Tod On The Rocks
hoffnungslos abgelegen.
Die Tür zum Schlafzimmer öffnete sich. Im Rahmen stand Willeen in ihrer schwarzen Stretchhose und einem bunten Pullover. »Na, hast du schöne Weihnachten?« fragte sie sarkastisch.
»Die schönsten, die ich je erlebt habe«, antwortete Eben.
»Nun, auf jeden Fall hast du uns zu einem lustigeren Fest verholfen«, sagte Willeen. »Es ist nämlich dir zu verdanken, dass wir so viele hübsche Geschenke bekommen haben.«
Gestern abend waren Judd und Willeen ausgegangen, nachdem sie ihn am Bettpfosten festgekettet hatten. Stunden später kehrten sie triumphierend zurück. Judd trug Ebens Weihnachtsmannanzug und hielt die Zipfelmütze und den falschen Bart in der Hand.
»Willeen hat ihre Sache ganz hervorragend gemacht«, sagte er zu Eben. »Sie hat im Auto auf ihren heimlichen Santa Claus gewartet und die hübschen Bilder beschützt, die wir von Kendra Woods Wänden abgenommen haben. Nachdem ich die Party verlassen hatte, brauchte ich blo ß reinzuspringen, und dann haben wir in Windeseile die Stadt verlassen. «
Verdammt ärgerlich, hatte Eben gedacht. Judd und Willeen hatten sämtliche Kunstwerke aus Kendras Haus geraubt und waren dann zu der Party der Grants gefahren, wo sie einen weiteren Diebstahl begangen hatten. Mit der Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden und gutem Willen für alle Menschen war es offenbar nicht weit her.
Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatten sie einen Gro ß teil von Ebens Kleidung aus seinem Apartment mitgenommen. Jetzt würde jeder meinen, er, Eben, sei der Dieb gewesen und habe fluchtartig die Stadt verlassen. Alle würden nur das Schlechteste von ihm denken.
»Wie wär’s mit einem kleinen Imbiss? « fragte Willeen.
»Ein bisschen Weihnachtsporridge? «
»Wollt ihr mich vielleicht vergiften?« erwiderte Eben nur halb im Scherz.
Er hatte keine Ahnung, was sie mit ihm vorhatten, aber er machte sich gro ß e Sorgen. Wie konnten sie ihn hier lebend herauslassen, da er doch wusste, was sie getan hatten?
»Eben, du bist unser Weihnachtsmann«, sagte Willeen.
»Na, jedenfalls bestimmt nicht einer der drei Weisen aus dem Morgenland«, murmelte Eben.
Als Willeen den Raum verlie ß , konnte Eben Judds Stimme im Wohnzimmer h ö ren. » Bei diesem Versteck wird Claude bestimmt nichts an unserer Arbeit auszusetzen haben, was, Willeen? Er wird uns Vorwürfe machen, weil wir dem Kojoten mit dem Bild, das in Vail gestohlen wurde, nicht zuvorgekommen sind. Aber die Party am Donnerstag wird unsere Erfolgsquote im Verhältnis zur Gruppe erheblich steigern.«
»Ja, der Beasley wird uns den Arsch retten«, stimmte sie ihm zu.
O mein Gott, dachte Eben. Hei ß t das, dass Judd und Willeen Vorhaben, auf Louis ’ Party den kostbaren Beasley der alten Geraldine Spoonfellow zu stehlen? Die Spoonfellow ist bekannt dafür, dass Recht und Gesetz bei ihr oberste Priorit ä t haben. Wenn in Louis ’ Restaurant irgend etwas mit ihrem Eigentum passiert, dann wird sie es sicherlich schlie ß en lassen. Louis wird ruiniert sein. Wahrscheinlich ist er schon fast ruiniert, wenn die Leute in der Stadt Wind davon bekommen, dass er Kendra Wood einen aus dem Knast als Hausverwalter empfohlen hat. Der Skandal im Roaring Fork Valley ist vermutlich jetzt schon perfekt.
Eben versuchte ruhig durchzuatmen. In seinem Kopf drehte sich alles, und ihm wurde ein wenig schwindlig, als höbe er vom Erdboden ab und würde aus seinem mit Handschellen gefesselten Körper in die Lüfte emporsteigen. Das darf doch nicht wahr sein, dachte er. Sie werden mich wahrscheinlich umbringen. Warum haben sie es eigentlich nicht gleich getan? Vielleicht, weil sie dann nicht wüssten, was sie mit meinen sterblichen Ü berresten anfangen sollen. Nachdem sie Geraldines Gem ä lde gestohlen haben, werden sie die Stadt so schnell wie m ö glich verlassen. Ich glaube nicht, dass sie mich dabeihaben wollen. Und sie werden auch nicht wollen, dass ich hier zur ü ckbleibe und etwas ü ber sie aussage. Also ...
Eben zwang sich, den sumpfigen Pfad, auf den seine Gedanken ihn geführt hatten, zu verlassen.
Mit dem Mut der Verzweiflung flüsterte er sich zu: »Wenn ich bis Donnerstag überlebe, dann kann ich mir vielleicht eine Möglichkeit ausdenken, wie ich hier herauskomme.«
Mein Gott, was für eine trostlose Art, die Weihnachtstage zu verbringen.
6
So habe ich mir einen gemütlichen Nachmittag am ersten Weihnachtstag in Kendras Haus eigentlich nicht vorgestellt, dachte Regan. Die Situation erinnerte sie an
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