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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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die beiden nur als schwarze Schattenrisse. Freds Haar wirkte wie ein heller Lichtkranz.
    »Guten Morgen.« Freds Stimme war weich und glatt. Er faßte in seine Tasche, ließ die Hand einen Moment drin und zog sie dann wieder heraus. Paul sah Metall aufblitzen. Es war das flache Zigarettenetui. Fred nahm eine Zigarette heraus, schob sie in den Mund und ließ sie unangezündet im Mundwinkel hängen, Er trug einen hellen Leinenanzug und zweifarbige Schuhe.
    Paul schob sich auf die Seite, zu Walter hinüber, aber Fred machte einen Schritt zur Seite und versperrte ihm den Weg.
    »Nun, wie geht's? Kleinen Morgenausflug gemacht? Du siehst recht gesund aus, hast einen frischen Sonnenton im Gesicht, aber deine Hände sind noch etwas blaß, sonderbar, wie?«
    Paul schwieg. Er wartete darauf, daß sie losschlagen würden, aber sie ließen sich Zeit. Walter kratzte sich an seinem wolligen Kinn, Fred spielte mit der Zigarette.
    »Komisch, wie das manchmal so geht ...« Fred lächelte. »jetzt stehen wir auf der Seite des Gesetzes. Tja, so spielt das Leben – wir wollen der Polizei helfen, Ordnung zu schaffen!«
    Walter kicherte und stützte sich gegen die Glaswand.
    Paul sah die breite Hand, deren Rillen sich wie schwarze Flüsse auf einer Landkarte verzweigten. »Du solltest dich öfter waschen«, sagte er leise und wunderte sich selbst, wie ruhig es klang. »Fred hat gern saubere Schläger um sich.«
    Walter riß die Faust hoch, aber Fred hielt ihn zurück.
    »Irrtum, mein Lieber; Hauptsache, Fred selber bleibt sauber, verstanden?« Er drehte die kalte Zigarette zwischen den Fingern. »Weißt du, Paul, wir haben alle Verständnis dafür, wenn du bei der Verhandlung einiges erzählst. Die Lügen eines Ertrinkenden, die Rache an den Peinigern. Jeder kann das verstehen. Aber du sollst wissen, daß wir alle ausgezeichnete Alibis haben, und Polizisten sind auch nur Menschen.«
    »Da vorn stehen ja zwei davon! Los, ruft sie her!« Paul glaubte zu schreien, aber es war nicht mehr als ein rauhes Flüstern.
    Fred nickte. »Langsam, Freund. Wir sind mehr für Stil. Walter, schau nach, was für eine Seite er aufgeschlagen hat.«
    Paul klappte hastig das Telefonbuch zu, aber Walter schoß vor und schlug ihm aufs Handgelenk. Paul spürte einen scharfen, schneidenden Schmerz, seine Hand gehorchte ihm nicht mehr. Die Finger waren taub und pelzig.
    Walter blätterte grinsend das Buch an der Stelle auf, an der Paul die Seiten zerknüllt hatte.
    »Lauter Ohlsens«, sagte er.
    »Aha«, Fred kam etwas näher. »Das ist seine neue Behausung. Sicher überwachen sie dort schon das Telefon.« Er holte eine Handvoll Münzen aus der Jackentasche. »Ruf dort an; sie brauchen ein paar Minuten, um festzustellen, woher der Anruf kommt. Solange halten wir Paul hier fest.«
    Walter griff nach dem Geld in Freds ausgestreckter Hand. Paul sah die beiden Hände dicht vor sich und schlug mit der gesunden Faust drauf. Die Münzen klirrten gegen die Glasscheiben, Fred bückte sich automatisch, Paul schoß an ihm vorbei auf die Straße, Walter stolperte hinter ihm gegen die zufallende Tür und klemmte Freds Fuß ein.
    Paul sah nicht mehr zurück. Er schlug einen scharfen Haken und raste zur Hafenstraße. Er stürzte sich zwischen die fahrenden Autos, die hupend auswichen, und flitzte hinauf in die engen Straßen. Hinter sich hörte er das Schrillen einer Trillerpfeife, eine Frau schrie, ein Mann brüllte, zwei Sirenen jaulten. Paul blieb auf den kleinen Nebenstraßen und vermied die Davidstraße. Zwei Krankenwagen fuhren mit Blaulicht über die Reeperbahn.
    Sonst war nichts los.
    Der Helgoländer war geschlossen. Paul schirmte mit einer Hand die Augen ab und sah durch die Glastür. Hinten in der Küche brannte Licht. Paul klopfte gegen die Scheibe, und das Gesicht von Franz tauchte hinter der Theke auf. Er erkannte Paul nicht gleich, und Paul winkte. Endlich nickte Franz und deutete mit der Hand zum Nebeneingang. Paul ging nach links; die Haustür war offen. Er durchquerte den schmalen Gang und klopfte an die Tür zur Schankstube. Innen wurde ein Schlüssel umgedreht, und Franz zog ihn hinein.
    »Du bist es ... Du bist es ...« stotterte Franz und knotete seine grüne Schürze fest.
    Paul ging voraus an die Bar. »Ich möchte mit dir sprechen.«
    Franz sah zur Glastür. »Komm nach hinten. Mein Gott, weißt du überhaupt, was los ist? Der reinste Hexenkessel! Die Polizei hat ein riesiges Aufgebot zusammengestellt, um dich zu fangen. Mein Gott, Junge ...« Er brach

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