Tod ist nur ein Wort
Katze Tod, wie man in ihrer Heimat zu sagen pflegt. Und sie wird nicht spurlos verschwinden. Meine Leute werden etwas vorbereiten – einen Autounfall oder irgendein anderes tragisches Unglück.”
“Ist das nicht eher hinderlich? Ich kenne Ihre Vorliebe für glühendes Metall, und das hinterlässt Spuren. Und zwar nicht von der Sorte, wie man sie bei einem Autounfall erwartet.”
“Sehr freundlich, dass Sie sich so viele Gedanken machen, Monsieur, aber ich habe alles unter Kontrolle. Falls ich sie versehentlich zu sehr entstellen sollte, können wir den Wagen immer noch in Brand setzen und sie genau so verbrennen lassen, dass man sie gerade noch identifizieren kann.”
“Sehr praktisch”, sagte Bastien.
“Und Sie sind sicher, dass Sie nicht dabei sein möchten? Ich teile sie gern mit Ihnen.”
“Ich hatte schon mein Vergnügen mit Miss Underwood”, erwiderte Bastien emotionslos. “Sie gehört Ihnen.”
Er gesellte sich zu den anderen in den Salon, wo Kaffee und Likör gereicht wurden, und flirtete ein bisschen mit Monique. Der Baron warf ihm ein- oder zweimal einen verstimmten Blick zu, doch ansonsten wurde seine vorherige Abwesenheit ignoriert. Dass Hakim fort war, schien ebenfalls niemand zur Kenntnis zu nehmen, dachte Bastien, als er Monique Feuer gab. Aber wie Hakim gesagt hatte: Neugier ist der Katze Tod. Und die Mitglieder ihrer exklusiven kleinen Handelsorganisation waren Meister des Selbstschutzes, die nur zur Kenntnis nahmen, was sie zur Kenntnis nehmen wollten. Sie konnten sich darauf verlassen, dass Hakim alles so diskret erledigte, wie er es immer tat. Nur das zählte.
Er schaute auf die Uhr. Er hatte Hakim vor etwa einer Stunde verlassen – hatte er Chloe bereits etwas angetan? Wenn, dann konnte er nur hoffen, dass es schnell gegangen war, denn Hakim war ein einfallsreicher Sadist, der kein Erbarmen kannte.
Monique würde heute Nacht in sein Zimmer kommen – ihre Signale waren überdeutlich. Die gestrige Abfuhr ignorierte sie. Wahrscheinlich bestand der Baron darauf, nachdem man ihn um sein Ersatzvergnügen gebracht hatte. Und Bastien würde ihr zu Diensten sein, würde seinen Körper fordern, wo sein Begehren erloschen war.
Er hielt sich so lange wie möglich im Salon auf, um nicht wieder nach oben gehen zu müssen. Er wollte einfach, dass es vorbei war – es hatte keine Möglichkeit gegeben, sie zu schützen, nicht ohne seine eigene Position zu gefährden. Und was bedeutete schließlich das Leben einer Unschuldigen im Vergleich zu den Tausenden und Hunderttausenden, die durch die Zerschlagung dieses Waffenkartells gerettet werden konnten. Vorausgesetzt, dass es dazu kam – Thomason und seinesgleichen schienen eher daran interessiert, das Kartell unter Kontrolle zu halten. Doch das Leben war nun mal ungerecht, das hatte er schon lange akzeptiert und verlernt, sich darüber zu beklagen.
Dass sein Zimmer neben ihrem lag, machte es ihm nicht leichter. In diesem Flügel des Châteaus waren sie die einzigen Gäste. Zwei Zimmermädchen säuberten gerade ihren Raum, als er hochkam. Scheinbar beiläufig schlenderte er zu der offenen Tür. Keine Anzeichen von Gewalt – er musste es woanders getan haben.
Die Mädchen zogen das Bett ab. “Wo ist Miss Underwood?”, fragte er beiläufig und war neugierig, welche Ausrede Hakim sich hatte einfallen lassen.
“Sie musste vorzeitig abreisen, Monsieur Toussaint”, erwiderte eines der Mädchen. “Ein Todesfall in der Familie, sagte Monsieur Hakim. Sie ist so überstürzt abgefahren, dass sie ihr Gepäck hiergelassen hat. Wir werden es ihr nachsenden.”
Ein Todesfall in der Familie also. Ihr eigener Todesfall. Der Koffer stand noch neben der Tür, und er dachte einen Moment daran, das Mädchen zu ermahnen, diese Ungereimtheit zu ignorieren. Jedenfalls wenn sie am Leben bleiben wollte.
Doch es war nicht seine Aufgabe, Unschuldige zu retten. Also sagte er nichts, nickte nur und ging in sein Zimmer.
Er stand unter der Dusche, als er glaubte, sie schreien zu hören. Sofort stellte er das Wasser ab, doch nichts. Kein Lärm, keine Schreie. Wenn sie aufgrund irgendeiner unglücklichen Schicksalsfügung noch am Leben war, befand sie sich wohl kaum in Hörweite. Hakim würde sie in den alten Teil des Châteaus gebracht haben, jenen Flügel, der noch völlig unrenoviert wirkte, tatsächlich aber mit Kameras und einem Schallschutz ausgestattet war. Er würde sie nicht hören können, wenn sie schrie. Und so wie er Hakim kannte, war sie nicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher