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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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häufigen Depressionen. Christoph Gimeno, Steuerberater aus Eppan. Und natürlich der Gastgeber: Prof. Dr. med. Falko Puttmenger, Schönheitschirurg mit zittrigen Händen. Natürlich waren Puttmengers feingliedrige Chirurgenhände normalerweise die Ruhe selbst, aber nicht heute und nicht in diesem Augenblick. Nach einem Erlebnis heute Morgen hatte er sich erst übergeben, dann alle beruflichen Termine abgesagt, schließlich seine alten Freunde für dieses Treffen zusammengetrommelt. Normalerweise öffneten sie an dem großen Eichentisch inmitten der Weinregale Flaschen aus aller Welt, sie degustierten und diskutierten – nicht nur über Weine, sondern ganz allgemein über die schönen Dinge des Lebens. Aber nicht an diesem Tag!
    Auf einem Computerbildschirm war groß ein Foto zu sehen. Falko hatte es am Morgen mit seiner digitalen Kamera aufgenommen. Gezeigt wurde eine Katze, die nicht nur tot, sondern auf bestialische Weise mit einem großen Nagel an seiner antiken Haustür aufgespießt war. Falko war nicht zart besaitet, das brachte schon sein Beruf mit sich. Auch wenn seine Kundinnen ihn für einen Künstler hielten, gehörte der unappetitliche Umgang mit aufgeschnittenem Fettgewebe zu seinem Alltag. Aber diese kleine Katze hatte er in sein Herz geschlossen, er hatte ihr feines Fell gerne zwischen den Ohren gestreichelt, sie konnte zärtlich schnurren und hatte geheimnisvolle Augen. Und jetzt diese unglaubliche Gräueltat. Wer brachte es fertig, das unschuldige Kätzchen zu ermorden, mit dem einzigen Ziel, auf ihn Druck auszuüben. Am Urheber gab es keinen Zweifel: Heute früh hatte ihn ein Anrufer mit blecherner Stimme geweckt. Der Erpresser hatte ihm einen guten Morgen gewünscht und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass er seine Botschaft richtig verstehen möge. Zu diesem Augenblick hatte Puttmenger noch nicht gewusst, was gemeint war. Er hatte sich umgedreht und war wieder eingeschlafen.
    «Das ist eine riesengroße Schweinerei», stellte Puttmenger erregt fest, auf das Bild mit der toten Katze deutend.
    «Stimmt», bestätigte Welswacker, dessen Aufmerksamkeit allerdings auf das Etikett einer Weinflasche gerichtet war, die er in den Händen hielt. «Aber deshalb hättest du uns nicht anrufen müssen. Du brauchst jemand, der deine Haustür sauber macht. Kauf dir eine neue Katze, und die Welt ist wieder in Ordnung.»
    Rottenthaler reichte Welswacker einen Korkenzieher. «Mach auf, ist ein guter Jahrgang.»
    «Glaubt ihr wirklich, ich habe euch nur wegen der Katze angerufen? Wie blöd seid ihr …»
    «Na, na, mach mal halblang!»
    «… das betrifft uns alle», fuhr Puttmenger erregt fort, «ihr werdet schon sehen.»
    Gimeno sah ihn skeptisch an. «Deine Katze? Uns alle? Da bin ich aber neugierig.» Er reichte Welswacker sein Glas. «Komm, schenk ein!»
    «Vergesst nicht, wir haben etwas gemeinsam», sagte Puttmenger.
    «Meinst du die rothaarige Nutte in Trastevere?»
    «Euch hat man ins Hirn gepinkelt.»
    «Komm, mach’s nicht so spannend.»
    «Erst probieren wir den Wein.»
    «Meinetwegen. Euch wird gleich die gute Laune vergehen.»
    «Warum? Ist der Sauvignon so schlecht?»
    «Riecht nach Holunder.»
    «Und nach Katzenpisse.»
    «Du bist pietätlos.»
    Welswacker zuckte mit den Schultern. «Ist aber so, das kommt bei Sauvignon gelegentlich vor, steht sogar in der Literatur.»
    Puttmenger schlug mit der Faust auf den Tisch. «Schluss jetzt. Ihr wollt wissen, was wir gemeinsam haben? Wir waren alle mit Niki befreundet …»
    «Niki Steirowitz? Der ist doch schon ewig tot.»
    «Niki, der Trottel. Fällt einfach vom Berg.»
    «Fällt, oder wurde gefallen.»
    «Was willst du damit andeuten?»
    «Ach, nur so.»
    «Wir haben noch etwas gemeinsam», sagte Puttmenger. «Wir sind mal erpresst worden.»
    «Du vielleicht, ich nicht.»
    «Tu nicht so scheinheilig, du doch auch.»
    «Ist doch egal», stellte Welswacker fest. «Das Ganze ist über zehn Jahre her. Seitdem ist Ruhe im Karton. Lass uns als Nächstes den Merlot aufmachen. Oder doch lieber den Cabernet? Was meint ihr?»
    «Die Flaschen bleiben zu!», entschied Puttmenger und beschlagnahmte den Korkenzieher. «Ich bin noch nicht fertig.»
    «Dafür schaust du ganz schön fertig aus.»
    «Was hat deine Katze mit Niki und den Erpressungen zu tun?», fragte Steixner, der sich damit zum ersten Mal am Gespräch beteiligte.
    «Auch Niki ist damals erpresst worden», erwähnte Rottenthaler.
    «Stimmt, und dann war er tot.»
    «Alle mal herhören», sagte

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