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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Poloshirt steckte. Es machte keinen Sinn, die Sache hinauszuzögern. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, der helle Sternenhimmel und der Mond tauchten den Totenhügel in ein gespenstisches Licht. Es war kein anderes geparktes Auto zu sehen, auch keine Menschenseele. Puttmenger öffnete die Tür und stieg aus. Er nahm den Pilotenkoffer vom Beifahrersitz und machte sich auf den Weg. Zwischen zwei Zypressen stieg er auf die niedrige Mauer und sprang auf der anderen Seite hinunter. Rechts war die Kirche, von dort nach links die Reihen mit den Grabsteinen, er fand die richtige und lief los. Einige Grablichter brannten. Er dachte nicht an die Seelen der Verstorbenen, stattdessen versuchte er, sich nicht zu verzählen. Schließlich stand er vor einem ovalen Grabstein mit einem schmiedeeisernen Kreuz. Kurz schaltete er seine Taschenlampe an, um die Inschrift zu kontrollieren. Sie stimmte mit den Angaben auf dem Erpresserbrief überein, er hatte sein Ziel erreicht. Puttmenger hielt für einen Moment den Atem an. Nichts zu hören, gar nichts, nur die gelegentlichen Autos auf der Straße, die am Friedhof vorbeiführte und deren Insassen keine Notiz von dem kleinen Fiat auf dem Parkplatz nahmen.
    Ob ihn der Erpresser beobachtete? Einem spontanen Einfall folgend, hob er den Pilotenkoffer mit gestreckten Armen in die Höhe, er drehte sich theatralisch einmal im Kreis, dann stellte er ihn hinter dem Grabstein ab, wedelte mit den leeren Händen in der Luft und machte sich auf den Rückweg. Beim Übersteigen der Mauer rutschte die Pistole aus seinem Gürtel. Erschreckt bückte er sich, um sie aufzuheben. Gott sei Dank war die Waffe gesichert, und es hatte sich kein Schuss gelöst. Zurück im Auto, startete er den Motor, er machte die Scheinwerfer an, stieß zurück, steuerte auf die Strada del Vino , gab kräftig Gas und fuhr nach Norden Richtung Ortszentrum von Tramin. Wenn er tatsächlich unter Beobachtung stand, sollte das entschlossen genug wirken. Schon kam rechts die Abzweigung nach Neumarkt und zur Autostrada , dort wendete er. Puttmenger fuhr mit wenig Gas ein Stück zurück Richtung Friedhof, parkte dann rechts auf einem kleinen Feldweg neben einer Steinmauer, umgeben von Rebstöcken. Er machte den Motor und die Scheinwerfer aus, nahm sein Handy und aktivierte die Ortung. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann zentrierte sich die angezeigte Landkarte, ein kleiner, blauer Stecknadelkopf erschien, langsam blinkend, sich nicht von der Stelle bewegend. Puttmenger nickte zufrieden, noch schien der Koffer mit dem Geld an seinem Platz zu sein. Er blieb ruhig sitzen und wartete ab. Irgendwann würde sich der Punkt bewegen, dann würde er die Verfolgung aufnehmen.
    Nach zwanzig Minuten wurde er langsam unruhig. Warum verharrte der Punkt an ein- und derselben Stelle? Puttmenger zündete sich eine Zigarette an. Dreißig Minuten, nichts. Warum ließ sich der Erpresser so viel Zeit? Vierzig Minuten, nichts. Er dachte an sein schönes Geld. Ihm fielen auch die alten Zeitungen ein und sein Brief mit der liebevollen Anrede: «Du blödes Arschloch!» Wo blieb dieses Arschloch jetzt? Hatte er Dünnpfiff bekommen und war zu Hause geblieben? Oder hatte der Erpresser eine engelsgleiche Geduld und würde erst am Morgen kommen, kurz vor den ersten Besuchern des Friedhofs beziehungsweise der Kirche? An diese Möglichkeit hatte er nicht gedacht. So lange konnte er nicht warten. Nun gut, seine Frau würde ausschlafen, dafür hatte er gesorgt. Bei seinen Kids war alles möglich, mal standen sie früh auf, mal blieben sie bis Mittag in der Kiste. Aber selbst wenn sie ihn vermissten, würde sie das nicht weiter beunruhigen. Allerdings stand sein Ferrari vor der Klinik, irgendwann würde man ihn suchen. Kein Problem, er könnte in der Klinik anrufen und eine Geschichte erfinden. Und die OP-Termine am Vormittag? Die hatte er vorsorglich schon zuvor auf seine Oberärzte verteilt. Was regte er sich also auf? Wie lang hielt eigentlich der Akku, wenn er ständig das Display anhatte? Verdammte Scheiße.
    Eine Stunde, nichts. Der blinkende Punkt fing an, ihn zu nerven. Puttmenger entschied sich gegen eine weitere Zigarette, er stieg aus, in der einen Hand die Taschenlampe, ein robustes amerikanisches Modell, mit dem man auch zuschlagen konnte. Er kontrollierte den Sitz der Pistole im Gürtel, warf einen erneuten Blick auf sein Handy, er schaltete die Displaybeleuchtung aus, dann lief er los, an den Weinreben entlang Richtung

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