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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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überprüfen wir das auch. Mit angemessener Skepsis.«
    »Du kennst den Meixner, oder?«, fragte Schafmann.
»Machst du das also oder lieber nicht?«
    »Na, ich mach das schon. Der Maiche ist so ein sturer
Hund, dich jagt der glatt vom Hof. Mir wird er vorher wenigstens servus sagen.«
    »Ich kann ja mitkommen.«
    Schwemmer drehte seinen Stuhl zum Fenster und sah
hinaus auf die Friedhofskapelle. Die Sonne spielte auf dem Kupferdach, und die
braunen Stellen der Schneeflecken auf dem Grasberg waren wieder ein Stück
größer geworden seit gestern.
    »Nein, fahr du zu den Schedlbauers«, sagte er.
    »Die wohnen in Farchant, oder?«
    »Ich glaub schon. Mach dich halt schlau.«
    »Wie viele sind das eigentlich, die Schedlbauers?«
    »Weiß ich nicht. Chefin ist die Mutter. Witwe. Es gibt
erwachsene Kinder. Eine Tochter, die demnächst heiratet, und Söhne hat sie
auch, ich weiß aber nicht, wie viele. Einen von denen kennen wir hier von Amts
wegen: Bernhard. Den haben sie aus dem Tabledance-Schuppen am Bahnhof
rausgeschmissen, und draußen hat er dann randaliert. Noch gar nicht lange her.
Die Kollegen haben ihn über Nacht hierbehalten. Ein anderer heißt Vinzenz. Den
hab ich mal flüchtig kennengelernt, schien mir damals eigentlich ganz
umgänglich für einen Schedlbauer.«
    »Vinz Schedlbauer? Der bietet in Partenkirchen
Gleitschirmtandemflüge an, oder?«
    »Ja, genau.«
    »Gut. Ich fahr also nach Farchant, klingel da … und
dann?«
    »Wenn du die Alte erwischst, also die Chefin, die
Mirl, dann frag sie, wer das Handy benutzt. Nur die Mirl, keinen anderen. Und
sag ihr nicht, warum du fragst.«
    »Wieso nicht?«
    »Wenn einer aus der Familie ohne ihr Wissen angerufen
hat, will ich ihn nicht aufscheuchen. Und wenn sie es getan hat, will ich sie aufscheuchen.«
    * * *
    Hier am Nordhang lag noch Schnee. Magdalena bog von
der schmalen Straße ab auf einen wenig genutzten Forstweg. Ihr kleiner Bus
kämpfte sich tapfer den Weg hinauf. Als sie außer Sicht der Straße war, stellte
sie den Motor ab und stieg aus.
    Sie trug ihre schweren Bergschuhe. Es waren zwar nur
ein paar hundert Meter, die sie vor sich hatte, aber es war steil, nass und
glitschig.
    Heute war Gernot Lörracher ans Telefon gegangen, als
sie ihn auf der Suche nach einer Ablösung angerufen hatte, und am Ende hatte er
nicht Nein sagen mögen. Widerwillig, aber darauf konnte Magdalena momentan
keine Rücksicht nehmen.
    Sie wollte nicht, dass ihre Mutter sah, wie sie
Großvaters Gewehr wegnahm. Der Waffenschrank war verschlossen, und wenn sie
Glück hatte, merkte überhaupt niemand, dass es fort war.
    So schlich sie sich also an den Hof an, auf dem Weg,
den sie gemeinsam mit Wastl gefunden hatte, als sie als Cowboy und Indianer den
Hof angegriffen hatten, und den sie auch als Teenager manchmal noch genommen
hatte, wenn es abends später geworden war, als die Eltern einer
Sechzehnjährigen erlaubt hatten. Damals hatte sie immer ein paar Hundekekse
dabeigehabt, um Senta zu bestechen, Sentos Mutter. Aber das würde heute nicht
nötig sein. Ihr fiel ein, dass sie ihre Mutter gar nicht nach dem Hund gefragt
hatte, aber sie hätte gewiss erfahren, wenn es schlimmer um ihn stünde als
gestern.
    Sie würde hinter der Scheune herauskommen, und wenn sie
dann rechtsherum ging statt links am Misthaufen vorbei, wo der eigentliche Weg
war, kam sie mit ein bisschen Glück ungesehen zur Waschküchentür.
    Im Hellen war das zwar schwierig, aber dafür war die
Chance größer, dass niemand im Haus war. Der Hias und der Großvater konnten
natürlich überall sein, da musste sie halt achtgeben, aber ihre Mutter dürfte
jetzt unten im Ort sein zum Einkaufen und Ratschen. Abends dagegen würde das
Reserl mit Sicherheit in der Stube sitzen und jeden Mucks im und ums Haus hören.
    Magdalena kletterte zwischen Fichten und Gebüsch den
steilen Hang hoch. Trotz der Bergschuhe rutschte sie mehr als einmal auf nassen
Wurzeln und Steinen aus, sodass ihre schwarze Sporthose bald an den Knien
durchnässt und dreckig war. Nach hundert Metern merkte sie, dass ihre Kondition
nicht mehr dieselbe war wie mit sechzehn, aber mehr als drei Atemzüge Pause
gönnte sie sich nicht. Erst als sie die Scheune zwischen den Kiefern erkennen
konnte, verschnaufte sie ein paar Minuten. Schließlich schlich sie zum Waldrand
und sah sich um. Niemand war zu sehen. Sie setzte ihre Schritte vorsichtig,
damit sie nicht auf einen Ast oder Zweig trat. Zwei Hühner kamen um die Ecke,
pickend nach Futter suchend, sie

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