Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
Vom Netzwerk:
auch Kollegen von mir hier. Die lassen jetzt die Sau raus, und nächste Woche transplantieren sie wieder Herzklappen … So, das war’s schon.« Er warf die Pinzette in ein Schälchen. »Und nicht wieder dazwischengehen, wenn kleine Mädchen sich zoffen.«
    Lyns Grinsen war schief, weil die Lippe schmerzte. Hendrik hatte anscheinend einen genauen Bericht geliefert. »Danke, Doktor.«
    »Nichts zu danken. Dafür sind wir ja hier.« Er stand auf, ging zu einem Schränkchen, nahm einen Blister aus einer Tablettenpackung und teilte ein Stück davon ab. Er drückte Lyn die Tabletten in die Hand. »Hier. Für die Schmerzen heute Nacht.«
    Als Lyn ihre Krankenkassenkarte herausholte, winkte er lächelnd ab. »Geschenkt. Auch wenn es sonst heißt: Umsonst ist nur der Tod.«
    * * *
    »See you later, guys« , verabschiedete sich Andreas Stobling von den vier Engländern, mit denen er den frühen Abend bei diversen Runden eiskalten Biers verbracht hatte, und griff nach seinem Rucksack. Seinen Schlafsack ließ er liegen. Die Jungs aus Liverpool hatten ihm in ihrem Riesenzelt einen Schlafplatz für die Nacht angeboten, und er hatte dankbar angenommen.
    Er schüttelte kurz den Kopf hin und her, nachdem er sich aus dem Klappstuhl unter dem Vorzelt gelöst hatte, und kickte ein paar leere Bierdosen und zwei Captain Morgan-Flaschen mit dem Fuß zur Seite. Nüchtern war er auf jeden Fall nicht mehr. An Pennen war auch noch nicht zu denken. Die Engländer würden noch die ganze Nacht durchsaufen und laute Musik hören. Also würde er eine Runde über das Gelände latschen. Vielleicht traf er dabei den einen oder anderen Bekannten.
    Eine halbe Stunde später hatte sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Grunzend blickte er in die Gesichter der Leute, die ihm entgegenkamen. Zum zweiten Mal an diesem Tag nistete sich dieses Scheiß-Gefühl in seinem Kopf ein. Ärger.
    Wieso hatte Tommy ihn hängen lassen? Er verdrängte Connys Bild, die ihn augenzwinkernd fragte: »Ein Königreich für ein Handy, Bruderherz?«
    »Ich brauch ein Handy!«, grölte er in die dunkle Nacht.
    »Hier, Alter! Aber mach’s kurz«, drückte ihm ein Metaller sein Sony in die Hand.
    »Scheiße, Alter, danke«, wehrte Andreas lachend ab, »war mehr ’n rhetorischer Wunsch. Ich weiß nämlich gar nicht die Nummer von dem Typen.«
    Schulterzuckend steckte der andere sein Handy wieder ein und trottete weiter Richtung Zeltplatz.
    Andreas blickte ihm hinterher. Das war Wacken. Das war es, warum er immer wieder herkommen würde. Es ging nicht nur um die geile Mucke. Hier waren sie eine große Familie. Hier wurde alles miteinander geteilt. Alles.
    Grinsend drehte er sich um und marschierte Richtung Ausgang. Ein kleiner Spaziergang durch die Nacht und ein Blick in Werners Gartenhäuschen konnten nicht schaden. Vielleicht hatte Tommy-Mistsack sich tatsächlich ohne ihn dort einquartiert.
    Vierzig Minuten später öffnete Andreas die Gartenpforte zu Werner Schwedtkes Grundstück. Er registrierte das Quietschen der Scharniere und den Schrei eines Käuzchens, weil keine wummernden Bässe mehr die Geräusche der Nacht verschluckten. Hier, in Werners Straße, war alles ruhig.
    Zu ruhig, wie er missmutig feststellte. Hinter den Fenstern des Gartenhäuschens war es schwarz. Ebenso hinter den Hausfenstern. Dunkel und ausgestorben lag das Grundstück vor ihm. Ein fast unheimlicher Kontrast zu dem Leben auf dem Festivalgelände.
    Er ging den kurzen Aufgang zum Haus entlang, bog aber zum Gartenhäuschen ab und lugte durch das dunkle Fenster in die Holzhütte. Es war nicht zu erkennen, ob die Zimmer bewohnt waren oder nicht.
    » Shit , wo seid ihr denn alle?«, grummelte Andreas und nahm seinen Rucksack von der Schulter. Irgendwo musste er noch den kleinen Block und einen Kugelschreiber haben. Er würde Werner und Sweety Judith einen Gruß hinterlassen. Er hockte sich hin und suchte im Inneren des Rucksacks, als ein Geräusch – ein Stück von ihm entfernt – ihn aufblicken ließ. Das Knacken war gleich wieder verstummt, aber es war zu laut gewesen, um es dem leichten Wind zuzuschreiben.
    Andreas kam hoch. »Hallo?« Mit zusammengekniffenen Augen plierte er in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. »Ist da jemand?«
    Es kam keine Antwort aus dem dunklen Teil des Gartens.
    Wahrscheinlich nur eine dämliche Katze. Er wühlte weiter in seinem Rucksack, bis er Block und Kuli gefunden hatte. Im Licht seines Feuerzeugs krakelte er ein paar Wörter auf das karierte Papier. Aber

Weitere Kostenlose Bücher