Tod in Wolfsburg (German Edition)
flotten
Schrittes zu seinem Wagen zurück. Erst als er dort angelangt war und Tom
nirgends entdecken konnte, dafür jedoch zwei Frauen und ein Mann plötzlich an
ihn herantraten, schwante ihm Übles. Die kleine Frau, die seltsam große blaue
Augen hatte, mit denen sie ihn ohne Scheu musterte, legte eine Hand auf das
Dach seines Autos und lächelte plötzlich.
»Rico Lappa? Ich bin Kommissarin Johanna Krass. Sie werden
schwerster Straftaten verdächtigt und sind vorläufig festgenommen. Die
Einzelheiten erfahren Sie im Kommissariat der Polizeidienststelle in Wolfsburg.«
Der Mann legte ihm Handschellen an, während die andere, deutlich
jüngere Frau die Tür eines Wagens öffnete, der ein paar Meter hinter seinem
stand. Rico sagte kein Wort. Er war so perplex, dass er sogar vergaß, nach Tom
zu fragen. Als er auf dem Rücksitz Platz genommen hatte, sah er aus dem
Seitenfenster. Sandra und die Kommissarin standen sich gegenüber und
schüttelten einander die Hände.
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»Danke, dass Sie trotz Ihrer Angst mitgemacht haben«, sagte
Johanna. »Nur so war diese schnelle Festnahme möglich.«
»Sie waren sehr überzeugend«, entgegnete Sandra März. »Gut, dass ich
an mein Diensthandy gegangen bin. Schließlich ist es ja auch in meinem
Interesse, dass denen das Handwerk gelegt wird. Und ich habe mich mit vier
Polizisten im Hintergrund sehr sicher gefühlt.«
»Das freut mich. Allerdings braucht die Kripo Ihre Aussage auch noch
mal schriftlich. Kriegen Sie das hin?«
»Ich glaube, nach dem heutigen Tag kriege ich so einiges hin.«
»Das kann ich gut nachvollziehen. Also, noch mal – vielen Dank. Die
Kollegen melden sich bei Ihnen.«
Johanna sah März nach, wie die beschwingten Schrittes den Weg zu
ihrem Haus hochlief, bevor sie zu Beran in den Wagen stieg. Lappa befand sich
zusammen mit zwei Beamten in einem zweiten Zivilfahrzeug der Braunschweiger Polizei.
Während Beran sich in den fließenden Verkehr einfädelte und darauf achtete,
dass die Kollegen hinter ihr blieben, schloss Johanna kurz die Augen.
Sie konnte es immer noch nicht fassen, wie schnell sich nach den
ersten zähen Ermittlungstagen plötzlich die Dinge entwickelten. Nach der
Festnahme des Hauptmordverdächtigen im Fall Karen Milbert stand sie nun kurz
davor, den Fall endgültig aufzuklären. Ohne März’ Einsatz als Lockvogel hätten
sie allerdings nicht so schnell handeln können, zumal ad hoc keine Fotos von
dem Mann verfügbar waren. Darüber hinaus war ohnehin Eile geboten gewesen, denn
über kurz oder lang hätte Lappa nicht nur mitbekommen, dass sein Kumpel Tom
Siender längst tot war, sondern dass auch sein Boss und mehrere Handlanger zum
Verhör gebeten worden waren, und hätte sich innerhalb kürzester Zeit aus dem
Staub gemacht.
Der Fall Siender schien auf einer anderen Schiene zu laufen und
hatte wohl in der Tat mit geschäftlichen Auseinandersetzungen im Drogen-,
Waffen-und Spielermilieu zu tun. Denkbar war, dass ihm längst jemand auf den
Fersen gewesen war und die Gelegenheit seiner untätigen Warterei vor März’ Haus
genutzt hatte, um zuzuschlagen, das Kokain mitgehen zu lassen und den Wagen
wegzufahren.
Sandra März hatte erzählt, dass sie am späten Abend vom Training
heimgekommen war und den Transporter am Straßenrand bemerkt hatte. Als der
Fahrer ausgestiegen und auf sie zugegangen war, hätte sie eilig das Weite
gesucht … Nach ihren traumatischen Erfahrungen eine nachvollziehbare Reaktion.
Der Wagen hätte noch eine ganze Weile vor ihrem Haus gestanden, das habe sie
von ihrem Fenster aus beobachtet. Irgendwann – vielleicht gegen Mitternacht,
sie habe jedoch nicht auf die Uhr gesehen – sei er verschwunden gewesen. Gut,
aber was war mit den Waffen? Und warum …?
»Was geht Ihnen durch den Kopf?«, unterbrach Beran ihre Gedanken.
»Besonders entspannt sehen Sie nicht aus. Freuen Sie sich, es ist so gut wie
geschafft!«
»Ich knabbere noch an einigen Fragen herum, und ich bin gespannt, ob
ich Antworten finde, die mich wirklich überzeugen«, erwiderte Johanna.
»So leicht sind Sie nicht zufriedenzustellen, stimmt’s?«
Johanna warf Beran einen belustigten Seitenblick zu. »Gut möglich,
das gehört aber unbedingt zu meiner Arbeit.«
»Okay – was für Fragen denn zum Beispiel?«
Die Kommissarin seufzte. »Na schön. Wenn Tom Siender von irgendeinem
Typen aus dem Milieu, oder auch mehreren, verfolgt und überfallen wurde –
vielleicht aufgrund von Bandenrivalitäten –, wie es durchaus denkbar ist, dann
stellt
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