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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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dazugehörigen Waffenschein haben Sie auch?« Wiebke erhob sich und machte ein paar Schritte durch den Raum. Unruhe hatte sie ergriffen. Es war ihr unmöglich, sitzen zu bleiben.
    Ubbo Harmsen blickte sie an, als würde Wiebke unter geistiger Umnachtung leiden. »Waffenschein?« Er lachte humorlos auf. »So’n Quatsch. Ich wollte damit nie schießen, das Ding hat mir einfach Sicherheit verschafft, mehr nicht. Sie liegt nicht umsonst in meinem Nachtschrank.«
    »Sie haben einen Hund, der Einbrecher verscheucht.«
    »Der ist so zahm wie unsere Schafe auf dem Deich.« Harmsen winkte ab.
    »Können wir sie sehen?«
    »Die Schafe?« Harmsen lachte über seinen eigenen Witz.
    »Die Waffe natürlich – haben Sie einen Clown gefrühstückt?«, blaffte Petersen.
    »Klar. Ich hole sie.« Harmsen erhob sich kleinlaut und drückte seinen Rücken durch. »Schiet, ich werd auch alt«, bemerkte er grinsend, als er aus dem Raum schlurfte.
    »Was hältst du von ihm?«, raunte Wiebke Jan Petersen zu.
    Schulterzucken. »Ganz geheuer ist er mir nicht. Wir sollten ihn auf jeden Fall nicht aus den Augen lassen.«
    Wiebke gab ihm recht und sank wieder auf das Sofa.
    Es vergingen fünf Minuten, bis Harmsen wieder im Türrahmen stand. Mit leeren Händen und einem langen Gesicht. »Die Knarre ist nicht da«, murmelte er schuldbewusst.
    »Wie – nicht da?« Petersen glaubte, sich verhört zu haben. »Sie haben die Waffe immer im Nachtschrank, nicht unter Verschluss?«
    »Sozusagen, ja. Im Waffenschrank nutzt die Pistole nichts, wenn nachts Einbrecher an meinem Bett stehen.«
    Insgeheim stimmte Wiebke ihm zu, doch sie schwieg. Das deutsche Gesetz dachte anders darüber, und es hatte in der Vergangenheit unzählige Fälle gegeben, die das auch begründet hatten. Unwillkürlich dachte sie an einen, der noch gar nicht so lange zurücklag. Ein Schüler hatte sich die Waffe seines Vaters beschafft und war damit Amok gelaufen. Fünfzehn Menschen hatte er auf dem Gewissen, mehr als zehn hatte er schwer verletzt. Der Schüler war bis dahin nie auffällig geworden; allerdings hatte er gewaltverherrlichende Spiele am Computer geliebt. Im weiteren Verlauf des Verfahrens hatte man den Vater angeklagt; er habe seine Waffe nicht vorschriftsmäßig unter Verschluss gehalten. Das Drama wäre vielleicht nie geschehen, hätte der damals Siebzehnjährige sich die Waffe des Vaters nicht ausleihen können.
    »Wer könnte die Waffe haben?« Petersen zwang sich sichtlich, ruhig zu bleiben.
    »Niemand, höchstens Bente. Aber was sollte die mit meiner Pistole? Sie hasst das Ding und findet es schrecklich, sie neben dem Bett zu wissen. Außerdem ist sie nicht in der Lage, einer Fliege etwas zuleide zu tun.«
    »Was ist das für eine Waffe?«
    »Eine alte Bundeswehrpistole. Ich habe sie damals aus der Kaserne mitgehen lassen. War nicht ganz leicht, aber es hat geklappt.« Er grinste überheblich. »Bin ja nicht ganz blöd. Ist auch schon mehr als zwanzig Jahre her, dürfte also inzwischen verjährt sein.«
    »Wir könnten mit einem Durchsuchungsbeschluss wiederkommen und Ihnen bei der Suche nach der Pistole behilflich sein«, entfuhr es Petersen.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
    Wiebke sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Sie erhob sich und gab Petersen ein Zeichen. Harmsen begleitete seine Besucher bis zur Tür. Wiebke reichte ihm eine Visitenkarte. »Bitte rufen Sie uns an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«
    »Was sollte mir einfallen?« Sarkasmus lag in seiner Stimme.
    Wiebke antwortete nicht darauf. Sie verabschiedeten sich und gingen zum Wagen.
    Wiebke hatte sich von dem Gespräch mit Harmsen mehr erhoffte. Der einzige Punkt, der ihn belasten konnte, war der Umstand, dass er gleich von Mord gesprochen hatte. Womöglich hatte seine Frau die Todesursache aber auch bei einem Gespräch der Kollegen von der Spurensicherung im Bistro aufgeschnappt und ihrem Mann davon berichtet. Dann wäre Harmsen entlastet.
     
    »Der hat Dreck am Stecken«, stellte Petersen im Auto fest. »Das müssen wir ihm jetzt nur noch nachweisen. Allein die Tatsache, dass er von Mord anstatt von Selbstmord gesprochen hat, lässt mich stutzig werden. Dann kommt hinzu, dass er wusste, dass der Tote sich in den Kopf geschossen hat, und nicht beispielsweise in die Brust. Und dann die Sache mit der Pistole, die er geklaut hat, illegal besitzt und die nun verschwunden ist.«
    »Womöglich ist es die Waffe, mit der Klaus Georgs erschossen wurde.« Wiebke schob die Lippen vor.
    Petersen

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