Tod On The Rocks
betrachtete. »Ich fühle mich wie Emily Dickinson. Vielleicht werde ich ein Gedicht schreiben.«
Aber während sie dies sagte, spürte sie, dass Louis ihr nicht wirklich zuh ö rte. Sie sah ihn fragend an. Er lie ß sich in den gr ü nen Samtschaukelstuhl neben dem Fenster fallen. » Ich sitze ganz sch ö n in der Tinte, Regan « , st ö hnte er. Nerv ö s strich er sich das Haar an den Schl ä fen zur ü ck und zog an seinem Pferdeschwanz. » Ich habe furchtbar viel Geld in dieses Haus investiert.«
»Das sieht man«, stimmte Regan ihm zu und wünschte sich im nächsten Moment, sie hätte den Mund gehalten. »Ich habe mein ganzes Geld und das der Investoren hier reingesteckt, und es ist verdammt wichtig, dass sich die Sache wenigstens ansatzweise rentiert.«
»Es dauert verdammt lange, bis ein Hotel aus den roten Zahlen herauskommt«, sagte Regan und wurde sich im selben Moment schmerzlich bewusst, dass sie mal einen Dale Carnegie-Kurs besuchen sollte. Denk positiv. Bau deinen Gespr ä chspartner auf. »Es wird sich bestimmt rentieren«, fügte sie lahm hinzu.
»Die gro ß e Tanzveranstaltung mit Abendessen wird das entscheidende Ereignis sein « , sagte Louis mit vor Aufregung heiserer Stimme.
»Ich wei ß , dass das ein sehr wichtiger Abend f ü r dich ist. «
»Es ist noch mehr als das. Ich hab am Telefon nicht darüber gesprochen, aber Geraldine Spoonfellow, die in Aspen eine sehr angesehene Persönlichkeit ist, entdeckte ein Porträt ihres Pop-Pop in der Scheune. Es ist mehr als einhundert Jahre alt.«
Regan kniff die Augen zusammen.
»Ihres was?«
»Ihres Gro ß vaters. Sie nennt ihn Pop-Pop. Das Gem ä lde ist ein Beasley, und man hat es auf drei Millionen Dollar gesch ä tzt. Das ist das Bild, welches sie dem Verein stiften will. In dem neuen Museum werden sie ein besonderes Zimmer dafür reservieren. Es zeigt ihren Pop-Pop und einen anderen Silbergräber, wie sie gerade von ihrem Silberclaim den Berg hinunterkommen. Am Donnerstag abend kriegt die Öffentlichkeit das Gemälde zum erstenmal zu sehen, und sie werden auch silberne Namensschilder verkaufen und sie benutzen, um die Wände damit zu dekorieren.« Louis atmete tief ein. »Beasley hat für Colorado das getan, was Remington für den Westen und O’Keeffe für die Wüste taten«, erklärte er nervös.
»Und was Monet für die Picknicks in der freien Natur tat«, fügte Regan hinzu.
»Ach, Regan.« Louis musste unwillk ü rlich lachen. » Jedenfalls bekommen wir deshalb so viel Aufmerksamkeit von den Medien und von s ä mtlichen sozialen Aufsteigern in Aspen. Wir sind v ö llig ausgebucht. Ich habe einen PR-Agenten engagiert. Die Reporter von der Zeitschrift People werden da sein. Ich habe sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt.« Louis hielt einen Augenblick inne, um Atem zu schöpfen. »Und jetzt sind alle wegen dieser Sache mit Eben furchtbar wütend auf mich. Es wird gemunkelt, dass man die Feier in eines der anderen Restaurants verlegen will. Wenn sie das machen, dann werde ich das neue Jahr damit beginnen m ü ssen, dass ich einen Prozess anstrenge. «
» Wer redet davon, die Party zu verlegen?« fragte Regan. »Ist Kendra nicht furchtbar sauer auf mich?«
»Ja, doch, das ist sie.«
»Ich wei ß jedenfalls, dass ihre Freunde, die Grants, sauer auf mich sind. «
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Regan.
»Du hast was unheimlich Aufbauendes. Nachdem Kendra sie über die Sache mit Eben ins Bild gesetzt hatte, rief Yvonne Grant mich an, um mich zur Schnecke zu machen. Was glaubst du, wird der Verein zur Rettung von Aspens Kulturgütern - ist das nicht ein verdammt blöder Name? - davon halten? Ich werde mit einem Schurken in Zusammenhang gebracht, der gerade zwei prominente Bürger Aspens bestohlen hat.«
»Ich glaube nicht, dass man dar ü ber sehr gl ü cklich sein wird. Aber bis jetzt wissen wir doch noch gar nicht, ob Eben wirklich schuldig ist.«
Er warf ihr einen erstaunten Blick zu. »Und warum sollte er das nicht sein? Das Problem bei dir und mir ist, dass wir nette, warmherzige Optimisten sind. Mit anderen Worten, wir sind riesengro ß e Trottel. Ich h ä tte Kendra reinen Wein einschenken sollen, und du hättest sie warnen müssen, nachdem ich dir davon erzählt hatte.«
»Besten Dank, dass du mir auch ein bisschen von der Schuld abgibst « , sagte Regan. » Das nennt man ehrlich teilen. Warum musstest du mir denn ü berhaupt etwas ü ber seine Vergangenheit erzählen?«
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Louis.
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