Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Telefon.
    »Ich dachte, ich sollte bei Elisabeth bleiben«, erklärte er, »es geht ihr ziemlich schlecht.«
    »Haben Sie einen Arzt gerufen?«
    »Ja, er hat ihr etwas gegeben, so hat sie wenigstens in der Nacht ein bißchen geschlafen. Ich überlege, ob ich ihr nicht vorschlagen soll, nach Hause zu fahren, wenn sie reisefähig ist, falls Sie damit einverstanden sind.«
    »Es wäre mir lieber, wenn sie im Augenblick noch hierbleiben würde, da ich vor allem noch ihre schriftliche Aussage zu Protokoll nehmen möchte, sobald sie sich wohl genug fühlt … Ich wollte Sie nach der Beziehung zwischen Signorina Stauffer und Monika Heer fragen …«
    »Ja? Was ist damit?«
    »Ich …« Der Maresciallo warf einen Blick auf Niccolini und wünschte, er hätte ihn das erledigen lassen. »Waren sie … War es eine intime Beziehung – ich meine, waren sie …«
    »Lesbisch? Aber natürlich. Ich dachte, das sei Ihnen von Anfang an klar gewesen.«
    »Ich wüßte nicht warum«, verteidigte sich der Maresciallo.
    »Vielleicht nicht, obwohl ich nach unserer Unterhaltung eigentlich den Eindruck hatte – Sie haben mich doch sogar gefragt, ob Eifersucht der Grund für die Streitigkeiten war, die es gab, wenn Monika Männer mit nach Hause brachte, da dachte ich …«
    »Ich verstehe. Das hat Signorina Stauffer also mit ihren Warnungen gemeint. Sie fand das Verhalten ihrer Freundin zu provokant?«
    »Ja.«
    »Danke.«
    Der Maresciallo legte den Hörer auf und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, er war verlegen und wütend auf sich.
    Niccolini war damit beschäftigt, einen Aktenordner durchzusehen.
    »Sie sind nicht der einzige, der gearbeitet hat – hier haben wir’s. Ich habe gleich heute morgen beim gerichtsmedizinischen Institut angerufen – zu früh natürlich, um mehr in Erfahrung zu bringen, als man gestern an Ort und Stelle festgestellt hat, denn für die Analysen brauchen sie ein paar Tage. Dennoch wissen wir jetzt, daß sie mittags gestorben ist. Gegen ein Uhr, meint der Arzt, aber er will sich nicht festlegen und sagt offiziell, zwischen zwölf und drei. Direkt vor ihrem Tod hat sie etwas gegessen, Brot ganz sicher, wahrscheinlich ein Sandwich; wir müssen auf die Analyse warten, wenn wir es genau wissen wollen – aber das würde sich damit decken, daß Berti vorher geplant hatte, sie an dem Tag nicht zum Restaurant mitzunehmen. Sonst hätte sie wohl um die Zeit kein Sandwich gegessen. Es steht außer Frage, daß sie nicht da gestorben ist, wo wir sie gefunden haben, und daß sie zum Zeitpunkt des Todes ihre Jeans nicht anhatte oder jedenfalls nicht zugeknöpft. Sie war keine Jungfrau, also muß sie es irgendwann einmal probiert haben, bevor sie die andere Richtung eingeschlagen hat – und das bringt uns zu der Vergewaltigungstheorie: auf Brüsten und Oberschenkeln sind Kratzer, die darauf hindeuten, daß ein Versuch stattgefunden hat, aber es gibt keinen Hinweis darauf, daß er erfolgreich verlaufen ist. Nichts Analysierbares unter den Nägeln, die sauber gebürstet waren; wenn sie sich also gewehrt hat, dann nicht sehr, sie hatte keine Chance.«
    »Merkwürdig…« murmeltederMaresciallo.
    »Normalerweise –«
    »Warten Sie, das hat einen guten Grund. Vor ihrem Tod hat sie einen ziemlich kräftigen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, es wäre also möglich, daß sie gleich zu Anfang niedergeschlagen wurde und bewußtlos war. Wirklich merkwürdig finde ich, daß ihr Angreifer danach keinen Erfolg mit der Vergewaltigung hatte und sie, wütend vielleicht, weil sie nicht reagierte – aber das ist reine Spekulation –, nicht nur erdrosselt, sondern auch noch mit dem Kopf gegen etwas Hartes geschlagen hat, wahrscheinlich den Fußboden, da keine Spuren von scharfen Kanten nach Eintritt des Todes nachweisbar sind. Also, ich weiß nicht, ob das bei Ihnen denselben Gedanken auslöst wie bei mir … Was meinen Sie?«
    »Daß er gar nicht vorhatte, sie zu vergewaltigen, daß er erwartete, sie würde mitmachen, und verblüfft und wütend war, als sie sich weigerte. Das meinen Sie doch wohl, und es würde zu ihrem sonstigen Verhalten passen. Aber dennoch …«
    »Ja. Dennoch würde ich sagen, er war nicht ganz bei sich, so zu reagieren. Wie ein wildes Tier. Natürlich wirken diese Leute, manchmal ganz normal, bis sie durch etwas provoziert werden. Ich habe solche Fälle schon erlebt. Tja, das ist im Moment alles.«
    Wie ein wildes Tier … »Übrigens«, sagte der Maresciallo, »sollten Sie vielleicht wissen, daß ich auf dem

Weitere Kostenlose Bücher