Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
vor dem Haus.
Paul wollte die Lampe ausschalten, sie rutschte ihm aus der Hand und rollte über den Boden, auf die Tür zu. Paul warf sich hinterher, erwischte sie im letzten Moment und drückte den Metallknopf hinunter.
Als der zweite Pfiff ertönte und er die Lampe wieder einschaltete, zitterte seine Hand so, daß er im flackernden Licht den Draht nicht wiederfand. Er, atmete ein paarmal tief ein und aus, aber die ruhige Sicherheit von vorhin war verschwunden.
Er legte eine halbrunde Schlaufe aus Leitungsdraht rund um die Tür und befestigte sie mit Klebeband so am Boden, daß der Draht keinen Spielraum hatte. Dann hielt er die Luft an und drückte die erste Kontaktklammer an den Alarmdraht.
Nichts geschah.
Paul schnaufte aus und stelzte vorsichtig zur anderen Seite hinüber. Er bückte sich, nahm die zweite Klammer und setzte sie auf. Auch diesmal blieb alles ruhig. Paul nahm die Zange und suchte sich eine Stelle des Alarmdrahtes dicht neben der Kontaktklammer aus.
Die glatten Isoliergriffe rutschten etwas in seiner Leder-Handfläche, aber es spielte keine Rolle mehr. Er trennte den Draht neben der Tür durch, und die Totenstille um ihn herum bewies, daß die Arbeit gelungen war.
Paul stieg vorsichtig in das Innere der Drahtschlaufe und packte seine Werkzeuge ein. Dann nahm er die Dietriche und machte sich an das untere Schloß. Diesmal hatte er mehr Arbeit, aber er schaffte es. Beim oberen Schloß konnte er mit den Dietrichen nichts ausrichten; er mußte die Klappe für die Klinke abschrauben und legte sie neben sich auf den Boden. Dann schob er die Flachzange in die Öffnung und faßte den kleinen Bolzen. Die Zange rutschte ein paarmal ab, dann packte sie den Bolzen, drehte ihn – die Tür sprang auf. Paul legte Zange und Dietriche in den Kasten und stellte ihn vor die Tür. Dann legte er sich flach auf den Boden.
Das Gesicht dicht über dem Fußboden, schob er sich durch die Türöffnung, Zentimeter für Zentimeter. Als er die Hälfte geschafft hatte, zog er vorsichtig den Werkzeugkasten mit einer Hand nach und schob ihn dann vor sich her.
Es roch stechend nach Salmiak, Paul riß den Kopf zurück, weil seine Augen tränten. Der Geruch wurde immer intensiver, und Paul robbte schneller, um endlich aufstehen zu können. Er hatte das Gefühl dafür verloren, wie weit er schon war, und als er sich endlich umdrehte, lag die Tür schon einen halben Meter hinter seinen Schuhen.
Er stand auf und leuchtete zur Tür zurück. Die Selenzellen waren so gut getarnt, daß er sie nicht sehen konnte.
Wieder gab es zwei Türen. Die Tür zur Schalterhalle und die Tür in den Keller. Diesmal arbeitete Paul schneller. Er schloß den zweiten Draht an, trennte das Mittelstück durch, öffnete die Tür und stieg die Kellertreppe hinunter.
Er hatte bisher nicht mehr als 24 Minuten gebraucht.
Paul lächelte, als er im Keller den großen schwarzen Kasten mit den Sicherungen fand. Er schraubte die Hauptsicherung aus und suchte die Tür zum Saferaum. Er leitete die Alarmdrähte um, kroch unter der unsichtbaren Barriere der Selenzellen durch und war drinnen.
Die eine Wand war mit einzelnen Schließfächern ausgefüllt; an den anderen Wänden standen Metallschränke und Regale. Das Fenster lag sehr hoch und wirkte von unten besonders klein. Paul schloß wieder einen Umleitungsdraht an und trennte das Fenster von der Alarmanlage. Dann öffnete er es und pfiff.
Susann war sofort da.
»Mein Gott, hat das lange gedauert!«
»Alles in Ordnung?« fragte Paul.
»Natürlich. Und bei dir?«
»Alles okay. Gib mir die Tasche!«
Die Reisetasche paßte nicht durch das Gitter; Susann machte sie auf und schob als erstes den Schweißbrenner durch die Stäbe. Paul legte ihn auf den Boden und richtete sich wieder auf. Susann kniete vor dem Fenster und lauschte angespannt zur Straße hin.
»Was ist?« fragte Paul. Er kam sich hilflos und gefangen vor.
Aber Susann drehte sich schon wieder um und beruhigte ihn. »Nichts ...« Nach und nach gab sie ihm alle Werkzeuge herein und reichte ihm zum Schluß die leere Tasche.
Jetzt sah Paul zum erstenmal den Safe richtig an. Er war viel größer und mächtiger, als er sich das vorgestellt hatte. Er wünschte, nicht allein zu sein, und dachte an Hontar. Für Hontar wäre das alles nur ein Kinderspiel.
Paul packte die Seitenwand des Geldschrankes und versuchte, ihn von der Mauer wegzuziehen.
Er bewegte sich keinen Millimeter.
Paul zerrte mit aller Kraft, aber das Ergebnis blieb das gleiche. Sein
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