Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Wolfsburg (German Edition)

Tod in Wolfsburg (German Edition)

Titel: Tod in Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
Sie, ich habe eine Taschenlampe dabei«, sagte sie und griff
ins Seitenfach ihrer Sporttasche.
    Sie hockte sich neben ihn und wollte gerade den Boden ableuchten,
als der Mann aufstand. Er lächelte auf sie herunter.
    »Haben Sie ihn gefunden?«, fragte Sandra. Sie wollte sich ebenfalls
aufrichten.
    Er grinste. »Heh, Sandra, das ist genau die richtige Position. Bleib
einfach so.«
    »Was? Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Willst du mir gleich einen blasen oder erst später – sozusagen zum
Nachtisch?«
    Ihr Herz gefror. Den Schlag ins Gesicht spürte sie kaum noch. Dann
nichts als Schwärze.
    Als sie wieder zu sich kam, war sie gefesselt und geknebelt und
befand sich im selben Transporter wie vor gut einem Jahr. Sie war ganz sicher.
Es roch genauso – nach Schweiß, Öl, Angst. Die Sitzbänke waren ausgebaut, keine
Fenster. Sie saß auf einer ähnlich schmuddligen Decke auf dem Boden, mit dem
Rücken an die Seitentür gelehnt, und eine Petroleumlampe verbreitete mattes
Licht. Aber der Typ war ihr fremd, außerdem war er allein, und damals war sie nicht
gefesselt und geknebelt gewesen. Vielleicht ist die Sache mit dem Wagen ein
Zufall, dachte sie und wunderte sich im gleichen Moment über den absurden
Gedanken. Spielte das überhaupt noch eine Rolle? Vielleicht. Vielleicht auch
nicht.
    Der Mann von damals hatte ihr irgendein widerliches Zeug eingeflößt,
aber sie hatte sich heftig gewehrt und ihm die Mütze vom Kopf gerissen. Er war
fuchsteufelswild geworden, hatte ihr noch mehr von dem Getränk eingeflößt und
ihre langsam erlahmende Gegenwehr schließlich grinsend genossen. Zwei der
Mädchen hatten die Szene verfolgt: Philippa und die Große mit den grünen Augen.
Die kleine Schwarzhaarige hatte es gar nicht abwarten können, bis er ihr
richtig wehgetan hatte. Im Rückblick gewann Sandra plötzlich den Eindruck, dass
das andere Mädchen Philippa mehrfach scharfe oder auch wütende Blicke
zugeworfen hatte. Warum auch immer. Merkwürdig, dass ihr das gerade jetzt
einfiel. Nur noch das Wetter war jetzt unwichtiger.
    »Du erinnerst dich, stimmt’s?« Der Mann, der angeblich die
26 b in der Celler Straße gesucht hatte, hockte vor ihr und leuchtete
ihr mit der Lampe ins Gesicht.
    Sandra blickte ihn starr an.
    »Das ist gut so.« Er lächelte. Fast so freundlich wie vor wenigen
Minuten. »Mein Kumpel schickt mich nämlich, um dir was auszurichten. Verstehst
du das?« Er zog sich die Wollmütze vom Kopf. Dunkle kurz geschnittene Locken
kamen zum Vorschein.
    Sandra rührte sich nicht.
    »Gib mir ein Zeichen, dass du mich verstehst.«
    Sie blieb regungslos sitzen.
    »Letzte Warnung, Schätzchen.« Seine Hand schnellte vor und packte
ihre Gurgel. »Rühr dich oder morgen erkennt dich nicht mal deine eigene Mutter,
wenn ich fertig mit dir bin!«, zischte er.
    Sie versuchte zu nicken.
    »Okay.« Er zog die Hand zurück und wirkte zufrieden. »Schon besser.
Schon viel besser.« Er lächelte und griff hinter sich, um sich eine der Decken
zusammengefaltet als Sitzkissen unter den Hintern zu schieben. »Wo war ich
stehen geblieben?« Er tippte sich an die Stirn, als würde ihm der Gedanke erst
in diesem Augenblick wieder einfallen und als sei er sehr erleichtert darüber.
»Ach ja, richtig: Mein Kumpel hält es für eine gute Maßnahme, dir eindrucksvoll
klarzumachen, dass du nichts tun oder sagen solltest, was ihm oder seinen
Mädels schaden könnte. Du weißt, was ich meine, nicht wahr? Und ich rate dir,
diesmal gleich zu reagieren.«
    Sandra nickte wieder. Der Kopf schmerzte.
    »Weißt du, er hatte wichtige Geschäfte zu erledigen und war eine
Weile unterwegs, und als er zurückkam, war eine ziemliche Scheiße am Dampfen«,
fuhr er plaudernd fort. »Du kannst dir sicherlich gut vorstellen, dass ihn das
anödet, nicht wahr? Würde dich auch anöden, stimmt’s?«
    Sandra beeilte sich, den Kopf zu bewegen.
    »Dachte ich mir. Nun sag mal – bist du polizeilich vernommen
worden?«
    Nicken.
    Der Mann überlegte einen Moment und betrachtete sie aufmerksam.
»Pass auf«, sagte er schließlich. »Ich mache dir jetzt den Knebel ab, und wir
werden uns ein bisschen unterhalten. Wenn du die Gelegenheit nutzt, um
herumzuschreien …« Er lächelte. »Ich denke, du weißt, was ich ausdrücken will.«
    Sandra deutete an, dass sie ihn verstanden hatte. Er entfernte mit
einem Ruck das Klebeband über ihrem Mund, und sie spuckte einen Stofffetzen
aus. Ein Würgen konnte sie gerade noch unterdrücken.
    »Also – was wollten die Bullen von

Weitere Kostenlose Bücher