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Tod in Lissabon

Tod in Lissabon

Titel: Tod in Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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machen.«
    »Wir sind von der Mordkommission, nicht vom Drogendezernat.«
    »Aber Sie wussten es.«
    »Nur eine Vermutung«, sagte ich. »Weswegen wollten die mit ihr reden?«
    »Herstellung und Vertrieb.«
    »Von was?«
    »Ecstasy«, sagte er. »Ihr Chemiedozent an der Universität ist vorübergehend festgenommen worden und nennt jetzt Namen, um sich das Leben leichter zu machen. Einer davon war der meiner Tochter.«
    Ich erklärte den Grund unseres Kommens, und sein Ärger ließ langsam nach. Schließlich ging er seine Tochter holen. Ich rief derweil auf meinem Handy Fernanda Ramalho an. Die Gerichtsmedizinerin mochte Marathonläuferin sein, aber Informationen übermittelte sie in der Manier eines 100-Meter-Sprints.
    »Dinge, die Sie interessieren könnten«, sagte sie. »Erstens die Todeszeit: ziemlich genau zwischen achtzehn und achtzehn Uhr dreißig am Freitag. Todesursache: Asphyxie durch Erwürgen, Kompression der Luftröhre mit beiden Daumen, keine Nagelspuren am Hals, deshalb tippe ich auf Handschuhe. Der Schlag auf den Hinterkopf: Sie wurde nur einmal mit einem sehr harten und sehr schweren Gegenstand geschlagen – keine Eisenstange –, der zertrümmerte Schädel und die Größe des Hämatoms deuten auf etwas wie einen Vorschlaghammer hin.
    Als sie erwürgt wurde, war sie definitiv bewusstlos. Ich kann keinerlei Spuren eines ernsthaften Kampfes erkennen, keine Hautabschürfungen bis auf die an der Stirn, die beim Aufprall auf eine Kiefer entstanden sein muss. In der Wunde haben wir Rinde gefunden, unter ihren Fingernägeln nicht. Sexuelle Aktivitäten: Das wird Ihnen nicht gefallen. Sie hatte sowohl Vaginal- als auch Analverkehr. Dabei wurden Kondome verwendet. In ihrem Rektum fanden sich Spuren eines Gleitmittels auf Wasserbasis, und die Beschädigung ihres Schließmuskels lässt vermuten, dass sie vorher noch nie Analverkehr hatte. Blut: eine ungewöhnliche Blutgruppe, AB negativ, wir haben Spuren von drei bis vier Methylendioxyamphetaminen gefunden … auch als E oder Ecstasy bekannt. Außerdem hatte sie Cannabis geraucht, dazu Spuren von Koffein.«
    »Irgendwas in ihrem Magen?«
    »Sie hatte nicht zu Mittag gegessen.«
    »Ist das alles?«
    »Für euch ist aber auch nichts gut genug, nicht mal ein derart schnelles Ergebnis.«
    »Fernanda«, sagte ich. »Sie wissen doch, dass wir das zu schätzen wissen.« Sie legte auf.
    Teresa Carvalho hatte lange violette Haare und trug dunkelvioletten Lidschatten, Lippenstift und Nagellack, dazu eine schwarze Bluse, einen kurzen schwarzen Rock, eine schwarze Strumpfhose und violette, wadenhohe Doc Martens. Sie setzte sich auf einen Sessel in der Ecke des Arbeitszimmers und verschränkte die Beine. Senhor Carvalho verließ das Zimmer, und wir saßen in der von Teresas Kaugummikauen untermalten Stille.
    »Mein Vater sagt, Sie sind von der Mordkommission. Ich habe niemanden ermordet, also bin ich cool«, sagte sie und ließ demonstrativ eine Blase ihres Kaugummis platzen.
    »Hast du seit der Trennung am Mittwochabend mit irgendeinem der Band-Mitglieder gesprochen?«, fragte ich.
    Diese Eröffnung klang, als hätten wir noch reichlich Munition im Magazin, und ihr Blick flackerte sichtlich.
    »Nein, habe ich nicht. Wozu auch?«
    »War das auch das letzte Mal, dass du Catarina gesehen hast?«
    »Ja«, sagte sie. »Ist ihr irgendwas zugestoßen?«
    »Warum fragst du?«
    »Ihr könnte alles Mögliche zustoßen.«
    »Gibt es dafür einen speziellen Grund?«, wollte Carlos wissen.
    »Sie sieht unschuldig aus, nicht wahr?«
    »Du meinst die blonden Haare und die blauen Augen.«
    Sie ließ wieder ihren Kaugummi knacken und zog einen Schuh an die Stuhlkante.
    »Weiter, Teresa«, sagte ich, »erzähl uns, was du von Catarina hältst.«
    »Sie ist schwer gestört.«
    »Was soll das heißen? Verrückt, neurotisch, auf Drogen?«
    »Ich glaube, sie ist nicht mal sechzehn, oder?«
    »Das ist richtig.«
    »Vielleicht finden Sie die eine oder andere puta mit ihrer Erfahrung, aber …«
    »Das ist hoffentlich nicht nur böser Teeny-Tratsch, Teresa.«
    »Es ist Männertratsch. Gehen Sie doch auf den Campus und fragen Sie.«
    »Du magst sie nicht.«
    »Nein.«
    »Bist du neidisch auf sie?«
    »Neidisch?«
    »Auf ihre Stimme, zum Beispiel.«
    Sie schnaubte verächtlich.
    »Oder weil die Typen auf sie stehen?«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass sie nicht besser ist als eine puta. «
    »Was ist mit Bruno und Valentim?«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Beantworte einfach die Frage«, sagte

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