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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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unglücklichen Zeitpunkt erfolgte. Es gelang ihm, seine «Tante» zu vertrösten. Was ihm deshalb leichtfiel, weil sie ihre morgige Rückkehr nach Meran ankündigte. Dort würde er sie bald besuchen, versprach er, und mit ihr über alles reden. Er solle Phina grüßen, sagte sie noch. Er könne sie doch nach Meran mitbringen, das wäre nett. Emilio murmelte eine unverständliche Antwort und beendete das Gespräch.
    ***
    Er hatte Glück, die Vinothek war geöffnet. Die beiden Stehtische wurden von einer kleinen Gruppe belagert, die sich fröhlich zuprostete. Im Laden traf er Valerie, die gerade höchst vorteilhaft auf einer Leiter stand, um eine Flasche aus dem Regal zu nehmen. In Highheels, mit angespannter Wadenmuskulatur, kurzem Rock und, wie aus dieser Perspektive gut zu sehen war, mit rotem Slip. Emilio mochte die erotischen Fotografien des verstorbenen Helmut Newton. Seine «Big Nudes» waren ein ästhetischer Hochgenuss. Newton liebte Frauen, die in hochhackigen Schuhen posierten, die sich selbstbewusst in ungewöhnlichen Perspektiven als Lustobjekt präsentierten. Dass sich Feministinnen darüber aufregten, fand Emilio amüsant. Doch die Inszenierungen eines Helmut Newton hatten mit der Realität wenig zu tun – hatte er jedenfalls immer geglaubt. Valerie Trafoier belehrte ihn gerade eines Besseren. Er nahm ihr die Flasche ab und half ihr von der Leiter. Dabei lächelte sie ihm vieldeutig zu.
    Später saßen sie in der Probierecke und unterhielten sich. Valerie lud ihn zu einer abendlichen «Blindverkostung» ein. In Völs am Schlern gebe es ein Sensorium, wo man in völliger Dunkelheit Weine probieren könne. Sie habe das schon mal gemacht, das sei ein faszinierendes Erlebnis. Man würde im Dunkeln wesentlich intensiver riechen und schmecken. Sie schmunzelte. Das träfe übrigens auch auf den Tastsinn zu, aber dafür wäre der Anlass ungeeignet.
    Emilio fand die Idee spannend, vor allem eine spätere Fortsetzung der intensivierten Sinneswahrnehmung im privaten Rahmen. Außerdem hatte er gerade kein Dach über dem Kopf. Dennoch musste er für dieses Mal ablehnen. Er habe leider einige Termine, sagte er. Aber er hoffe, dass er auf das Angebot zurückkommen dürfe.
    Valerie sagte, dass er sich zwecks einer Terminvereinbarung Tag und Nacht bei ihr melden dürfe. Sie könne sich auch andere Formen der Freizeitgestaltung vorstellen, sie sei da ganz flexibel und experimentierfreudig.
    Emilio fragte, ob Valerie gerne in die Berge ginge, um zu wandern.
    Sie lachte. Ehrlich gesagt, habe sie sich gerade andere Betätigungen vorgestellt. Außerdem habe sie noch nie in ihrem Leben Wanderstiefel angezogen, auch halte sie Rucksäcke für abscheulich. Kurzum: Das Wandern sei ihr zutiefst wesensfremd, dafür müsse er sich leider eine andere Partnerin suchen.
    Emilio erwiderte ihr Lachen. Auch er habe mit Wandern nichts am Hut. Er könne nicht verstehen, warum Menschen freiwillig in den Bergen herumliefen. Er habe nur aus purer Neugier gefragt. Was nicht gelogen war. Er konnte sich Valerie tatsächlich nicht als dynamische Wandersfrau vorstellen. Phina aber schon, leider.
    Valerie deutete auf seinen Gehstock. Vermutlich sei das Wandern für den Baron auch zu beschwerlich, sagte sie.
    Er zog eine Augenbraue nach oben. Nein, da täusche sie sich. Der Stock sei nur ein liebgewordenes Requisit. Er könne sehr wohl auch ohne ihn laufen, sogar sehr schnell und ausdauernd.
    Was mit seinem Bein passiert sei, wollte sie wissen.
    Eine Schussverletzung, sagte er lapidar. Er verzichtete auf abenteuerliche Ausschmückungen.
    «Mein Lieber, das tut mir aber leid», sagte sie und streichelte seinen Oberschenkel. Dabei beugte sie sich nach vorne. Er hatte das schon vermisst. Auch die heutige Bluse eröffnete anregende Einblicke. Vielleicht sollte er ihr doch mitteilen, dass er eine Übernachtungsmöglichkeit suchte? Aber er brauchte seinen Schlaf. Es gab mutmaßlich bald andere Herausforderungen, denen er sich stellen musste.
    Einer spontanen Eingebung folgend, zeigte er ihr den Safeschlüssel. Er habe ihn unter Nikis Sachen gefunden. Ob sie wisse, wo er passen könne, fragte er.
    Er fand es schon immer faszinierend, wie schwer Frauen ihre Neugier verbergen konnten. Valeries Augen begannen zu funkeln, sie nahm den Schlüssel, hielt ihn in der Hand wie ein Schmuckstück von Cartier, ihre schlanken Finger liebkosten ihn. Nur zögernd gab sie Emilio den Schlüssel zurück. Das sei nun wirklich ein aufregendes Fundstück, sagte sie. Leider

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