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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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läutete, und Andi meldete sich.
    »Immerhin einen ganz ansehnlichen Fluss«, sagte Herr
Kant.
    »Na ja.« Magdalena hob ihr Glas, aber es war leer.
Dann fing sie Andis Blick auf. Er reichte ihr das Telefon.
    »Dein Bruder«, sagte er.
    Magdalena verzog das Gesicht. »Entschuldige bitte«,
flüsterte sie Jo zu. Sie grinste ein wenig albern und drehte sich demonstrativ
von ihm fort. »Hallo, kleiner Bruder! Wie schmeckt der Äbbelwoi?«, brüllte sie
in den Hörer.
    »Lenerl, Gott sei Dank, dass ich dich erreiche!«
    »Ah, wusst ich’s doch, du brauchst Geld!« Sie
kicherte.
    »Ja …« Wastl zog die Nase hoch. »Kannst du reden?«
    »Nein.«
    »Reserl … Ach Scheiße …« Er brach ab. »Wie geht’s denn
Mutter?«
    »Frag sie halt selbst. Sie hat Telefon«, antwortete
sie. »Was willst du?«
    »Ich … hab Probleme.«
    »Na endlich mal was Neues.« Sie drehte sich zu Kant
um, aber der unterhielt sich mit Andi, und die beiden hörten ihr so betont
nicht zu, dass sie aufstand und mit dem Mobilteil aus der Bar ins Foyer ging
und sich dort an den Empfangstresen lehnte. »Was ist los? Jetzt kann ich
reden.«
    »Ich hab einen Fehler gemacht«, sagte Wastl.
    »Einen? Hundert würd ich schon zusammenbekommen, wenn
ich bloß einen Moment nachdenke.«
    »Magdalena … bitte!« Er nannte sie Magdalena. Das tat
er sehr selten. Nur wenn es ernst war.
    »Okay. Was ist los?«
    »Ich brauche Geld. Viel. Und schnell.«
    »Wastl, tut mir leid. Gestern hat mir einer
viertausend Euro geklaut. Ich weiß nicht mal, wie ich am Monatsende die
Gehälter zahlen soll! … Wie viel ist es denn?«
    Es entstand eine Pause. »Fünfzigtausend«, sagte Wastl
endlich. »Bis Sonntag.«
    Aus Magdalenas Kehle kam ein röchelndes Geräusch. Eine
Mischung aus Unglauben, Entsetzen und hysterischem Lachen. Sie hatte das
Gefühl, schlagartig wieder nüchtern zu werden.
    »Fünfzigtausend bis Sonntag«, sagte sie. »Na, dann
viel Glück.«
    »Magdalena, ich brauch Hilfe. Es ist wirklich
dringend.«
    Sie sah zur Bar hinüber, Herr Kant drehte ihr den
Rücken zu, aber Andis fragendem Blick konnte sie nicht ausweichen.
    »Ich ruf dich nachher zurück«, sagte sie. »Bist du zu
Hause?«
    »Ja«, antwortete ihr Bruder. »Noch ein bisschen.«
    Er legte auf.
    Magdalena starrte das Telefon an. »Fünfzigtausend«,
sagte sie. »Ich glaub es nicht.«
    Sie holte tief Atem und ging zurück in die Bar. Auf
Andis »Alles in Ordnung?« antwortete sie mit einem Achselzucken.
    »Probleme?«, fragte Herr Kant.
    »Nur das Übliche.«
    »Noch einen Fernet?«
    »Lieber nicht.«
    »Ihr Bruder studiert?«
    » BWL in
Frankfurt.« Sie war erleichtert, dass er nicht auf dem ihm eben noch
aufgedrängten Du bestand. »Ich hab aufgehört, die Semester zu zählen.«
    »So hat manche große Karriere angefangen«, sagte Herr
Kant.
    »Dann wird es aber langsam Zeit. Er wird bald
neunundzwanzig.«
    »Und Sie finanzieren ihn?«
    »Ha. Das hätt er wohl gerne … Ich nehme an, meine
Mutter steckt ihm genug zu.«
    »Er hat halt ein teures Hobby«, sagte Andi.
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Magdalena resigniert.
    »Autos«, sagte Andi erklärend zu Herrn Kant.
    »Dafür kann man viel Geld ausgeben. Da bin ich
Experte.« Kant lächelte ironisch. »Und jetzt ist er pleite?«
    »So in der Art.«
    Herr Kant sah sie von der Seite an. »Ist es viel?«
    Magdalena winkte ab. »Peanuts.«
    »Peanuts ist relativ. Gerade in Frankfurt.«
    »Es braucht fünfzigtausend. Bis Sonntag.«
    »Respekt«, sagte Herr Kant.
    Andi sah sie mit großen Augen an. »So viel? Wofür?«,
fragte er.
    »Das weiß ich nicht. Aber es scheint dringend zu sein.
Gib mir doch noch einen, Andi«, sagte sie, »oder lieber doch nicht …«
    Andi warf ihr einen skeptischen Blick zu, dann
schenkte er das Glas halb voll.
    »Danke«, sagte Magdalena.
    »Ich will nicht indiskret sein, aber: Haben Sie das
Geld?«, fragte Herr Kant.
    Magdalena stieß ein höhnisches Lachen aus. »Da werd
ich wohl mal kurz zur Bank müssen. Nur fünfzigtausend, Frau Meixner? Darf’s
nicht ein bisschen mehr sein? Jeden einzelnen Euro für den Hotelausbau musst
ich denen rausbetteln, den Verbrechern. Wenn ich da jetzt wegen fünfzigtausend
ankomm … Ich könnt’s ja auch gar nicht zurückzahlen.« Sie starrte auf die
polierte Bar. Dann nahm sie das Glas und nippte daran.
    »Sie mögen Ihren Bruder sehr«, stellte Herr Kant
sachlich fest.
    »Ist halt mein Bruder.«
    »Sie sorgen sich um ihn.«
    »Ja und?«
    »Obwohl Sie wissen, dass er Sie

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