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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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und …«, zwischen
den Beinen, hätte er beinah gesagt, »… jedenfalls als die meisten Männer im
Ort. Und der Typ, mit dem sie da hockt, das ist ein Windhund, das sag ich dir.«
    Burgl sah ihn mit amüsiertem Erstaunen an. »Und woher
weißt du das jetzt?«
    »Professionelle Intuition«, antwortete Schwemmer
patzig.
    »Die gibt’s nicht«, sagte Burgl.
    Schwemmer sah seine Frau an, sah das freche Funkeln in
ihren Augen und liebte sie.
    »Wie war das Essen?«, fragte er.
    Als Antwort drehte sie selig die Augen nach oben.
    »Und der Wein?«
    Diesmal senkte sie genießerisch die Lider und sagte:
»Zu wenig.«
    »Du wolltest fahren … Noch einen Nachtisch?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte nach Hause«,
sagte sie. »Mit dir.«
    Balthasar Schwemmer küsste seine Frau auf den Mund und
verscheuchte energisch jeden Gedanken daran, dass er um acht Uhr in München
sein musste.
    * * *
    Magdalena war noch nie mit dem Taxi von Oberammergau
nach Hause gefahren. Mit dem Fahrrad, das schon, in einem warmen Sommer, als
sie wenig über zwanzig gewesen war. Aber ein Taxi hatte sie sich noch nie
geleistet.
    »Und Ihr Wagen?«
    Herr Kant zuckte lässig die Schultern. »Schaun mer
mal. So sagt man doch hier, oder?«
    »Es gibt solche Leute«, sagte Magdalena.
    »Die Nachspeise war exquisit«, sagte Herr Kant. »Auch
wenn der Name das nicht unbedingt erwarten ließ.«
    »Sesam-Baba«, sagte Magdalena und lachte in sich
hinein.
    »Ich habe mal eine Frage als Preuße«, sagte Herr Kant.
»Es gibt eine Sache, die mich irritiert: Immer wenn ich hier zu jemandem ›Grüß
Gott‹ sage, um mich integrativ zu geben, antwortet man mir mit ›Guten Tag‹. Und
umgekehrt. Immer. Anfangs hielt ich das ja für eine kleine Boshaftigkeit, aber
ich habe bemerkt, dass ich es mir nur vornehmen muss. Also wenn ich
denke, jetzt werde ich gleich ›Guten Tag‹ sagen, schon werde ich mit ›Grüß
Gott‹ begrüßt. Und wiederum umgekehrt. Wie machen Sie und Ihre Landsleute das?«
    Der Taxifahrer lachte. Er wirkte orientalisch, ein
Iraner vielleicht.
    »Können Sie ihm das erklären?«, fragte Magdalena.
    »Nein. Es ist etwas Metaphysisches«, sagte er mit
einem leichten Akzent. »Dieses Land ist ungeheuer metaphysisch. Das Problem
ist, dass gleichzeitig niemand hier weiß, was Metaphysik ist.«
    Magdalena lachte unterdrückt. Der Mann hatte recht.
    »Und Sie wissen, was Metaphysik ist?«, fragte Herr
Kant.
    »Nein. Wozu auch? Ich bin ja kein Bayer.«
    Nun platzte Magdalenas Lachen heraus. Sie hatte keine
Ahnung, was der Mann meinte, aber es klang superlogisch.
    »Ich habe das Gefühl, mich der Erklärung zumindest
anzunähern«, sagte Herr Kant.
    * * *
    Es war nicht wirklich schwer gewesen, Herrn Kant noch
zu einem Drink an die Hotelbar einzuladen. Andi schien sich tatsächlich zu
freuen, sie zu sehen. Der Kölner und die Russin verabschiedeten sich gerade,
und sie hatten die kleine Bar für sich.
    »Sagen Sie mal, Herr Kant, heißen Sie wirklich Jo mit
Vornamen?« Sie grinste. Jetzt stellte sie mal die Fragen.
    »Nein«, antwortete Kant und schob ihr den
Fernet-Branca zu, den Andi ungefragt eingeschenkt hatte.
    »Puh«, sagte Magdalena, stieß mit ihm an und kippte
das Glas hinunter. »Sondern?«
    »Ich würde es begrüßen, wenn wir es bei Jo belassen
könnten.«
    »Alles klar, Jo. Ich bin das Lenerl. Gib uns noch
einen zum Anstoßen, Andi, mein Schatz.«
    Andis Miene war nun ein bisschen besorgt. »Wieder so
einen?«, fragte er.
    »Nein, geben Sie uns was anderes. Vielleicht etwas
Leichteres. Wie wär es mit einem Glas Champagner?«, sagte Herr Kant.
    »Nö«, sagte Magdalena. »Andi: Fernet!«
    Andi tat wie ihm geheißen. Magdalena rammte ihr Glas
gegen Jos und kippte es hinunter.
    » So misslungen war der Tag doch eigentlich
nicht«, sagte Jo.
    »Nein, nein. Nur ein vergifteter Hund, eine
hysterische Mutter und ein schießwütiger Großvater. Passt schon. Dafür aber ein
super Essen. Das kann ich nicht anders sagen. Ein su-per Essen. Ich hab
mich noch nicht bedankt, oder?« Sie richtete sich auf ihrem Hocker auf und
drückte Jo einen Kuss auf die Wange. »Danke. Ein super Essen. Fandst nicht
auch?«
    »Das ›Schiffchen‹ war es nicht. Aber ganz okay«, sagte
Jo und drückte sie sanft auf ihren Sitz zurück.
    »Was zum Teufel ist das ›Schiffchen‹?«
    »Ein Restaurant in Düsseldorf. In Kaiserswerth, um
genau zu sein.«
    »Düsseldorf«, sagte sie und machte eine abfällige
Bewegung. »Habts ihr da Berge?«
    Das Telefon

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