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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Woher
wissen Sie, dass mein Großvater … wie haben Sie es formuliert?«
    »Dass er einen starken Charakter hat?«
    »Nein, das andere. Dass er ein harter Bursche sei.«
    Kant schnitt eine weitere Scheibe Filet ab. »Essen
Sie. Sonst wird es kalt. Und das wäre wirklich schade.«
    Magdalena säbelte ein Stück ab und spülte es mit einem
großen Schluck des Ribera del Duero hinunter. Tatsächlich nahm sie fast nichts
von dem Geschmack wahr, sie war viel zu abgelenkt und angespannt. Und
mittlerweile auch zu beschwipst.
    »Das war keine Antwort«, sagte sie mit halb vollem
Mund.
    »Sie haben keine gute Zeit im Moment«, sagte Kant.
»Kann das sein?«
    »Geben Sie mir gefälligst eine Antwort!« Sie warf die
Gabel hin und schlug mit der Hand auf den Tisch.
    Ihr Kellner kam zum Tisch. »Alles nach Ihren
Wünschen?«, fragte er mit dem professionellen Lächeln, dessen Bedeutung
Magdalena sofort erkannte.
    »Alles ist wunderbar«, antwortete sie leise. »Alles
ist gut. Entschuldigen Sie bitte.«
    Der Kellner empfahl sich mit einem angedeuteten
Diener. Kant schob den Teller weg.
    »Jemand hat mir davon erzählt«, sagte er. »Jemand, den
Sie nicht kennen und mit dem Sie nichts zu tun haben. Jemand, der selbst nichts
mit der Geschichte zu tun hat. Nur dass dieser Jemand wiederum ein Mitglied der
Familie Schedlbauer kennt. Und von diesem die Geschichte gehört hat … Hilft
Ihnen das in irgendeiner Weise?«
    »Nein«, sagte Magdalena und griff nach ihrem Weinglas.
»Vor allem seh ich nicht, was Sie die Sache zu interessieren hat.«
    »Ich mag einfach gute Geschichten …«
    »Pfff«, machte Magdalena. Sie wandte sich ab, ließ den
Blick schweifen und entdeckte Burgl Schwemmer, die gerade an ihrem Tisch
vorbeiging. Sie schien sie nicht bemerkt zu haben, und Magdalena war darüber
durchaus erleichtert.
    Sie mochte Burgl. Aber im Moment reichte ihr der
rätselhafte Düsseldorfer als Gesellschaft vollkommen.
    Reiß dich zusammen, Lenerl, dachte sie und räusperte
sich. »Also, was wollen Sie wissen?«, fragte sie.
    Kant zog die Brauen hoch. »Soll das heißen, ich frage,
und Sie antworten?«
    »Von mir aus.« Sie griff nach ihrer Gabel und
probierte die Knollensellerie.
    »Was wissen Sie über Rosemarie Schedlbauer?«, fragte
Kant.
    »Die Mirl?« Magdalena lachte auf. »Alles Schlechte.«
    Kant lächelte. »Ich meinte wissen , nicht zutrauen .«
    »Wissen …« Magdalena schüttelte den Kopf. »Sie muss so
Ende sechzig, Anfang siebzig sein. Seit der Konrad tot ist, ist sie die
Clanchefin. Sie hält den Laden am Laufen.«
    »Es ist ein großer Laden, oder?«
    »Gemischtwaren, könnte man das nennen. Zwei Skischulen
hier, eine in Mittenwald, einen Lift am Hausberg, zwei auf dem Platt, einen am
Luttensee. Das Wirtshaus Höllentaler in Partenkirchen, wo jeden Abend Musi ist.
Dutzendweise Ferienwohnungen von Grainau bis Ammergau. Und eine
Immobilienagentur. Die Schedlbauers sind schon wer im Werdenfelser Land.«
    »Und die Meixners?«
    »Sind Bauern.« Nun schob auch Magdalena ihren Teller
fort. Die Vorstellung, dass noch zwei Gänge folgen sollten, beunruhigte sie
etwas. »In den letzten Wochen hört man Gerüchte«, sagte sie. »Die Mirl hätt
sich verspekuliert, aber, na ja, das haben andere ja auch in diesen Zeiten. Und
neuerdings gehen die Schedlbauers im Meixner-Wald spazieren.«
    Sie errötete. Was reitet dich denn?, dachte sie.
Erzähl ihm doch gleich, dass der Maiche um sich schießt.
    »Und was bedeutet das?«, fragte Kant.
    »Das wüsste ich auch gern. Bis jetzt ärgern sie damit
nur meinen Großvater.«
    * * *
    Schwemmer sah beiläufig zu Lenerl Meixners Tisch
hinüber. Gerade war sie etwas laut geworden, nicht übertrieben, wahrscheinlich
hätte er nicht aufgesehen, wenn Burgl ihn nicht für einen Moment allein
gelassen hätte. Er war sich sicher, dass das nicht nötig gewesen wäre, aber sie
wollte unbedingt die Toiletten sehen und natürlich Lenerls Begleitung. Als sie
wieder am Tisch saß, beugte sie sich vor.
    »Was für ein gut aussehender Mann«, sagte sie.
    »Wenn du das sagst.« Er nippte an seinem
Sancerre. »Mit solchen kennst du dich ja aus.«
    »Genau. Es wird aber auch langsam Zeit für das Lenerl,
findest du nicht?«
    »Zeit wofür? Für einen Mann?«
    »Ja natürlich. Und der da hat ja nun wirklich Klasse.«
    »Das kannst du einfach so erkennen?«
    »Natürlich. Frauen können so was.«
    »Wieso braucht sie denn unbedingt einen Mann? Das
Lenerl ist selbstständige Unternehmerin, die hat mehr im Kopf

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