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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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schwieg. Sie nahm eine neue Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Paul nahm das abgebrannte Streichholz und malte mit dem schwarzen Ende kleine Kreise auf die Glasplatte des Tisches.
    »Jetzt ist alles anders. Ich bin anders, und Harald ist ein lächerlicher Fettsack, der nichts mehr zu sagen hat. Und Fred –« Paul sah Susann plötzlich an. »Ich habe Angst. Ich habe grauenhafte Angst vor ihnen ... Ich möchte nur weg! Das habe ich bis jetzt noch niemandem eingestanden.«
    Susann wurde ungeduldig. Sie klopfte die Asche ihrer Zigarette in einer Glasschale ab und wippte mit dem Fuß.
    Paul redete hastig weiter: »Ich brauche Geld. Viel Geld, und zwar schnell!«
    »Wer braucht das nicht!« Sie stand auf. Unkonzentriert blätterte sie in den Plattenhüllen.
    »Ich habe dort eine Elektrikerlehre gemacht ...« fing Paul wieder an.
    Aber Susanns Lachen unterbrach ihn. »Das ist ja toll! Sag mal, was ist eigentlich aus Joss geworden? Hat er gedacht, ich könnte dir einen Posten als Bügeleisenverkäufer besorgen?«
    Paul schüttelte matt den Kopf. »Nein. Selbst wenn ich das wollte – sie würden mir keine Ruhe lassen. Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder mach ich weiter mit ihnen, damit sie mich in der Hand haben, und dann bin ich früher oder später da, wo ich gerade herkomme – oder ich unternehme selbst etwas, eine gute Sache, die mir hilft, wegzukommen, bevor sie mich fertiggemacht haben.«
    »Und Joss hat dich ausgerechnet zu mir geschickt?«
    »Joss hat mir beigebracht, mit dem Schweißbrenner umzugehen und an einen Safe ranzukommen; er hat mir außerdem beigebracht, mit Alarmanlagen fertig zu werden.«
    Einen Augenblick war es totenstill im Raum. Paul hörte, wie Susann scharf die Luft einzog. Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Er war ganz ruhig, seine Überraschung war gelungen. Sie war verblüfft und beeindruckt. Als sie die Augen wieder ganz öffnete, wurde er unsicher.
    »Du Baby«, sagte sie gedehnt, »du kleines Baby! Ich weiß nicht, wie Joss auf dich reinfallen konnte. Vielleicht hat er dir aus Langeweile einiges eingetrichtert. In der Theorie. Aber die Praxis sieht anders aus. So ein Bürschchen wie du hat nicht die Nerven, einen sicheren Plan auszuknobeln und ihn dann auch durchzuführen.«
    »Wenn ich eine Gelegenheit sehe, dann kann ich auch.« Paul merkte, daß seine Stimme schwankte, als ob er weinte. Er stand auf. Seine Augen brannten, sein Magen bestand aus Eiskristallen.
    Susann lachte laut. »O nein, bevor ich mich mit dir einlassen würde, ginge ich ja noch lieber arbeiten! Da ist mir ja mein alter Job in der ‹Pik Dame› noch lieber.«
    Sie sagte noch mehr, aber er hörte es nicht. Blind stolperte er zur Wohnungstür und riß sie auf.

8
    Als die Tür hinter Paul zufiel, war es dunkel. Er taumelte auf den Ring aus Leuchtfarbe zu, in dessen Mitte er den Lichtschalter vermutete. Ein surrendes Geräusch ließ ihn stehenbleiben.
    Jemand kam mit dem Lift herauf.
    Erst jetzt fielen ihm Fred und Harald wieder ein. Hastig sah er sich um. Er konnte keine Einzelheiten erkennen, aber er erinnerte sich noch, wo die Treppe zum fünften Stock hinaufging, und tastete sich am Treppengeländer bis zum nächsten Absatz hinauf.
    Der Fahrstuhl hielt im vierten Stock; ein Mann kam heraus. Paul hörte seine Schritte, dann wurde das Flurlicht angeschaltet.
    Eng an die Wand gedrückt wartete er.
    Die Schritte kamen näher und machten unter ihm halt. Der Mann stand vor Susanns Tür. Vermutlich drückte er auf die Klingel; drinnen rührte sich nichts. Dann klopfte er leicht.
    Paul schob sich vorsichtig weiter nach oben.
    Der Mann vor Susanns Tür klopfte wieder. »Susie!« rief er leise.
    Paul atmete aus, rutschte wieder nach unten und setzte sich auf eine Stufe. Der alte Kodell!
    »Mach doch auf!« drängte er.
    Paul wartete mit ihm. Dann hörte er, wie die Tür geöffnet wurde, und Susanns Stimme unfreundlich fragte:
    »Was ist denn los? Ich bin müde, ich will schlafen!«
    »Susie, nur einen Augenblick – ich muß dich sprechen!«
    »Nein, nicht jetzt!«
    »Bist du nicht allein?«
    Susann antwortete nicht. Paul stellte sich ihren verächtlichen Gesichtsausdruck vor.
    »Es ist wichtig!« Kodells Stimme war eine Mischung aus Panik und Drohung.
    »Meinetwegen, aber mach's kurz!« sagte Susann.
    Paul hörte Kodells Schritte, dann fiel die Wohnungstür zu. Er stand auf und schob sich am Geländer hinunter bis zu Susanns Tür. Seine Hand suchte auf dem rauhen Verputz nach dem

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