Tod On The Rocks
»Morgen früh, wenn sie einen vollständigen Bericht über ihn vorliegen haben, wird die Polizei hierherkommen, um sich mit mir zu unterhalten. Könntest du bitte dabeisein?«
»Das möchte ich um keinen Preis der Welt versäumen.«
8
Der Mann, der in der Welt der Kunst als der »Kojote« bekannt war, hatte ein äu ß erst unterhaltsames Weihnachtsfest verbracht, denn er hatte das abgelegene Haus, in dem Willeen, Judd und ihr unfreiwilliger Gast Eben sich aufhielten, gründlich mit Wanzen ausgerüstet. Er hatte ein Kabel durch die Telefonleitungen legen und dadurch seine technischen Geräte mit den versteckten Kameras verbinden können. Als Experte im Elektronikbereich vermochte er jedoch nicht nur jede einzelne ihrer Aktivitäten auf seinen hoch entwickelten tragbaren Fernsehgeräten zu verfolgen, sondern zudem auch noch jedes Wort zu hören.
Als Willeen und Judd ihre lächerlich kleinkarierten Pläne schmiedeten, nämlich Eben zu kidnappen und die Gemälde aus den Häusern der Grants und der Woods zu stehlen, hatte er im ersten Moment mit dem Gedanken gespielt, ihnen erneut zuvorzukommen.
Dann aber hatte er entschieden, dass dies ein schwerer Fehler w ä re. Die Kunstwerke im Haus der Woods waren v ö llig belanglos, verglichen mit dem Wert des Beasley. Selbst das Gemälde von Guglione, das auf eine Million Dollar geschätzt wurde, war das Risiko nicht wert.
Der Kojote wollte sich seinen gro ß en Coup vielmehr f ü r Donnerstag nacht aufsparen.
Dass alle Bewohner Aspens wegen des Diebstahls, den dieses arme Würstchen Eben Bean begangen haben sollte, in Aufruhr waren, war für ihn ein reiner Glücksfall. Niemand würde auf den Gedanken kommen, dass Eben noch einmal zur ü ckkehren k ö nnte, um vor sechshundert Zuschauern den kostbaren Beasley zu rauben. Der Kojote beugte sich vor. Es gab im Augenblick nicht viel zu sehen. Willeen und Judd waren auf dem Weg in die Stadt, um sich am Heiligen Abend zu den Leuten zu gesellen, die sich zu diesem Anlass mal wieder ordentlich besaufen wollten. Eben Bean starrte unverwandt an die Decke. Seine Arme bewegten sich, also versuchte er wahrscheinlich die Knoten zu lösen, die Judd so sorgfältig festgezurrt hatte.
»Viel Glück«, sagte der Kojote laut. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Kumpel. Auf jeden Fall warst du mir unheimlich nützlich.«
Nachdem er das Fernsehgerät abgeschaltet hatte, spürte er eine innere Unruhe. Vielleicht sollte er ja auch rausgehen, um einen zu trinken. Er hatte es sich verdient. Morgen früh, wenn er ausgeruht und frisch war, würde er noch einmal über den Plan nachdenken, den Judd und Willeen ausgeheckt hatten, um den Beasley zu stehlen, der am Donnerstag, den 29., dem Verein zur Rettung von Aspens Kulturgütern übergeben werden sollte.
Und er würde alle Details seines eigenen Plans, seiner Sammlung einen weiteren Beasley hinzuzufügen, sorgfältig ausarbeiten.
9
Montag, 26. Dezember
Der Wecker auf dem Nachttisch, auf dem normalerweise Ebens Hustenbonbons und seine Papiertaschentücher lagen, zeigte acht Uhr fünfzehn an.
»Ich kann verstehen, Liebling, warum Eben in diesem Bett hier geschlafen hat. Es ist wirklich sehr bequem«, murmelte Nora, rollte sich zur Seite und sah Luke ins Gesicht.
Luke zog sie zu sich heran. »Warum sollte man sich nicht ein bisschen Luxus g ö nnen? Erinnerst du dich noch an den Typen, den ich für unser erstes Haus angestellt hatte und der dauernd Blumen klaute?«
»Hatte er zu der Zeit nicht gerade furchtbar viele Verabredungen mit jungen Mädchen?« fragte Nora schläfrig.
»Und ob. Ich wusste, dass etwas faul war, als wir zum Friedhof kamen, um einen Kunden zu beerdigen, und in der Leichenhalle bei weitem nicht so viele Blumen waren wie bei ihm zu Hause. Dass das gerade am Valentinstag war, machte die Sache noch verd ä chtiger. Als wir zur ü ckkamen, behauptete ich, mir so ein Auto wie seines kaufen zu wollen, und fragte ihn, ob ich mal in seinen Kofferraum schauen könne.« Bei dieser Erinnerung kicherte Luke leise vor sich hin. »Als ich ihn öffnete, lagen da zwei gro ß e Str ä u ß e. Sie stammten von der Konkurrenz, einer von der Moose Lodge und der andere von den Shriners.«
»Das ist ja entsetzlich«, sagte Nora und rieb sich die Augen. »Gott sei Dank hatte er keinen grö ß eren Kofferraum. Dann w ä ren die einzigen Blumen, die dein armer Kunde auf seinem Grab gehabt h ä tte, wahrscheinlich die Gänseblümchen gewesen, die er sich von unten anschauen musste. «
»Du
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