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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Fontänen.
    Kulmhof sprang mit langen Sätzen auf die schützenden Häuser zu, aber Paul folgte ihm nicht, sondern rannte in der anderen Richtung weiter. Nach einer Minute sah er kurz über die Schulter zurück.
    »Ich bin noch da!« lachte Kulmbach und blieb dicht hinter ihm.
    Paul merkte, daß Kulmhof laufen konnte. Obwohl seine Beine im Verhältnis zum Oberkörper kurz wirkten, bewegten sie sich harmonisch und kraftsparend wie bei einem durchtrainierten Sportler.
    Paul wurde langsamer. »Dort vorn ist ein Café!« brüllte er.
    Kulmhof nickte und überholte ihn. Paul blieb zurück, wartete einen Augenblick, sprang dann plötzlich zur Seite und rannte in die nächste Nebenstraße hinein.
    Überall liefen Menschen durcheinander. Die wenigsten hatten Schirme; die meisten drängten sich unter die Dächer und Haustüren. Der Regen wurde immer dichter, die nächste Umgebung verschwamm hinter einem Schleier. Die Autos schoben sich hupend durch hoch aufsprühende Seen, die sich mit dem Wasser vermischten, das kataraktartig aus den Regenrinnen schoß.
    Die Straße vor Paul war leer. Die Menschen unter den Vordächern verschmolzen mit den Mauern. Auf dem Gehsteig war er allein.
    Das Wasser drang kalt durch seine brüchigen Schuhe und spülte über seine Hosenaufschläge; er machte kleine Bogen um die knöcheltiefen Pfützen vor ihm. Plötzlich nahm er die Hände aus den Taschen und hob das Gesicht. Die Wassertropfen trafen hart auf und drangen durch seinen Pullover und das Hemd bis auf die Haut.
    Es war ein gutes Gefühl.

14
    Er drückte zum drittenmal auf die Klingel und rieb die gefühllosen Hände aneinander. Es regnete jetzt nur noch in dünnen Fäden. Pauls Zähne schlugen klappernd aufeinander.
    Wieder drückte er den Knopf; diesmal lang und ungeduldig. Endlich summte der automatische Türöffner. Paul stieß die Tür auf und ging hinein. Seine Schuhe machten saugende Geräusche und hinterließen nasse Abdrücke der abgelaufenen Profilsohlen.
    Als der Lift oben ankam, hatte sich unter Paul eine große Wasserpfütze gebildet.
    Susann stand in der Wohnungstür. »Verdammt!« sagte sie, als sie ihn sah.
    Er versuchte zu grinsen, aber seine Lippen waren steif vor Kälte.
    »Bleib draußen!« fauchte sie, als er an ihr vorbei in die Wohnung gehen wollte. »Du versaust mir ja den ganzen Teppich!«
    Er blieb stehen und sah an sich herunter.
    »Zieh dir wenigstens die Schuhe aus«, sagte sie laut.
    »Ich bin nicht schwerhörig«, knurrte er und bückte sich, um die verfilzten Bänder seiner Schuhe aufzuziehen.
    Sie ging in die Wohnung und lehnte die Tür an. Paul zog sich einen Schuh aus und richtete sich plötzlich auf. In der Wohnung hatte sich etwas bewegt. Außer Susann. Er hörte eine leise Stimme.
    Paul sprang auf und war mit einem Satz in der Wohnung. »Wer ist hier?« fragte er scharf.
    »Mein Gott, schau doch, was du anrichtest!« rief Susann.
    Er achtete nicht auf den einen Schuh, den er noch anhatte. Suchend sah er sich im Zimmer um. Die Tür zum Schlafzimmer war geschlossen. »Ich habe eine Stimme gehört!« Er machte einen Schritt auf die Tür zu.
    »Geh vom Teppich runter! Nein, nicht auf das Parkett!« Susanns Stimme war schrill.
    »Wer ist da?« beharrte Paul.
    »Kein Mensch; ich hatte das Radio an!« Susann riß die Badezimmertür auf und kam mit dem geblümten Frotteemantel zurück. Sie warf ihn ihm zu. »Hier; ich lasse dir ein heißes Bad ein«, sagte sie sanfter.
    Paul humpelte in die Küche und zog sich dort den zweiten Schuh aus. »Konntest du den Regen nicht irgendwo abwarten?« rief Susann.
    Paul antwortete nicht. Das laut einsprudelnde Wasser hätte sowieso alles übertönt. Susann kam eben in die Küche und stellte einen Topf mit Milch auf die Platte.
    »Da kann man sich ganz schön erkälten!« Sie wirkte jetzt ruhiger, fast besorgt. Paul lächelte. Seine Hände waren klamm, sie bekamen den Knoten in dem Schnürband nicht auf, er riß ihn mit einer heftigen Bewegung durch.
    Draußen brach die Sonne durch die Wolken.
    Paul zerrte den nassen Pullover über den Kopf und warf ihn über den Küchenstuhl.
    »So, kommt jetzt«, sagte Susann. Es duftete nach Fichtennadeln.
    »Danke«, sagte er.
    »Warte, ich bringe die heiße Milch mit Rum, das wird dich aufmöbeln.«
    Paul lächelte und knöpfte sein Hemd auf. Zum erstenmal sah er ihre Haare unordentlich und wirr. Er schob es auf die Arbeit, die sie mit seinem Badewasser gehabt hatte, und war gerührt.
    Entspannt lag er im heißen Wasser und schloß die

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