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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Gebäude fuhr langsam ein Auto vorbei.
    Im ersten Moment dachte Paul, es wäre wieder drüben, an der Hauptstraße, aber dann sprang er auf. Angespannt beugte er sich zu dem Fenster hin, aber jetzt hörte er nichts mehr.
    Leise pfiff er. Susann antwortete nicht.
    Paul schaute sich gehetzt in dem dunklen Raum um. Vor dem Geldschrank lag noch die Taschenlampe, die einen kleinen Teil der wirr durcheinanderliegenden Papiere und die beschädigte Schrankwand beleuchtete.
    Paul pfiff noch einmal.
    Diesmal antwortete sie. Ihre Stimme klang scharf und dicht am Fenster. »Was ist denn?«
    »Ist alles okay?«
    »Natürlich! Aber mach endlich, wir müssen weg!«
    »Sofort«, sagte er. Ihre Stimme hatte ungeduldig geklungen, aber nicht ängstlich.
    Paul setzte sich wieder vor den Schrank und zog neue Geldpacken aus der Ecke, in der er den ersten entdeckt hatte. So lange, bis das Fach leer war, und er erkannte, daß er nicht mehr bekommen konnte, ohne das Loch zu erweitern.
    Hastig füllte er die Geldbündel in die offene Reisetasche, aber schon da sah er, daß es nicht annähernd soviel war, wie sie sich vorgestellt hatten. Nur ein Teil der Bündel enthielt Hunderter, das andere waren Fünfziger, Zwanziger und Zehner.
    Vermutlich waren es nicht einmal zehntausend Mark!
    Paul stand auf. Der Schein der Taschenlampe verdunkelte sich, die Batterien waren erschöpft. Paul warf die Lampe in die Tasche und nahm die Punktlampe heraus, aber es war sinnlos, mit dem winzigen Lichtschimmer nach allen Sachen zu suchen, die er benützt hatte. Er nahm nur das Stemmeisen und die Tasche. Plötzlich hatte er es eilig.
    Weg, nichts wie weg!
    Er lief zur Kellertür, schob sich hastig durch, stieg über den Leitungsdraht und schaltete draußen wieder die Hauptsicherung aus. Dann rannte er die Stufen hinauf. Ihm blieben nur noch zehn Minuten ... Er blieb stehen.
    Hatte nicht jemand gesprochen?
    Über ihm war die hellere Öffnung der Tür. Hastig lief er weiter. Wieder hörte er eine Stimme. Das Haus saß über ihm wie eine große Mausefalle.
    Die Tür!
    Ihm fiel ein, daß er vergessen hatte, die Außentür zu öffnen, die er als Rückweg benützen wollte. Die Werkzeuge lagen unten im Keller ... Zu spät.
    In der Ferne heulte ein Martinshorn auf.
    Paul ließ das Stemmeisen fallen und jagte los. Er stürmte durch die offene Tür, blieb in seiner Drahtschlaufe hängen und stolperte. Dicht neben ihm heulte schrill eine Sirene auf.
    Paul blieb wie erstarrt stehen. Er dachte an die ausgeschaltete Sicherung, dann fiel ihm die Selenzelle ein. Er hatte sie völlig vergessen.
    Er warf sich zur Treppe hinüber und hastete hoch. Die Sirene heulte unentwegt. Der auf- und abschwellende Ton sprengte fast sein Trommelfell; er taumelte, fing sich wieder, verlor fast die Tasche und erreichte endlich die Büroräume und das offene Fenster. Das Martinshorn kam immer näher, lauter und lauter.
    Paul warf die Tasche aus dem Fenster und faßte nach der Regenrinne. Ohne mit den Füßen nach Halt zu suchen, ließ er sich hinunterfallen. Seine Handschuhe zerrissen, seine Hände brannten, aber er fühlte keinen Schmerz, nur die Hitze. Unten stand eine Gestalt; verschwommen nahm er einen zweiten Wagen wahr, dann setzten seine Füße auf. Er stürzte; eine Hand riß ihn hoch.
    »Susann!« murmelte er.
    Aber es war nicht Susann.
    »Hallo, Paul«, sagte Harald. Seine Zähne blitzten gelblich. »Du dachtest doch nicht im Ernst, daß du uns übers Ohr hauen kannst, oder?« Harald bückte sich nach der Tasche, deren Verschluß aufgeplatzt war.
    Paul sah zu dem zweiten Wagen, es war der schwarze VW. Unscharf erkannte er Susanns Gesicht hinter der Scheibe; er sah Freds Hand, die aus dem Fenster kam.
    Harald richtete sich auf, die Tasche in der Hand. Ein Schuß peitschte. Harald taumelte.
    Fast im gleichen Moment verstummte die Alarmsirene, nur das Martinshorn wurde immer lauter. Der VW jagte mit quietschenden Reifen davon und verschwand hinter der nächsten Ecke.
    Paul starrte fassungslos auf Harald, der vor ihm lag, das Gesicht hochgereckt, die Augen starr und leblos. Rund um ihn lagen die Geldscheine über das dunkle Pflaster verstreut.
    Ein zweites Martinshorn kam jetzt dazu; es näherte sich aus einer anderen Richtung. Paul ging mit steifen Schritten um Harald herum. Dort, wo der VW gestanden hatte, schimmerte auf dem matten Asphalt ein kleiner Gegenstand. Wie hypnotisiert ging er darauf zu und hob ihn auf.
    Es war eine Pistole. Sie war noch warm.
    Wie vor zwei Jahren, dachte Paul

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