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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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kennen Sie meinen Namen? Ich meine … Scheiße, verdammt, was ist hier los?«
    Der andere Beamte legte ihm lächelnd eine Hand auf die Schulter. »Schön, Sie zu sehen, Herr Stobling.«
    * * *
    Er war stehen geblieben, um einmal durchzuatmen, um für einen Moment die brennenden Augen zu schließen. Ein Fehler.
    Sein Geruchssinn schien durch den ruhenden optischen Sinn an Kraft zu gewinnen. Das Saure von Erbrochenem drang in seine Nase, verband sich mit den Kumpanen Schweiß und Pisse zu einer Würgereiz auslösenden Trinität. Dazu die monströsen Geräusche von Musik und Gelächter, Gesang und Geschwätz. Angewidert öffnete er seine Augen. Direkt vor ihm übergab sich ein Besoffener und kotzte sich dabei auf die Schuhe. Weg! Nur weg!
    Er bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge, stieß an die Leiber, wurde selbst gestoßen. Die Musik, die Geräusche nahmen unaufhaltsam an Lautstärke zu, und er glaubte, den Ausgang des Geländes nie zu erreichen.
    Von einer Sekunde zur anderen blieb er stehen. Narrte ihn sein Hirn? Er registrierte nicht mehr die Menschen um sich herum, die Gerüche wurden absorbiert. Von einer Stimme. Hohl und blechern, aber voller wunderbarer Worte.
    »Andy Stobling! Hier ist deine Schwester Conny. Andy, melde dich bei mir! … Andreas Stobling! …«
    Ein martialischer Laut entwich seinen Lippen. Wir irre drehte er sich im Kreis, versuchte zu orten, woher diese Stimme kam. Da! Da war sie wieder.
    Die Laute schienen aus der Richtung des Wikingermarktes zu kommen. Kraftvoll stieß er die zur Seite, die ihm in den Weg kamen.
    Die Stimme wurde lauter, kam näher. Er kam ihr näher. Ein kindliches Lachen drang aus seiner Kehle. Er bekam Hilfe!
    Und dann sah er sie. Eine junge Frau, blass, mit feuerroten Locken, entsprungen einem Gemälde Tizians. Sie hielt ein Megaphon in der Hand und sprach diese wunderbaren Worte hinein. So zügig wie möglich schritt sie durch die Menge.
    Gebannt folgte er ihr, hielt Abstand, blieb stehen, wenn sie stehen blieb.
    Sie wiederholte die Worte laufend und sah sich dabei aufmerksam um. Sie war nicht dumm, die Schwester Stoblings. Zwei Polizisten, die sich näherten, erblickte sie rechtzeitig. Sie stopfte das Megaphon in die Edeka-Tüte, legte ihren Arm um die Schulter eines jungen Mannes in ihrer unmittelbaren Nähe und bat anscheinend um Feuer für ihre Zigarette, die sie plötzlich im Mund hatte. Die Polizisten gingen vorbei.
    Er folgte ihr langsam, freute sich, als sie Minuten später das Megaphon wieder herausholte und nach ihrem Bruder rief. Sie bewegte sich in die Richtung des gigantischen Pagodenzeltes neben dem Wikingergelände.
    »Andy, Andy!«, murmelte er im Singsang. »Komm schön zu deinem Schwesterchen. Ja, komm, Andy, komm!«
    Dann sah er aus dem Augenwinkel, dass die beiden Polizisten zurückkamen und sich zügig auf Stoblings Schwester zubewegten. Nicht lange, und sie würden sie in der Menge entdecken. Und wenn die Beamten das Feuerhaar erst einmal im Visier hatten, würde sie nicht mehr in der Menge untergehen.
    Warum drehte sie sich nicht um? Sah sie denn nicht, dass die Männer gleich da sein würden?
    »Polizei!«, rief er, so laut er konnte, und schlug die Richtung zu den beiden Beamten ein. »Hallo, Polizei!«
    Die Beamten blieben stehen. »Was ist denn?«, fragte der eine unwirsch, sein Blick glitt weiter suchend über die Menge.
    »Dort … vor dem Supermarkt-Zelt wird gerade jemand zusammengeschlagen«, stieß er aus und deutete hinter sich. »Schnell! Er braucht Hilfe.«
    Der Ältere der beiden Polizisten nahm sein Handfunkgerät und sprach hinein: »Wir brauchen am Rand des Wackinger Village Verstärkung. Andreas Stoblings Schwester ruft hier ihren Bruder aus! Die Kripo ist bereits informiert. Sie scheint Richtung Campingplatz oder ›Bullhead City Tent‹ unterwegs zu sein. Aber wir müssen die Suche nach ihr für den Moment abbrechen.« Er steckte das Funkgerät ein und folgte seinem Kollegen Richtung Supermarkt.
    Der Mann, der die Schlägerei gemeldet hatte, verschwand mit einem Lächeln in die andere Richtung, fokussiert auf einen roten Schopf.
    * * *
    »Oh Mann!« Wütend legte Lyn den Telefonhörer zurück auf die Station. Cornelia Stobling reagierte nicht mehr auf ihre Anrufe. Lyn hatte sofort zum Hörer gegriffen, nachdem die Kollegen aus Wacken telefonisch durchgegeben hatten, dass Andreas Stoblings Schwester anscheinend mit einem Megaphon – wo auch immer sie das herhatte – auf dem Gelände herumlief und ihren Bruder

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