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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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sprachen leise und sehr ernsthaft. Hören
konnte Magdalena nichts, aber keiner der beiden zeigte ein Lächeln oder ein
Nachgeben in Miene oder Haltung. Sie standen sich fast reglos gegenüber, sagten
abwechselnd ein paar kurze Sätze und dann auch das nicht mehr.
    Magdalena kamen die Sekunden endlos vor, die die
beiden sich schweigend gegenüberstanden. Es war, als fiele ihr ein Stein vom
Herzen, als ihr Großvater endlich nickte. Er zog sich den Hut in die Stirn,
dann nickte er noch einmal und wandte sich ab. Hias sah ihm einen Moment nach,
dann ging er wieder an seine Arbeit.
    Maiche kam nicht in die Stube zurück. Magdalena hörte
den Diesel des Lada hustend anspringen und sich entfernen.
    Na toll, dachte sie. Er hätte mich ja wenigstens mit
runternehmen können. Sie stand von der Ofenbank auf und ging in die hintere
Stube, wo der Waffenschrank stand. Sie zog den Schlüssel aus der Hosentasche
und schloss auf.
    Hias hatte den Schrank ausgeräumt.
    Die Flinte war weg, aber auch die Repetierbüchse mit
dem Zielfernrohr, die Weltkriegspistole, die Maiche als Fangschusswaffe
benutzte, und die ganze Munition. Nur die antike Luntenpistole, von der niemand
mehr wusste, welcher Krieg sie in den Familienbesitz geschwemmt hatte, hing
noch an ihrem Haken, und die Hirschfänger lagen wie immer in ihrem Fach.
    Der Anblick des leeren Schrankes wirkte wie eine Zäsur
auf Magdalena.
    Wir haben ihn entmündigt, dachte sie. Und er weiß das.
    * * *
    Schwemmer ging vom Gas. Er war sich nicht mehr ganz
sicher, wo genau der Abzweig von der Bundesstraße kam. Dann entdeckte er ihn in
knapp zweihundert Metern Entfernung, als ein Minibus an der Einmündung
auftauchte und nach links in seine Richtung abbog. Als er den Wagen passierte,
meinte er Magdalena Meixner am Steuer erkannt zu haben, aber er war sich nicht
sicher.
    Schwemmer bog ab und fuhr ins Bachtal hinunter. Er
überquerte die Gleise und genoss die plötzliche Ruhe, die die Landschaft
ausstrahlte, hier, gerade mal ein paar Dutzend Meter weg von der Bundesstraße.
    Er ließ das Fenster runter, obwohl die
Vorfrühlingssonne die Luft noch nicht wärmte. Gemütlich kurvte er die schmale,
steile Straße hoch, vorbei an Wiesen und Stadeln, dann in den Wald hinein und
wieder hinaus. Er durchquerte den winzigen Flecken aus einigen Höfen, Kirche
und Wirtshaus, bog dahinter links ab, vorbei an einem Sackgassensymbol und
einem »Anlieger frei«-Schild.
    Der Weg wurde noch einmal steiler, der Asphalt noch
löchriger. Schwemmer hörte, wie Steine gegen den Unterboden geschleudert
wurden. Immer weiter ging es hinauf. Kurve reihte sich an Kurve. Erneut ein
Stück dichter Nadelwald, der dann plötzlich wieder zurücktrat. Hier endete der
Weg, direkt auf dem Meixner-Hof.
    Er entdeckte keine Fahrzeuge. Schwemmer ließ den
Passat vor dem Wohnhaus ausrollen und stieg aus.
    Hier oben war der Frühling noch nicht so spürbar wie
im Tal. Aber er genoss den Geruch nach Heu und Tieren, der ihn umgab.
    Seine rechte Hand tastete nach der Sakkotasche.
    »Na!«, schimpfte er heftig mit sich selbst.
    Dies wäre Ort und Zeit gewesen, sich eine Zigarette
anzünden, damals, als er noch geraucht hatte. Leider hatten einige seiner
konditionierten Reflexe noch nicht mitbekommen, dass er es sich abgewöhnt
hatte: zum Beispiel seine rechte Hand, die immer noch nach der Schachtel
suchte, obwohl er doch gar keine Lust auf eine Zigarette haben wollte.
    Ein halbes Dutzend dunkelroter und weißer Hühner
pickte vor dem Scheunentor herum. Aus dem Stall kam Muhen. Schwemmer klopfte an
die Tür des Wohnhauses, und wie erwartet rührte sich nichts. Versuchshalber
drückte er auf die Klinke, die Tür war unverschlossen.
    »Jemand da?«, rief er hinein, niemand antwortete. Ein
Hund war auch nicht zu hören.
    Schwemmer sah sich um. Er war froh, es nicht eilig zu
haben. Er würde einfach ein bisschen warten und schauen, ob jemand auftauchte.
    Das Wettersteingebirge strahlte in der Sonne, nach
Norden hin ging der Blick zum Krottenkopf.
    »Dass die hier keinen Gasthof aufmachen …«, sagte er
laut zu sich selbst.
    Er zog sein Handy aus der Tasche. Das Netz war
schlecht, aber er probierte es und rief zu Hause an. Das Freizeichen tutete
wacklig etliche Male, aber natürlich war Burgl nicht da. Wahrscheinlich war sie
einkaufen. Mit leichter Besorgnis konstatierte Schwemmer, dass wegen seines
frühen Aufbruchs nach München die gemeinsame Abendmenüplanung ausgefallen war
und Burgl diese heute alleinverantwortlich vorgenommen

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