Tod in Lissabon
Mädchens sah, ihre nackten Beine und ihren rotbraunen Busch, sagte ihm seine Erregung, dass dieser Kitzel von einer ganz anderen Kategorie war als Picas Wäscheschublade.
Er war schockiert, als der Mann seine Hose fallen ließ, die Frau hochhob und auf den Tisch setzte. Es war abstoßend. Doch als er die Ausstattung des Mannes sah, die Größe und wohin er sein Ding steckte, wie er es gegen den glänzenden Busch des Mädchens stieß, ihre seltsam ängstliche Dankbarkeit, die heftiger werdenden Stöße des Chauffeurs und die Sauerei, als der Mann seinen Samen überallhin verspritzte – ahnte er, dass er etwas Außergewöhnlichem auf der Spur war. Das sagte ihm schon der Zustand seiner eigenen Hose. Sein Verstand sagte ihm etwas anderes – er war teils erregt, teils angewidert und fühlte sich sonderbar elend bei der Vorstellung, dass Ähnliches auch von ihm erwartet werden könnte.
Ein Teil des Rätsels klärte sich zwei Tage später (die Wäschekammer war mittlerweile eines seiner Lieblingsverstecke geworden), als sein Vater mit demselben Hausmädchen hereinplatzte. Manuel erkannte, dass nur Menschen aus der Unterschicht ihren Samen überall verspritzten, während anständige Menschen ihn, höflicher und weniger unordentlich, wie er fand, komplett im Busch der Frau ließen.
Eine Reihe von Jahren und Hausmädchen später begriff er die Situation endlich ganz, doch erst ein Besuch bei einer Prostituierten kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag entmystifizierte den Vorgang vollends. Mit einem gut positionierten Knie demonstrierte sie ihm, dass die Technik des Zurückziehens in einer katholischen Gesellschaft eine in allen Schichten verbreitete Praxis war.
Felsen veränderte seinen Standpunkt, um besser erkennen zu können, was Manuel so faszinierte. War es Picas Hintern? Wenn ja, war das ein gutes Zeichen, denn auch sein Blick war mehr als einmal in diese Richtung gewandert. Sie hatte ihre Figur behalten, nicht zuletzt deshalb, weil sie keine Kinder hatte. Abrantes hatte angeboten, sie zur Senhora dos Santos in die Beira zu bringen, und nur mitleidiges Schweigen geerntet. Stattdessen war er mehrmals mit ihr nach London geflogen und hatte auf der Harley Street Unsummen ausgegeben, ohne dass sie deshalb schwanger geworden wäre. Folglich waren ihre Eltern immer von ausgesuchter Höflichkeit, wenn sie Abrantes’ Haus oder seine Partys besuchten, womit langweilige Unterhaltung garantiert war.
Felsens Blick schweifte zurück zu Manuel, der sich in diesem Moment aufrichtete, als hätte er entdeckt, weswegen er gekommen war. Die Hand seines Vaters war nach unten gewandert und schmiegte sich jetzt unverkennbar um Patricias Hintern, während er mit der anderen Hand mit dem Strumpfband unter Picas Kleid spielte. Der alte räudige Hund, dachte Felsen, als Pica sich umdrehte und Manuels weißes Hemd zwischen den Bougainvillen entdeckte. Sie schüttelte Abrantes’ Hand ab, und er zog auch seine andere blitzschnell wie eine Eidechse von Patricias Hinterteil zurück.
Als die ersten Gäste sich verabschiedeten, gesellte Abrantes sich mit zwei Cognacschwenkern und einer Flasche aguardente , die er aus der Beira mitgebracht hatte, zu Felsen auf die Veranda. Sie setzten sich auf zwei Rohrstühle an einem schmiedeeisernen Tisch, tranken und rauchten, während Abrantes leise auf das lackierte Holzgeländer trommelte.
»Typisch portugiesisch«, meinte Felsen und betrachtete die aufbrechenden Gäste. »Die Leute können hier nichts machen, ohne dabei zu essen.«
Abrantes hörte ihm nicht zu, sondern schnippte nur achtlos seine Asche über das Geländer.
»Es war ein schlechtes Jahr«, sagte er, ganz der erfolgreiche, aber natürlich pessimistische Geschäftsmann.
»Wir sind aus Afrika rausgekommen, ohne unser letztes Hemd zu verlieren«, erwiderte Felsen.
»Nein, nein, ich rede nicht vom Geschäft. Das Geschäft ist ganz ordentlich gelaufen. Es ist, was du sagst … die Kolonien. Die Probleme in Afrika werden nicht wieder verschwinden.«
»Salazar wird dem Beispiel der Briten folgen. Sie haben Ghana und Nigeria in die Unabhängigkeit entlassen. Kenia wird folgen. Und Salazar irgendwann auch. In ein paar Jahren sind wir zurück in Afrika und machen unser Geld mit neuen, unabhängigen Regierungen.«
»Ah«, sagte Abrantes und beugte sich, die Knöchel übereinander geschlagen, die Knie gespreizt, vor, froh, den Deutschen einmal korrigieren zu können, »wenn du das glaubst, verstehst du Salazar nicht. Hast du vergessen, was
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