wirkte wie der kleine Mann selbst, der weiterplauderte, während er ihnen Platz anbot und sich selbst in einen Sessel vor der Bücherwand setzte, wo offenbar sein Stammplatz war. »Das war früher mein Wartezimmer, als ich noch praktiziert habe – der ehemalige Behandlungsraum ist nebenan, da durch …«
    Hier standen die Fenster und Läden offen, und die Wintersonne strömte über den Hof herein. Das Dach des Brunnens war zu sehen, und der süße Tabakduft aus der Pfeife des Doktors erfüllte die regenklare Luft.
    »Es gibt offenbar Ärger in der Stadt – ich hoffe, meine Pfeife stört Sie nicht? Junge Leute finden den Geruch manchmal ein bißchen stark.« Er zog einen Tabaksbeutel aus der Tasche und drückte ihn liebevoll. Da seine beiden Gäste, noch ganz verwirrt, daß sie als junge Leute betrachtet wurden, nicht antworteten, begann er konzentriert seine Pfeife zu stopfen. »Ich bin nicht mehr so auf dem laufenden mit dem Klatsch, seit meine Tochter nicht mehr so oft vorbeikommt. Früher kam sie jeden Tag, bestand darauf, für mich zu kochen und sauberzumachen, obwohl ich das alles sehr gut allein kann, aber Sie wissen ja, wie Frauen sind. Jetzt schafft sie es nicht mehr, sie meint, sie sei auch nicht mehr die Jüngste. Ich habe eine Zugehfrau, die einmal die Woche kommt, mehr brauche ich auch nicht, aber sie bringt keine Neuigkeiten mit, beschränkt sich darauf, mir die Wehwehchen ihrer gesamten Familie aufzuzählen, besonders ihre eigenen – wenn ich auch nur die Hälfte davon glaube, dann muß ich mich fragen, wie sie sich überhaupt noch auf den Beinen hält, aber offensichtlich hält sie medizinische Ratschläge für ein persönliches Vorrecht bei ihrer Arbeit und hat sich vorgenommen, es voll auszunutzen, indem sie sich so viele Krankheiten ausdenkt wie nur möglich. Woraus Sie entnehmen können, daß Sie mir Ihre Geschichte von Anfang an erzählen müssen.« Er sah von einem zum anderen und lehnte sich zurück.
    Der Maresciallo rührte sich nicht und überließ Niccolini das Terrain.
    »Tja, Sie werden vermutlich denken, daß wir genauso schlimm sind wie Ihre Putzfrau, weil wir Sie auch um Rat angehen. Aber, um es kurz zu machen, eine junge Schweizerin wurde erdrosselt auf Morettis Scherbenhaufen gefunden.«
    »Soviel habe ich schon gehört, aber ich weiß nicht, was sie da gemacht hat. Hat sie für Moretti gearbeitet?«
    »Sie war bei Berti, um Majolika zu lernen, aber hin und wieder, wenn seine Leute nicht da waren, ist sie zu Moretti gegangen, um ein bißchen an der Drehscheibe zu üben.
    Gearbeitet hat

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