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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Anblick des Ferraris lächeln. Er drehte an den Rädern, rollte ihn kurz über das Parkett, um ihn schließlich wieder zurückzustellen. Dann setzte er sich auf den Boden und zählte das Geld. Nur einige Tausend Euro. Das hatte er sich anders vorgestellt. Wo, verdammt noch mal, war das viele Geld? Er leuchtete erneut in das Versteck, tastete in die Ecken. Nichts, gar nichts. Scheiße! Marco steckte die Rolex-Uhr ein, packte das Geld und die Briefe in eine mitgebrachte Plastiktüte. Die Holzkiste würde er mitnehmen, ihr Inhalt war vielversprechend. Schließlich rückte er die Platte der Vertäfelung wieder an ihren Platz. Alles sah aus wie zuvor.
    Marco umkreiste die Umzugskartons. Ob es Sinn machte, sie zu öffnen und durchzustöbern? Abgesehen davon, dass das ewig dauern würde, war kaum damit zu rechnen, dass er etwas finden würde. Er entschied sich dagegen. Er flüsterte ein «Ciao, amico mio» , verließ den Raum, zog die Tür hinter sich ins Schloss, sperrte ab und legte den Schlüssel zurück auf den Sims. Im Umdrehen stieß er im Flur gegen eine Stehlampe. Sie fiel mit einem lauten Scheppern um. Marco hielt für einen Moment den Atem an. Als im Haus nichts zu hören war, richtete er die Lampe wieder auf. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass sie keinen Schaden genommen hatte. Dann verließ er das Haus durch den Heizkeller – mit der Rolex-Uhr, der kleinen Holzkiste und der Plastiktüte mit dem Geld und den Briefen.

[zur Inhaltsübersicht]
    6
    Emilio beobachtete die Gewitterwolken, die sich über den Bergen zusammenbrauten. Er hatte keine Lust, durch Pfützen zu pflügen. Obwohl sein alter, verbeulter Land Rover dafür bestens geeignet war. Mit ihm konnte man auch durch Bachläufe fahren. Die Pfützen waren nicht das Problem, schon eher die Scheibenwischer, die bei allzu heftigem Regen gelegentlich den Dienst quittierten. Was natürlich widersinnig war, geradezu grotesk, denn der Regen war ja die einzige Daseinsberechtigung für Scheibenwischer! Aber sein geliebter, rechtsgesteuerter Landy war sowieso nicht mit den Maßstäben modernen Automobilbaus zu messen. Die Frontscheibe war zweigeteilt. Polternde Starrachsen sorgten dafür, dass man bei der Fahrt nicht einschlief. Der Schalthebel verdiente seinen Namen nicht, mit ihm konnte man im Getriebe allenfalls rühren. Das flachstehende Lenkrad erforderte permanentes Steuern – weshalb er schon im nüchternen Zustand Schlangenlinien fuhr.
    Er war auf der Landstraße unterwegs, er hasste Autobahnen – vor allem gebührenpflichtige! Den Brenner hatte er längst hinter sich gebracht, auch Sterzing, wo er eine Pause eingelegt hatte. Frank hatte ihm den Pretzhof empfohlen, der würde ihm gefallen. Er hatte recht gehabt, die kulinarische Einstimmung auf Südtirol hätte nicht besser sein können, auch nicht der Spanferkelbraten. Nur fühlte er sich jetzt etwas schläfrig.
    Nach Bozen waren es nur noch wenige Kilometer. Emilio war sauer – und zwar auf sich selbst. Warum hatte er sich von Theresa breitschlagen lassen? Das musste was mit seinem limbischen System zu tun haben, mit jenen Hirnarealen, die für Emotionen zuständig waren. Sein limbisches System hatte dem Teil seines Gehirns, das für Vernunft und Logik verantwortlich zeichnete, einen Streich gespielt. Emilio schlug mit der Faust gegen das Armaturenbrett. War er jetzt total verblödet? Limbisches System? Bullshit! Natürlich gab es handfeste Gründe, warum er Theresas Einladung gefolgt war. Diese passten als kleines Bündel in einen Briefumschlag und halfen bei seinem aktuellen Liquiditätsengpass. So einfach war das. Es lag an ihm, das Beste daraus zu machen. Immerhin war er nicht gleich am nächsten Tag losgefahren, so viel Stolz musste sein. Die alte Dame konnte doch nicht über seinen Terminkalender verfügen – auch wenn er keine anderen Verpflichtungen hatte.
    Wie auch immer, die Nachforschungen im Fall des Niki Steirowitz würde er auf ein Minimum beschränken, das hatte er sich fest vorgenommen. Stattdessen würde er sich mit der gebotenen Ernsthaftigkeit der systematischen Verkostung Südtiroler Weine widmen, außerdem freute er sich auf Speckknödel, Schlutzkrapfen und Kaminwurzen. Er entschuldigte sich schon mal bei Theresa für diese Berufsauffassung. Aber hatte sie nicht leichtfertigerweise selbst von einem «Erholungsurlaub» gesprochen? Außerdem, was sollte schon dabei herauskommen? Zwar konnte er nachvollziehen, dass Theresa Zweifel an der Unfallversion hegte. Aber der

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