Tod in Wacken (German Edition)
Mitarbeiter erfasst sind.«
»Und die der Kirchenvorsteher«, sagte Lyn. »Vielleicht war Knuth Meifart in früherer Zeit im Kirchenvorstand.«
»Aber der wohnt in einem anderen Stadtteil.«
»Hat er da immer gewohnt?«
Hendrik seufzte. »Da kommt noch ’ne schöne Recherche auf uns zu.«
»In der Tat«, stimmte Lyn ihm zu. »Allerdings wirst du die Kirchenverwaltung erst am Montag erreichen. Also sag dem Pastor, er soll uns schon einmal die Namen auflisten, die ihm einfallen.«
Als Lyns Telefon klingelte und sie sich meldete, sortierte Hendrik die Liste wieder ein.
»Frau Stobling!«, sagte Lyn überrascht und lauschte der aufgeregten Frau am anderen Ende der Leitung.
»Was? … Er hat sie angerufen und … Herrje, ja, ich verstehe. Aber zumindest wissen wir, dass es ihm gut geht.«
Hendrik hatte sich in Lyns Besucherstuhl fallen lassen und verfolgte das Gespräch. Er formte mit den Lippen lautlos fragend Andreas Stoblings Namen.
Lyn nickte und griff nach einem Kuli. »Geben Sie mir die Handynummer, die er Ihnen genannt hat, Frau Stobling. Wir werden es auch von hier versuchen. Auf jeden Fall können wir herausfinden, zu welchem Handy diese Nummer gehört. Und sagen Sie Ihrem Bruder, wenn Sie ihn zuerst erreichen, dass er sich bei dem nächstbesten Polizisten auf dem Gelände melden soll. Der wird ihn dann zu uns begleiten.«
Lyn ignorierte Hendriks lautlose »Was ist los?«-Fragen, denn Cornelia Stobling begann zu weinen. »Jetzt wird alles gut, Frau Stobling«, versuchte Lyn sie zu beruhigen. »Bitte, hören Sie auf zu weinen. … Es gibt noch einen weiteren Aspekt, weshalb wir davon ausgehen können, dass Ihr Bruder außer Gefahr ist.«
»Spinnst du?«, zischte Hendrik dazwischen. »Du wirst ihr nichts von Schwedtke erzählen.«
Lyn deckte den Hörer mit der Hand ab. »Ich nenne schon keine Namen. Aber sie ist so fertig …« Sie nahm die Hand wieder vom Telefon. »Melden Sie sich bitte, Frau Stobling, sobald Sie etwas hören. Und umgekehrt machen wir es genauso. Ich habe ja Ihre Handynummer. … Ja, auf Wiederhören.«
Lyn sah Hendrik an. »Sie hat geduscht, als ihr Bruder sie angerufen hat.«
»Na, die Hauptsache ist doch, dass er noch eine lochfreie Stirn hat.« Hendrik stand auf. »Lass uns die Neuigkeit Wilfried und Meier berichten. Ich höre die beiden noch auf dem Flur.«
»Mach du das«, nickte Lyn. »Ich lasse die Handynummer checken, die er angegeben hat.«
An der Tür blieb Hendrik stehen. »Was macht uns eigentlich so sicher, dass er sich bei uns melden wird? Der ist doch nicht blöd. Wenn seine Schwester ihn zuerst erreicht und er hört, was hier los ist, haut der vielleicht ab, um einer Verhaftung zu entgehen. Der ist doch sonst auch in Thailand und wer weiß wo unterwegs.«
»Puh.« Lyn schnaubte durch die Nase. Diesen Aspekt hatte sie noch nicht bedacht. Aber war Andreas Stobling einer der Vergewaltiger? Auch dafür gab es noch keine Beweise.
* * *
Cornelia Stobling hatte ihr Handy nicht eine Minute lang aus den Augen gelassen, während sie ihre Unterwäsche anzog. Immer wieder versuchte sie, ihren Bruder zu erreichen. Es kam ihr vor, als seien Stunden vergangen, seit sie seine Nachricht auf ihrer Mailbox abgehört hatte, dabei waren kaum zehn Minuten verstrichen.
Sie wühlte das einzige weiße T-Shirt, das sie mitgenommen hatte, aus ihrer Reisetasche und schlüpfte in die Jeans. Mit den Händen fuhr sie ein letztes Mal durch die noch feuchten Locken und nahm das Handy vom Schreibtisch. Sie würde es nicht wieder in ihre Hosentasche stecken, sondern in der Hand behalten, wenn sie jetzt zurück auf das Festivalgelände ging. Denn dazu hatte sie sich entschlossen, da Andy über die angegebene Handynummer nicht zu erreichen war. Sie konnte nicht hier sitzen und darauf warten, dass er sich noch einmal meldete.
Sie verließ das Haus in der Gribbohmer Dorfstraße und eilte, nachdem sie draußen in ihre verdreckten Gummistiefel geschlüpft war und soweit der belagerte Gehweg es zuließ, über das gegenüberliegende Feld zum Open-Air-Gelände. Dort schlug sie zielstrebig den Weg zum Sanitätszelt ein.
Kommissarin Harms hatte gesagt, dass es einen Aspekt gab, der zu der Annahme berechtigte, dass Andy außer Gefahr war! Und genau darum würde sie jetzt etwas tun, das ihr helfen würde, Andy endlich zu finden.
Die Bänke vor dem Sanitätszelt waren alle besetzt. Dort hockten die Freunde oder Verwandten der Verletzten und warteten. Der am Eingang postierte Sanitäter war gerade in
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