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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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»wenn du schon wieder an so was denken kannst.«
    »Muss es auch. Gleich nach Feierabend muss ich meinen
Sohn zum Eishockey br ingen.«
    »Was? Singen und Eishockei?« Er sagte »Hockei«,
wie er es von seinem Vater gelernt hatte. Der hatte bei den Weiß-Blauen in der
2. Mannschaft gespielt. Noch auf dem Riessersee.
    » Der Kleine singt, die Kleine schreit,
der Große spielt Eishockey.«
    »Wahrscheinlich auch in Tölz«, sagte Schwemmer. Er
lachte über seinen gelungenen Scherz, dass ein Partenkirchener Bub in Tölz
Hockey spielt.
    »Ja«, sagte Schafmann. »In Tölz.«
    » Was? « Schwemmer starrte seinen Kollegen mit
offenem Mund an. »Wir haben den ältesten Club in Bayern hier, und du karrst
deinen Sohn nach Tölz?«
    »So kann ich die beiden wenigstens manchmal zusammen da hinfahren. Und jetzt schrei nicht, mir tut der Kopf weh.«
    »Nach Tölz.« Schwemmer schüttelte fassungslos den
Kopf.
    Schafmann trank seinen Kamillentee aus. »Hast du schon
mal einen Jungen zum Eishockey gebracht?«, fragte er müde.
    »Nein. Warum?«
    Schafmann massierte seine Schläfen. »Schon mal dabei
gewesen, wenn ein Sechsjähriger seine Eishockeytasche packt?«
    »Nein … Aber der Große ist doch älter als sechs,
oder?«
    »Ja. Jetzt. Jetzt spielt er auch in der Fördergruppe.
Mittlerweile kann er das Zeug auch alleine an- und ausziehen. Er kann die
Tasche sogar alleine tragen. Das ist schön. Das ist sogar sehr schön … Weißt
du, was das frustrierendste Erlebnis meines Lebens war?«
    »Als du den Striezi aus Grünwald hast laufen lassen
müssen, den mit der blonden Polin, die …«
    Schafmann winkte ab. »Quatsch. Das frustrierendste
Erlebnis meines Lebens war, als der Große sechs oder sieben war und ich ihn
endlich in dem ganzen Zeug verpackt hatte, alle Schnüre und Schnallen und Wickel
zu, Hose an, Trikot an, die Stiefel zu, Helm auf … und er sah so toll aus,
wirklich süß, und gleich sollte er spielen, und da hat er gesagt … Weißt du,
was er gesagt hat?«
    Schwemmer hatte das Gefühl, in eine Falle getappt zu
sein. Aber kampflos würde er nicht aufgeben. »Er hat gesagt: ›Papa, ich will
viel, viel lieber beim SC Riessersee spielen.‹«
    »Nein. Schmarrn. Weiß du, was er gesagt hat, so völlig
verpackt und eingeschnürt?«
    »Neinkeineahnungsagschon«, murmelte Schwemmer.
    »Papa, ich muss mal.« Schafmann sah ihn an wie ein
Basset, der sich aufs Ohr getreten hatte. Er hob seinen Teebecher zum Mund,
aber der war leer.
    Schwemmer versuchte, ernst zu bleiben. Er versuchte es
wirklich, aber es war schwierig. Die Vorstellung des kleinen Eishockei-Helden,
der mal muss, so wie kleine Jungs eben müssen, und zwar jetzt sofort, nachdem
Vater ihn gerade erst mühsam verschnürt hatte … Es war einfach zu komisch.
    »Wir können auch arbeiten, wenn dir das lieber ist«,
sagte Schafmann.
    »Ja«, sagte Schwemmer. »Bitte lass uns arbeiten!«
    Aber dann musste er doch lachen. Sehr sogar.
    Schafmann schwieg vorwurfsvoll.
    Schwemmer beruhigte sich mühsam und gab Schafmann
einen Abriss des Vortrages von Pollscheidts.
    »Vielleicht ein Gitarrenspieler. Das könnte eine
Erklärung für die gefundene Stimmgabel sein«, endete er. »Dräger soll die
Gegend noch mal unter die Lupe nehmen, wo sie das Ding gefunden haben. Ich sag
ihm gleich mal Bescheid.« Schwemmer griff zum Telefon, das allerdings genau in
diesem Moment zu läuten begann. Fast wäre er drangegangen, aber sie saßen ja in
Schafmanns Büro. Also schob er den Apparat zu Schafmann hinüber. Der nahm ab,
hörte zu, murmelte dann irgendetwas in den Hörer und legte auf.
    »Anonymer Hinweis zu dem Toten in der Klamm«, sagte
er.
    »Telefonisch?«
    »Ja.« Schafmann rieb sich mit geschlossenen Augen den
Nacken.
    »Kommst du mit runter?«, fragte Schwemmer.
    »Ich glaub nicht«, sagte Schafmann. »Du erzählst es
mir doch, oder?«
    »Na klar. Schaffst du es, den Dräger anzurufen?«
    »Ich denk schon …«
    Schwemmer stand auf und ging so leise wie möglich aus
dem Büro.
    Unten in der Einsatzleitung winkte ihn einer der
diensthabenden Kollegen zu sich.
    »Kam vor fünf Minuten«, sagte er und klickte auf ein
Feld auf seinem Bildschirm.
    Aus den Lautsprechern kam eine männliche Stimme. Der
Tonfall war oberbayrisch, die Stimme wirkte verstellt.
    »Der Tote in der Klamm. Das war der Meixner-Bauer.
Der hat den erschossen. Der schießt auf jeden in seinem Wald.«
    »War das alles?«, fragte Schwemmer.
    »Ja. Ein Handy. Nummer unterdrückt.« Der Kollege
schüttelte den

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