Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
Gewicht angehoben, und sie konnte wieder atmen. Sie öffnete die Augen und sah Hakim in einer Lache aus Blut auf dem Boden liegen, das nicht das ihre war.
    Bastien Toussaint stand über sie gebeugt, sein Gesicht war unbewegt und ausdruckslos. Er reichte ihr eine Hand – in der anderen hielt er eine Waffe. “Leben oder Tod, Chloe. Du hast die Wahl.”
    Sie nahm seine Hand und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen.
    Unter Aufbietung aller Willenskraft gelang es ihr, stehen zu bleiben. Schmerz schoss ihr durch die Arme und die Beine, wo Hakim sie misshandelt hatte. Doch Hakim war tot und sie lebte, auch wenn sie sich dafür der Person anvertrauen musste, die sie am meisten hasste auf der Welt. Aber sie wollte nicht sterben.
    “Es gibt einen Hinterausgang, der uns nach draußen in die Nähe der Garage bringt. Wir werden an einer Handvoll Wächter und ihren Hunden vorbeikommen. Du musst dich still verhalten und tun, was ich sage. Falls nicht, erschieße ich dich.”
    Sie nickte nur, weil sie ihrer Stimme nicht sicher war. Er klang kühl und unbeteiligt, als hätte er nicht soeben einen Mann getötet und wäre darauf vorbereitet, weitere zu töten. Irgendwie gelang es ihr, ähnlich kühl zu sein.
    Er nahm ihren Arm und zog sie hinter sich her. Sie konnte kaum mit ihm Schritt halten – sie zitterte, fühlte sich schwach und schwindlig, doch ihn um eine Pause zu bitten, kam nicht infrage. Wahrscheinlich würde er sie umbringen, wenn sie ihn aufhielt.
    Sie taumelte hinter ihm her, eine enge dunkle Treppe hinunter, hinaus in die eisige Dezembernacht. Die klare kalte Luft traf sie so unvorbereitet, dass sie fast hustete, als sie sie einatmete und mit jedem Atemzug versuchte, den Geschmack und den Geruch von Blut und Feuer loszuwerden. Plötzlich drückte Bastien sie an eine Wand und presste sich gegen sie, sodass sie beide im Schatten verborgen waren.
    Abwesend registrierte sie, dass er sehr kräftig war – das war ihr schon mal aufgefallen, oder? Sie mochte ihn aus tiefstem Herzen hassen, doch wenn es um ihr Leben ging, war es nur gut, wenn ihr Retter kräftig war.
    Chloe vernahm das kehlige Knurren eines Hundes, dem ein kurzes Kommando folgte. Die Wachmänner drehten jedoch noch unalarmiert ihre Runden.
    “Ich kann dir nicht versprechen, dass sie überleben. Wenn dir also dein Leben lieb ist, verhalte dich ruhig.” Die Worte waren nur ein Hauch in ihrem Ohr, nur ein Wispern, doch sie nickte.
    Die Wachmänner waren an ihnen vorübergegangen, doch sie würden zurückkommen. “Versprich mir nur eins”, flüsterte sie ein winziges bisschen lauter, als Bastien es getan hatte.
    Er presste ihr sofort die Hand auf den Mund, und sie musste ihre Panik unterdrücken.
    “Ruhe”, zischte er angespannt.
    Sie nickte, worauf er seine Hand zurückzog. Die Wachmänner waren inzwischen in der Mitte der Gartenanlage angekommen, befanden sich aber noch in Schussweite.
    Bastien trat einen Schritt zurück, offenbar unbeeindruckt davon, dass er sich eben noch eng an sie gepresst hatte. “Dir was versprechen?”, fragte er schließlich.
    “Erschieß die Hunde nicht.”
    Eine Sekunde lang starrte er sie fassungslos an. Dann trat ein seltsamer Ausdruck in seine Augen, den sie – unter anderen Umständen, bei einem anderen Mann – als amüsiert bezeichnet hätte. Doch wo es um Leben und Tod ging, konnte man nicht amüsiert sein. “Ich tue mein Bestes”, sagte er. “Los jetzt.” Er nahm ihre Hand und lief los.

10. KAPITEL
    H akim hatte dafür gesorgt, dass das Château auch von außen gut beleuchtet war, und so mussten sie von Schatten zu Schatten huschen, als sie den breiten Rasenstreifen überquerten. Bastien schien einen untrüglichen Instinkt dafür zu haben, in welche Richtung sie sich bewegen mussten, und sie folgte ihm mit eiserner Willenskraft, ohne darüber nachzudenken, was sie gesehen hatte, was man ihr angetan hatte. Jedes Gefühl von Realität hatte sie längst verlassen, und wenn dies ein Hollywood-Film war, würde sie in ihrem eigenen Bett aufwachen, schweißgebadet und angstgeschüttelt von diesem so furchtbar realistisch wirkenden Albtraum.
    Sie hatte ihr Zuhause verlassen, die Familientradition gebrochen, weil sie Tod und Schmerz und den Anblick von Blut nicht vertragen konnte. Und nun war sie besudelt mit dem Blut eines toten Mannes.
    Bastien verließ sie zweimal, und sie blieb benommen und gehorsam im Schatten stehen, bis er wiederkam, um sie erneut hinter sich herzuziehen. Sein Porsche stand nahe der Auffahrt,

Weitere Kostenlose Bücher