Tod in Wacken (German Edition)
waren im letzten Jahr während des Festivals Mieter im Gartenhaus von Werner und Judith Schwedtke.«
Timo starrte wieder auf die Fotografien. Dann zuckte er mit den Schultern. »Ich kenn die nicht.«
»Alles klar«, lächelte Lyn, riss ein Blankoblatt aus ihrem Notizblock und notierte drei Daten mit Uhrzeiten darauf. »Dies ist jetzt reine Routine, Herr Grümpert. Das machen wir bei allen in einer engeren Beziehung zu Judith Schwedtke stehenden Personen. Wir möchten von Ihnen gern wissen, wo Sie sich während der jeweiligen Datums- und Uhrzeitangaben aufgehalten haben. Füllen Sie es in Ruhe aus. Bitte mit Zeugenangaben, soweit möglich. Und dann geben Sie mir die Angaben entweder per Fax oder Telefon durch. Meine Karte haben Sie ja.«
»Okay.« Er starrte auf den Zettel.
Sie stellte das Aufnahmegerät ab und legte die Fotografien in die Mappe zurück. Dass die Mappe dabei über den Rand des Esszimmertisches lugte, rächte sich, als sie ihre Tasche auf den Tisch schob, um das Aufnahmegerät und die Unterlagen darin zu verstauen. Sie streifte die Mappe, und die fiel hinunter. Sämtliche Fotos flatterten heraus, inklusive dem von Andreas Stobling, das sie Timo Grümpert nicht gezeigt hatte.
Timo hatte sich gebückt und half ihr, die Fotografien aufzusammeln. Ausgerechnet er erwischte das Foto von Andreas Stobling.
»Und wer ist das?«, fragte er, während er ihr das Foto reichte.
»Oh«, Lyn gab ihrer Stimme einen beiläufigen Klang, »das gehört gar nicht in diesen Ordner. Ein anderer Fall.« Schnell verstaute sie das Foto. »Das war es dann. Fürs Erste. Vielen Dank, Herr Grümpert.« Sie gab ihm die Hand.
Seine war schweißnass.
»Guten Morgen, Chef«, Lyn steckte ihren Kopf in Wilfried Knebels Büro. »Habe ich bei der Frühbesprechung etwas verpasst?«
»Setz dich kurz«, winkte er sie herein. Der Blick über seine Brille galt ihrer Lippe. »Hendrik hat schon von deinem gestrigen Körpereinsatz berichtet. Geht es denn?«
Lyn versuchte ein Grienen. »Ich bin eine Frau. Ich jammere nicht.«
»Das wollte ich hören«, lächelte er. »Die anderen sind bis auf Jochen und Lurchi alle wieder nach Wacken ausgeschwärmt. Mit der Tatwaffe sind wir noch nicht weiter. Die Kameraaufzeichnung aus dem Juweliergeschäft ist sehr unscharf. Im Grunde nicht verwertbar. Zwei Typen mit Skimützen und Trainingsjacken. Ich habe die Akten zu dem Raubüberfall angefordert … Hat das Gespräch mit dem Jungen etwas ergeben?«
»Er weiß angeblich von nichts. Aber ich bin mir sicher, dass er etwas verheimlicht. Hast du was von Meier gehört? Hat der Herr Staatsanwalt seine Einwilligung zum Durchsuchen des Schwedtke-Hauses gegeben? Ich will unbedingt da rein. Vielleicht finden wir Judiths Tagebuch.«
Wilfrieds Finger spielten mit den Büroklammern auf der Magnetdose, während er nickte. »Ich schätze, dazu wirst du heute noch Gelegenheit bekommen. Meier wollte sich heute Morgen gleich mit dem Richter in Verbindung setzen … Ah, wenn man vom Teufel spricht«, sagte er und blickte zur Tür.
Stimmen waren zu hören. Die hohe gehörte der Kommissariatssekretärin, die andere eindeutig dem Staatsanwalt.
»Ich glaube, Birgit ist heimlich in ihn verliebt«, murmelte Wilfried. »Sie gackert jedes Mal wie ein aufgeregtes Huhn, wenn er hier auftaucht.« Er sah Lyn an. »Kannst du Judith Schwedtkes Mutter übernehmen? Sie muss jeden Moment hier sein. Und dann können wir uns gemeinsam mit dem Kollegen Aschbach zu Schwedtkes Haus aufmachen. Denn ich gehe davon aus, dass Meier nicht nur mit Birgit plaudern will, sondern den Durchsuchungsbeschluss bei sich hat.«
* * *
Seine Hand glättete den karierten Zettel. Nicht zum ersten Mal. Auch den Text der Nachricht kannte er inzwischen auswendig.
Hallo Werner, hallo Sweety! Wollte euch besuchen und kurz Hallo sagen.
Macht’s gut! Sehen uns ja vielleicht im nächsten Jahr. Bye, Andy Stobling
Sweety! Seine Finger zurrten kurz an dem Eintrittsbändchen an seinem Handgelenk. Es war Zeit zu gehen.
* * *
Dagmar Meifarts Lippen zuckten nervös, während sie sich in dem kahlen Vernehmungszimmer umblickte. Sie hatte ihre Einwilligung zur Aufzeichnung des Gespräches gegeben, und Lyn sprach Ort, Datum und Uhrzeit auf das Gerät.
»Hört das denn nie auf?«, fragte die Enddreißigerin, nachdem Lyn ihr gesagt hatte, worum es ging. Die grünen Augen leuchteten dunkel in dem aparten Gesicht. »Meine Tochter ist tot. Hat sich selbst getötet! Und jetzt ist immer noch keine Ruhe? Was … was
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