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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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da oben am Berg wirklich passiert ist. Womöglich war alles ganz anders.»
    «Hatte er Probleme?», fragte Emilio. «Vielleicht war es Selbstmord?»
    «Selbstmord? Ich will es nicht hoffen, dann nämlich wäre ich nicht frei von Schuld. Ich hätte seine Verzweiflung spüren und ihm helfen müssen, dafür sind Mütter da. Aber ich habe nichts gespürt. Nein, ich glaube nicht an Selbstmord. Niki ging es gut, er war beliebt, von Problemen weiß ich nichts.»
    Emilio sah sie skeptisch an. «Du hältst es also für möglich …»
    «… dass Niki umgebracht wurde. Ja, genau das halte ich für möglich. Das würde erklären, warum mich Niki in den Träumen immer so vorwurfsvoll anschaut. Er erwartet von mir, dass ich die Umstände seines Todes aufkläre. Und wenn es Mord war, dann muss der Schuldige gefunden und bestraft werden.»
    «Niki ist seit zehn Jahren tot. Der Fall ist damals sicher untersucht worden. Hätte es Anhaltspunkte für einen Mord gegeben, wäre man diesen gewiss nachgegangen, und man hätte mit dir darüber gesprochen. Aber offenbar gab es keine. Liebe Theresa, es ist nicht ungewöhnlich, dass dich dein verstorbener Sohn in den Träumen verfolgt.»
    Theresa schüttelte energisch den Kopf. «Nein, so ist es nicht. Ich bin nicht hysterisch, ich habe auch keine Halluzinationen. Aber ich bin alt, vielleicht habe ich nicht mehr lange zu leben, und wenn ich dann tot bin, treffe ich Niki auf einer Wolke, und er fragt mich, warum ich nichts unternommen habe. Und was antworte ich ihm dann?» Nach einer Pause fuhr sie fort: «Außerdem habe ich vor einigen Wochen etwas gefunden, seitdem erscheint Nikis Tod in einem anderen Licht.»
    «Etwas gefunden?»
    Sie nickte. «Eine Freundin hat mich gefragt, ob ich für einen Basar in Naturns, dessen Erlös wohltätigen Zwecken dient, einige alte Sakkos von Niki zur Verfügung stellen könnte. Ich hielt das für eine gute Idee und bat Greta, das ist meine gute Seele, du kennst sie noch von früher, ein paar Jacken rauszusuchen. Und ich habe ihr gesagt, sie solle zur Sicherheit schauen, ob alle Taschen leer sind. Da hat sie das gefunden …» Theresa zog aus ihrer Handtasche eine Plastikhülle, entnahm ihr ein zusammengefaltetes, verknittertes Blatt Papier und reichte es Emilio.
    Er nahm das Blatt entgegen, faltete es behutsam auseinander. Der Text war offensichtlich mit dem Computer geschrieben und mit einem alten Nadeldrucker ausgedruckt. Jedenfalls keine Schreibmaschine und leider auch nicht handschriftlich. Denn die wenigen Zeilen hatten es in sich. Schon die Überschrift in Großbuchstaben: «WARNUNG!» Darunter: «Lieber Nikolaus. Man trachtet dir nach dem Leben. Pass gut auf dich auf!» Und als Absender: «Jemand, der es gut mit dir meint.»
    Emilio dachte nach. Zunächst über den Zettel mit der Botschaft, aber nicht lange, dann kam ihm ein Chardonnay Löwengang von Lageder in den Sinn, er dachte an den Sauvignon Quarz der Kellerei Terlan, er glaubte, die feinen Duftaromen eines Cabernet von Sankt Michael in Eppan zu riechen. Südtirol war ein beneidenswertes Land. Theresas fragender Blick brachte ihn zurück zum Thema. Er sortierte seine Gedanken. «Zugegeben», sagte er, «diese Nachricht lässt Nikis Tod in einem anderen Licht erscheinen. Aber das hat nichts zu besagen, es kann trotzdem ein Unfall gewesen sein.»
    «Natürlich, das ist mir schon klar. Aber diese Warnung geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Das ist doch unheimlich, findest du nicht?»
    «Ja, schon», bestätigte er, «trotzdem …»
    «Emilio», unterbrach sie, «ich möchte, dass du mir hilfst, deshalb habe ich dich hergebeten.»
    «Wie könnte ich dir helfen? Zehn Jahre sind eine kleine Ewigkeit. Wenn man damals nichts herausfinden konnte, dann heute ganz bestimmt nicht mehr.»
    «Hör auf, sprich nicht weiter», fiel ihm Theresa ins Wort. «Ich kenne dich, wenn es überhaupt jemanden gibt, der mir helfen kann, dann bist du es. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, das weiß ich selber. Ich will ehrlich sein, ich verspreche mir auch nicht viel davon. Aber ich möchte dich bitten, nach Südtirol zu fahren und einige Nachforschungen anzustellen.»
    Emilio zögerte. «Ich weiß nicht …» Plötzlich glaubte er, einen St. Magdalener aus Bozen zu schmecken, vom Ansitz Waldgries, dann erahnte er eine feine Rotweincuvée von Elena Walch.
    Theresa schaffte es zu lächeln: «Sieh es doch mal so: Eine alte Freundin deiner Mutter lädt dich zu einem kleinen Erholungsurlaub nach Südtirol ein. Als

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