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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Weg hierher auch noch einmal bei Tina war …«

6
    »Wissen Sie was –« Niccolini marschierte hinter seinem Schreibtisch zwischen dem Gummibaum und einem Aktenschrank in der gegenüberliegenden Ecke hin und her.
    »– wir brauchen mehr Tatsachen und weniger Klatsch, das ist es. Und da meine ich nicht nur Tina. Ich habe gestern dasselbe gedacht, aber auf Robiglio bezogen – und wenn sich herausstellt, daß da eine Verbindung besteht, dann wäre es nur ein weiterer Grund …«
    Die großen Augen des Maresciallo folgten ihm hin und her; er wünschte, Niccolini würde sich setzen, aber gleichzeitig war ihm klar, daß es zuviel verlangt wäre, nachdem er ihm schon Schweigen und Zuhören auferlegt hatte, nun auch noch Stillsitzen zu erbitten. Also sagte er nichts.
    »Ich möchte genau wissen, wie Morettis Handel mit diesem Bauern und seiner Schwester aussieht. Ich möchte wissen, was Sestini gemeint hat, als er sagte, damit kommst du nicht zweimal durch, und ich möchte wissen, was unser Freund Robiglio im Krieg gemacht hat, weil es seine Wahl verhindern könnte, wenn das jetzt aufgewärmt wird, und wer weiß, ob dieses junge Mädchen nicht etwas herausgefunden hat – was meinen Sie?«
    »Ich meine«, sagte der Maresciallo langsam, »wie gesagt … daß da etwas aus jüngerer Zeit sein muß … Aber dennoch, ich stimme mit Ihnen überein, daß wir dringend Tatsachen brauchen, nur fürchte ich, die wird uns niemand liefern.«
    Niccolini blieb stehen und lächelte breit.
    »Da sind Sie auf dem Holzweg. Ich habe gestern einen Entschluß gefaßt, und wenn ich einen Entschluß fasse, dann werde ich aktiv. Es mußte in dieser Stadt einen Menschen geben, der nicht in all die Fehden und Skandale verwickelt ist, und ich habe ihn gefunden. Die Mutter meines Brigadiere hat mir den Tip gegeben. Sie hat ihr ganzes Leben hier verbracht, und wenn sie auch zu jung ist, um sich noch groß an den Krieg zu erinnern, konnte sie mir doch sagen, an wen ich mich wenden muß. Dr. Arnolfo Frasinelli ist unser Mann!« Endlich setzte er sich nun doch und rieb sich befriedigt die Hände. »Sechsundachtzig, aber fix wie ein Zwanzigjähriger, soviel man hört, kennt die Lebensgeschichte von jedem hier am Ort, zumal er jahrelang praktischer Arzt war, und läßt sich von keinem von ihnen etwas vormachen. Wir gehen ihn nachher besuchen, und wenn wir Glück haben, kann er uns zumindest einen Teil dieser ganzen Sache erklären.«
    Mit der ausholenden Geste eines Zauberkünstlers riß Niccolini seine Schreibtischschublade auf und breitete einen Stapel Papiere unter der Nase des Maresciallo aus.
    »Sie haben gesagt, ich soll damit rechnen, und hier sind sie, soweit uns das was bringt.«
    »Anonyme Briefe …«
    »Genau. Und kein einziger davon eine echte Hilfe, es sei denn, Frasinelli kann uns etwas dazu sagen. Sehen Sie sich das mal an.« Damit nahm er seinen Spaziergang hinter dem Stuhl des Maresciallo wieder auf.
    Der erste Brief war mit Kugelschreiber in Großbuchstaben auf ein liniertes Blatt Papier geschrieben, das aus dem Schulheft eines Kindes herausgerissen war. Er bestand nur aus zwei Zeilen ganz oben auf dem Blatt: FRAGEN SIE MORETTI WOHER ER DAS GELD HATTE LAND ZU KAUFEN OBWOHL ER SCHULDEN HATTE. Er drehte das Papier um, aber es stand weiter nichts darauf. Der nächste veranlaßte ihn zu einem Stirnrunzeln. Es war gar kein Brief, sondern ein Blatt Pauspapier, auf dem jemand mit einem dicken Pinsel und braunschwarzer Farbe ein großes Hakenkreuz gemalt hatte.
    »Einer, der nicht viele Worte macht«, war Niccolinis Kommentar, als er das nachdenkliche Gesicht des Maresciallo sah.
    »Das ist es nicht einmal so sehr … Ich nehme an, es bezieht sich auf Robiglio, aber dieses Pauspapier …«
    »Das ist gar nicht so rätselhaft. Die meisten Töpfer, die Majolika machen, benutzen es. Sie pausen die Motive ab, dann übertragen sie die Zeichnung auf das Gefäß, indem sie die Umrisse mit einer Nadel durchstechen und durch die Löcher Holzkohle auf das Gefäß stäuben. Ich habe schon oft zugesehen, wie sie es machen – und das ist keine Farbe, sondern Metalloxyd, um auf Glasur zu malen.«
    »Könnte Berti sein …«
    »Oder ein Dutzend anderer.«
    Der Maresciallo las weiter, und Niccolini fing wieder an hin- und herzulaufen.
    FRAGEN SIE MORETTI WAS BEI ROBIGLIO FREITAG NACHTS VOR SICH GEHT.
    Der Maresciallo sah fragend auf.
    »Das ist kein Geheimnis.« Niccolini blickte ihm über die Schulter. »Spiel. Hat mir alles mein Vorgänger erzählt, als ich

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