Tod in Wacken (German Edition)
Kommissarin anrufen. Vielleicht hatte die eine Idee, was sie jetzt tun konnten.
* * *
»Hendrik, ich habe hier eine Nachricht für dich. Da spar ich mir den Weg zu deinem Büro-ho«, flötete Sekretärin Birgit mit hoher Stimme und stand von ihrem Schreibtisch auf, als Lyn und Hendrik an ihrem Büro vorbeigingen.
»Hat die sich einen Virus eingefangen?«, flüsterte Hendrik Lyn zu. »Oder warum ist sie so freundlich?«
»Von einem Bauunternehmer Wachtel aus Hamburg«, säuselte Birgit weiter und drückte Hendrik den Zettel in die Hand. »Soll ich euch einen frischen Kaffee kochen? Der andere steht schon eine Weile.«
»Danke für die Nachricht und danke, nein, für den Kaffee. Wir … äh … trinken den alten, der muss ja auch weg.«
Lyn grinste. Hendrik hegte zweifellos die Hoffnung, dass die andere Kanne nicht von Birgit gekocht worden war. »Ich höre Meiers Stimme«, sagte sie, als sie weiter den Flur entlanggingen. »Darum ist Birgit wahrscheinlich so aufgedreht. Der Chef meint, sie steht auf den Staatsanwalt.«
Hendrik stieß ein Würgegeräusch aus. »Eine Konstellation, die ich mir lieber nicht ausmale.« Dann studierte er die Nachricht und gab den Zettel an Lyn weiter. »Und wieder eine Sackgasse. Knuth Meifart war definitiv bei keiner der von Pastor Höllmann angegebenen Firmen als Subunternehmer tätig.«
»Shit.«
»Probleme?« Der Staatsanwalt tauchte mit Wilfried Knebel aus dessen Büro auf dem Flur auf. Mit hochgezogener Augenbraue sah er von Hendrik zu Lyn. »Was ist mit Schwedtke? Ihr Chef sagte, Sie wären ins Krankenhaus gefahren? Wird er durchkommen?«
Lyn löste ihren Blick von Meiers diabolischer Augenbraue. »Es gab erwartungsgemäß noch keine Auskünfte der Ärzte. Die Operation dauert an. Auch Timo Grümpert ist noch nicht in der Lage auszusagen. Ansonsten gehen wir der Frage nach, wie Werner Schwedtke an die Waffe gekommen ist. Eine heiße Spur hat sich leider soeben verflüchtigt.« Sie wedelte mit dem Zettel in ihrer Hand.
»Knuth Meifart?«, hakte Wilfried nach.
Lyn nickte. »Er war nicht als Subunternehmer tätig.«
»Bedauerlich«, sagte der Staatsanwalt mit einem Blick, der Lyn an ihren Vater erinnerte. Genauso hatte Henning Harms sie angesehen, wenn sie mit den Latein-Klausuren nach Hause gekommen war.
»Bleiben Sie an der Waffengeschichte dran. Sie werden ja kaum schon mit einer Liste durch sein, auf der sich die Menschen tummeln, die seit über zwanzig Jahren Zugang zu diesem Schrank in der Kirche hatten.« Meier wandte sich Wilfried zu. »Und Sie informieren mich bitte umgehend, Herr Knebel, sobald Sie etwas Neues über Schwedtke und den Jungen hören. Ich will Ergebnisse.«
Und ich will dir ans Schienbein treten. Aber Lyn entschied sich doch für ein »Tschüs, Herr Meier«.
Hendrik folgte Lyn in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich. Aber entgegen ihrer Erwartung zog er sie nicht in die Arme, um sie zu küssen, sondern sah sich auf ihrem Schreibtisch um. »Liegt die Akte mit der Liste von Pastor Höllmann noch hier bei dir?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du hast sie wieder mitgenommen.«
Irritiert blickte sie ihm hinterher, als er, ohne ein Wort zu sagen, verschwand, um Minuten später die Akte auf ihren Schreibtisch zu legen.
»Wir haben einen Fehler gemacht«, sagte er und nahm die Namensliste aus dem Ordner, »beziehungsweise nicht aufgepasst.« Mit dem Finger pochte er dabei auf dem Papier herum. »Meier hat mich eben darauf gebracht.«
Lyn nahm die Liste und überflog die Namen der Handwerksfirmen und des Personals der Kirche. »Ich verstehe nur Bahnhof.«
»Pastor Höllmann hat nur die Personen aufgelistet, die Zutritt zu dem Raum mit der Waffe hatten, als sie gestohlen wurde. Schau hier.« Er deutete auf die Namen und ihre vom Pastor dazugeschriebenen Funktionen oder Berufe. »Er hat die Putzfrauen genannt, den Küster, die Kirchenvorsteher, die Handwerksfirmen und so weiter … Aber die Waffe liegt dort seit über zwanzig Jahren. Es hat vor diesen Leuten mit Sicherheit auch andere Mitarbeiter gegeben, die lange entlassen oder pensioniert sind, aber durchaus wissen könnten, dass es dort eine Waffe gab. Und diesen Personenkreis haben wir vernachlässigt.«
Lyn studierte die Liste noch einmal. »Mist. Dabei ist diese Liste schon ellenlang … Erzähl das nur Meier nicht.«
»Witzig. Natürlich nicht«, sagte Hendrik gereizt. »Ich rufe jetzt Pastor Höllmann an. Es gibt doch bestimmt eine Kirchenverwaltung, in der die Personalien früherer
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