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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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Rosa schien die zweitbeliebteste Metal-Farbe zu sein. Auf dem Campingplatz war ihnen bereits ein Metalhead im rosa Bademantel und geblümten Sommerhut begegnet, und vorn an der Bühne stand ein Kerl mit Wikingerzöpfen – ebenfalls im rosa Bademantel – und headbangte zu Gottlieb Wendehals.
    Thomas neigte sich zu Lyn herüber, um nicht schreien zu müssen. »Stobling kann wirklich überall sein. Aber mehr als die Augen aufhalten, können wir nun mal nicht. Da drüben«, er deutete nach links, »stehen übrigens die beiden Hauptbühnen. Da brennt dann ab Donnerstag die Hütte.« Er lotste Lyn aus der Menschenmenge und führte sie an die noch gesperrten Ein- und Ausgangsschleusen zum Infield.
    »Meine Fresse«, entfuhr es Lyn. Sie starrte auf die gigantische Konstruktion. »Das nenn ich mal Bühne! Und dann gleich zwei an der Zahl. So langsam beginne ich die Dimension des Ganzen hier zu verstehen. Das ist … wahnsinnig beeindruckend. So hatte ich es mir wirklich nicht vorgestellt.« Sie grinste. »Eigentlich hatte ich überhaupt keine Vorstellung. Ich muss sagen: Bis auf die zu erwartende Musik ist das wirklich ein klasse Feeling hier.«
    Thomas Martens lachte laut heraus. »›Bis auf die zu erwartende Musik‹ … Dem wahren Metalhead tränen jetzt die Augen.«
    Sie blieben eine Weile im Biergartenbereich, dann machten sie sich auf den Weg zur »Wackinger Village«.
    »Mein Handy«, sagte Lyn und zog es aus der Hosentasche, in der sie die Vibration gespürt hatte. »Hendrik? Ja, ich bin jetzt auf dem Gelände. … Treffen? Ja, okay.« Sie blickte sich kurz um. »Wir stehen auf dem Wackinger Gelände vor einer Bude, in der«, sie blickte auf die Schilder, »Met verkauft wird. Such einfach die hübscheste Bude, mit zwei Türmen. … Ja, bis gleich.«
    »Hendrik stößt zu uns«, klärte sie Thomas Martens auf, »er ist in fünfzehn Minuten hier. Er sagt, es gibt Neuigkeiten.«
    »Fünfzehn Minuten? Dann trinken wir jetzt einen Met«, sagte Thomas, reihte sich in die kurze Schlange ein und gab die Bestellung auf. Als er Lyn ihren Becher reichte, zwinkerte er ihr zu. »Alkohol im Dienst ist zwar nicht erlaubt, aber ohne fallen wir einfach zu sehr auf.«
    Lyn lehnte sich mit dem Rücken gegen den kleinen Holztresen der Bude, trank einen Schluck und zog die Mundwinkel nach unten. »Von dem labberigen Zeug braucht es mehr als einen Becher, um mich dienstuntauglich zu machen. Da ziehe ich einen schönen Rotwein vor.« Sie stieß sich vom Tresen ab, als eine Horde junger Leute – augenscheinlich angetrunken – an die Bude stürmte und grölend nach Met rief.
    Lyn glaubte nicht richtig zu sehen, als ein Mädchen in Jeansshorts und Bikinioberteil einen vollen Becher nahm und ihn einer anderen aus der Gruppe über den Kopf schüttete. »Für dich, du dumme Sssau. Vielleich läss du ja jetz mein Freund in Ruh«, lallte sie dabei.
    Die durchnässte Rivalin erholte sich relativ zügig von dem Schreck und krallte kreischend ihre Finger in die blonde Mähne der anderen. Zwei Sekunden später lagen beide Mädchen auf dem Boden und wälzten sich auf der plattgetretenen, sumpfigen Grasfläche.
    »Geil, Pussy-Fight!«, rief ein Vorübergehender und blieb händeklatschend stehen.
    »Oh!«, stieß Lyn entsetzt aus und drückte ihren Becher Thomas in seine freie Hand.
    »Lass sie, Lyn«, rief er, als sie losstürmte, »die regeln das schon selbst. Guck doch, die Jungs gehen doch schon dazwi– … Scheiße!« Er warf die beiden Met-Becher zur Seite und war mit zwei Schritten bei Lyn, deren Hilfeleistung gerade von der Geschädigten mit einem heftigen Schlag ins Gesicht gewürdigt worden war.
    »Passt besser auf eure Kampfhennen auf!«, fauchte er die Jungen an, die inzwischen die Mädchen auseinandergezogen hatten. Er schob Lyn von der Gruppe weg.
    »Verdammt! … Lyn, geht’s? Komm, wir gehen zum Sani-Zelt.«
    »Mist! Ich bin so blöd.« Sie spuckte das Blut, das aus ihrer aufgeplatzten Unterlippe in den Mund gelaufen war, auf den Boden. »Hast du vielleicht ein Taschentuch?«
    »Nein, aber …« Er lief zu der Crêpes-Bude neben dem Met-Stand und griff einen Stapel Servietten.
    »Lyn, das sieht wirklich fies aus«, sagte er besorgt und drückte ihr ein paar Servietten in die Hand, während er selbst begann, das Blut von ihrem Hals zu wischen.
    »Was ist denn hier los?« Die laute Stimme neben ihnen klang mehr als wütend.
    »Hallo, Hendrik«, brabbelte Lyn, die Servietten auf die Lippen gepresst, »sieht schlimmer aus, als es ist.

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