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Tod in Marseille

Tod in Marseille

Titel: Tod in Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Gercke
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Mama.
    Sie ist nicht da. Du hast es doch gesehen, antwortete Nini. Sie dachte nicht einen Augenblick daran, sich darüber zu wundern, dass der Afrikaner Maria-Carmen kannte.
    Ich weiß aber, dass sie da drin ist, sagte Fofo.
    Nini, die im Begriff war, mit Hilfe des Gins in eine Welt ohne Sorgen einzutauchen, wurde aufmerksam.
    Das kannst du nicht wissen, sagte sie, nachdem sie einen Augenblick angestrengt nachgedacht hatte.
    Ich weiß immer, wer da drüben ein und aus geht, sagte Fofo.
    Sie sahen beide auf die Tür des gegenüberliegenden Hauses. Drei Männer mittleren Alters standen davor und klopften. Die Tür blieb verschlossen. Einer der Männer löste sich aus der Gruppe und kam über die Straße. Fofo stand auf und ging hinter den Tresen. Nini hörte ihn nach dem Namen des Mannes fragen. Der sagte einen Namen, den sie nicht verstand, und gab seinen Freunden draußen ein Zeichen. Auch die beiden anderen kamen über die Straße und betraten das Bistro.
    Ich will nichts trinken, sagte ein kleiner Dicker, der offensichtlich schon genug getrunken hatte. Ich will …
    Halt die Klappe, du kriegst schon, was du willst. Der Mann, der zuerst über die Straße gekommen war, zog seine Freunde an einen Tisch im Hintergrund. Der Afrikaner brachte ihnen Wein. Nini hörte, dass er leise mit ihnen sprach. Dann kam er zurück an ihren Tisch. So war das also. Der war der Pförtner. Sie saß in der Pförtnerloge. Natürlich wusste er, wer dort in dem Haus war.
    Sie ist da drin, ja?, fragte Nini.
    Ja, antwortete Fofo.
    Und Sie können mich dort hineinlassen?
    Nein, sagte Fofo, das kann ich nicht. Mama Rose will keine Frauen als Gäste.
    Aber sie ist doch da drin, wiederholte Nini eigensinnig.
    Fofo ging zurück hinter den Tresen. Er schaltete auch die letzten Lampen wieder an. Die betrunkenen Männer standen auf und verließen das Bistro. Nini sah, dass sie im Haus gegenüber verschwanden. Mit betrunkenen Männern hatte sie also zu tun. Was denn sonst? Was hast du geglaubt? Dass du sie ins Paradies begleitet hast? Es werden andere Männer kommen. Ich kann nicht zulassen, dass sie dort bleibt. Sie hat sich versteckt, als die Polizei kam. Vor mir kann sie sich nicht verstecken. Ich werde sie finden.
    Nini erhob sich und ging hinüber zum Tresen. Fofo sah nur ihren Kopf, als sie davorstand.
    Ich geh mal nach draußen, sagte sie. Ich komme aber wieder. Ich zahl dann nachher. Du kannst meinen Schal hierbehalten, wenn du willst.
    Lass nur, Mama, sagte Fofo. Du wirst schon wiederkommen.
    Nini verließ das Bistro, wandte sich nach links und war vom Bistro aus nicht mehr zu sehen. Nach zwanzig Metern wechselte sie die Straßenseite. Eng an die Hauswände gedrückt, kam sie langsam zurück. In einer Nische neben der Tür, hinter der die Betrunkenen verschwunden waren, blieb sie stehen, ein Ende des Schals vor das Gesicht gezogen, um auch noch den geringsten hellen Fleck zu verbergen. Nach einer Weile entstand Lärm am unteren Ende der Straße. Ein paar Männer, fünf oder sechs, kamen die Straße herauf, blieben vor der Tür stehen und versuchten, sie zu öffnen. Aus dem Krach, den sie machten, dem Gebrüll, dem Schlagen gegen die Tür schloss Nini, dass sie nicht wussten, wer darüber bestimmte, ob sie eingelassen wurden. Sie trat einen kleinen Schritt vor.
    Psst, he, da drüben, ihr müsst nach da drüben, flüsterte sie.
    Wenn der Afrikaner die Männer einließ, würde sie ihre Chance nutzen und mit ins Haus schlüpfen.
    Was ist das denn, grölte einer, ein großer, kräftiger Mann, der eine schwarze Hose trug und ein T-Shirt, das auf dem Rücken mit einem Totenkopf bemalt war. Der Mann schwankte. Er schien stärker betrunken als seine Kumpane.
    Was ist das denn, wiederholte er und zog Nini in den Kreis der anderen, die aufhörten, sich mit der Tür zu beschäftigen, und Nini anstarrten, als sähen sie ein Gespenst.
    Ist das ’ne Begrüßung, Jungs?, lallte der Betrunkene. Sie schicken das hier vor. Soll wohl zum Abschrecken sein. Aber nicht mit uns, Hexe. Ich weiß, was da oben gespielt wird. Sag denen, dass wir reinwollen, los, mach!
    Er schubste Nini gegen einen der anderen. Der wich zurück, als hätte er Angst, berührt zu werden. Nini stürzte. Sie fiel mit dem Kopf auf die steinerne Treppe und blieb dort liegen.
    He, das ist nur ’ne harmlose Alte, sagte einer. Gib ihr ’n Euro, dann haut sie ab.
    Er stieß leicht mit dem Fuß gegen den am Boden liegenden Körper. Aufstehen, Alte. Verschwinde. Das hier ist was für Männer.
    Es

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