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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Dabei hatte er wieder die kleine Katze im Arm, die er sanft streichelte.

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    15
    Marco war ein ungeduldiger Mensch, er war sich dessen bewusst, aber er fand, dass das Leben zu kurz war, um Zeit zu verplempern. Außerdem hatte man ihm gerade einige wertvolle Jahre gestohlen, er hatte also was aufzuholen. Und dieser gelackte Schönheitsfuzzi ging ihm gehörig auf den Sack.
    Marco saß auf einem Hügel unter einem Apfelbaum und beobachtete schon eine ganze Weile das Privathaus von diesem Idioten. Seine Vespa stand einige Meter weiter auf einem Feldweg. Er hatte ein Fernglas dabei und eine Flasche Wasser, die er schon fast ausgetrunken hatte. Er hatte verfolgt, wie vor einer Dreiviertelstunde ein alter Land Rover durch das Tor gefahren war, er hatte sich schon gewundert, warum es offen stand. Ein Mann war ausgestiegen, mit einem Gehstock, er hatte sich sorgfältig umgeschaut, war schließlich von Puttmenger begrüßt worden, der ihn offenbar erwartet hatte. Dann hatte der Chirurg eine Katze in den Arm genommen und gestreichelt. Später hatten die beiden Männer unter der Pergola eine Flasche Wein getrunken. Und jetzt ging der Besucher wieder. Ein komischer Kerl. Marco hatte das sichere Gefühl, ihn schon mal gesehen zu haben, er zermarterte sich den Kopf, aber er konnte sich nicht erinnern. Er hatte einen siebten Sinn für Menschen entwickelt, die Schwierigkeiten machten. Der Mann war so einer, das spürte er, ohne es erklären zu können. Warum hatte der Typ einen Stock? Er hinkte nur leicht, den Gehstock schien er nicht wirklich zu brauchen. Peng, jetzt erinnerte er sich, wo er ihn schon mal gesehen hatte. Und das gefiel ihm nicht, überhaupt nicht. Vor der Quästur in Bozen war er ihm begegnet, in der Via Dante. Marco war dort seiner Meldeverpflichtung nachgekommen, die man ihm als vorzeitig entlassenem Häftling aufgebrummt hatte. Da war der Mann mit dem Gehstock aus dem Kriminalkommissariat gekommen. So eine Scheiße! War das ein Bulle? Nein, jedenfalls kein italienischer, sein Auto hatte ein deutsches Kennzeichen. Aber irgendetwas hatte der Gehstock-Mann mit der Polizei zu tun – und mit dem geschniegelten Doktor. Vielleicht hatte ihn Puttmenger wegen der Erpressung um Hilfe gebeten? Das sähe dem Kotzbrocken ähnlich. An die Polizei hatte sich Puttmenger bestimmt nicht gewendet, da war Marco sich sicher. Dann war der seltsame Besucher womöglich so eine Art Berater für Menschen, die erpresst wurden? Aus Deutschland? Warum nicht. Und in der Quästur hatte er seine Kontakte zur Polizei gepflegt? Merda , so kam er nicht weiter. Marco merkte sich das Nummernschild des Land Rovers. Wäre doch gelacht, wenn er die Identität des Mannes nicht herausbekäme.
    Der Geländewagen verließ das Grundstück. Marco beobachtete durch sein Fernglas, wie Puttmenger dem Auto hinterhersah. Wieder hatte er dieses blöde Katzenvieh im Arm.
    Marco brauchte eine gute Idee. Er wollte beim selbstgefälligen Doktor die Daumenschrauben anziehen, ohne Narkose, das sollte richtig weh tun. Es musste für Puttmenger nur eine Möglichkeit der Schmerzlinderung geben, nämlich indem er zahlte. Das sollte nicht schwer zu verstehen sein, dafür brauchte man keinen Hochschulabschluss. Und dieser merkwürdige Typ würde Puttmenger auch nicht helfen können, ganz sicher nicht. Wenn ihm der Mann in die Quere kam, würde er ihm eine in die Fresse hauen. Oder ihm beide Beine brechen – dann würde der komische Vogel statt seines Gehstocks zwei Krücken brauchen oder einen Rollstuhl.
    Marco verließ seinen Beobachtungsposten, die leere Flasche warf er in einen Busch, er hängte sich eine Tasche um, ging zur Vespa und startete diese. Er fuhr hinunter in den Ort. Eine Ampel schaltete auf Rot. Marco entschied sich dafür, die Bremsen seiner Vespa zu schonen. Irgendein cretino hupte. Schließlich hielt er vor der Post. Er nahm zwei vorbereitete und bereits frankierte Umschläge aus der Umhängetasche, verpasste ihnen einen fetten Kuss und steckte sie in den Briefkasten, der in wenigen Minuten geleert werden sollte. In Rom oder Neapel wäre er sich da nicht so sicher gewesen, aber in Südtirol würde das klappen. Nein, die Umschläge waren nicht für Puttmenger bestimmt.
    Marco schwang sich wieder auf die Vespa, fuhr über den Bürgersteig, verfehlte nur knapp den Schoßhund einer alten Frau, die prompt in Panik aufquietschte. Er lachte und gab Gas. A tutta velocità! So machte das Leben Spaß. Was ja nicht bedeutete, dass es für die

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