Tod On The Rocks
hast eine kranke Phantasie«, entgegnete Luke.
»Ein in unserer Familie weitverbreitetes Phänomen. Oooh« - Nora reckte sich - »ich glaube, es ist Zeit, aufzustehen. Es ist so schön, wenn man sich nicht beeilen muss. «
Luke gab ihr einen Kuss. » Ich werde Ebens Dusche als erster benutzen. Sam sagte, wir sollten erst einmal einen Tag abwarten, um uns vor dem Skilaufen an die H ö henluft zu gew ö hnen. Also k ö nnten wir die beiden doch eigentlich zum Mittagessen einladen, oder? Es wird sie von all diesen leeren Flecken an den Wänden ablenken.«
»Bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht an zu vielen Galerien vorbei-kommen«, sagte Nora und zog sich die Bettdecke unter das Kinn. »Ich werde noch ein paar Minuten meine Augen ausruhen.«
Fünfzehn Minuten später öffnete Luke die Badezimmertür und trat wieder ins Schlafzimmer. Er rubbelte sich das Haar mit einem dünnen moosgrünen Handtuch trocken.
Nora war, wie er es erwartet hatte, noch mal fest eingeschlafen. Er ging auf Zehenspitzen zum Bett, beugte sich darüber und schrak zusammen, als sie den Arm ausstreckte und ihm das Handtuch wegzog.
»Genau das werde ich tun, wenn ich in einem deiner Särge bin«, drohte sie und betrachtete dann angewidert den Lappen, den sie da in der Hand hielt. »Woher hast du diesen Lumpen? Den hat Kendras Innenarchitektin bestimmt nicht ausgesucht.«
»Ein Handtuch ist ein Handtuch, meine Liebe. Es lag im Badezimmer im Wäscheschrank. Soweit ich es beurteilen kann, hat es mir sehr gute Dienste geleistet, bis du es mir weggerissen hast.«
Nora setzte sich auf und schob die aprikosenfarbene Bettdecke zurück. »Schau dir das an. Es löst sich auf.« Auf dem Bett verstreut lagen unzählige kleine grüne Fäden, und einige waren auf den beigefarbenen Teppich gefallen.
»Hätte es dir auch etwas ausgemacht, wenn die Farben zusammengepasst h ä tten? « fragte er.
»O nein, Luke!« stie ß Nora kichernd aus, schwang ihre Beine aus dem Bett, durchquerte das Zimmer und schloss die Badezimmertür hinter sich. Sie stellte die Dusche an und warf einen Blick auf die flauschigen, mit einem Monogramm bestickten Handtücher auf den Haltern. Ich wette, dachte sie, dass Eben seine eigenen Handt ü cher mitgebracht hat, als er hier wohnte.
Zwanzig Minuten später war sie sicher, dass ihre Vermutung richtig gewesen war. Als Luke ihr half, das Kingsize-Bett zu machen, bemerkte sie einen Zettel neben dem Nachtschr ä nkchen. Als sie ihn aufhob, sah sie, dass es eine Quittung von einem Billigladen namens Mishmash in Vail war. Zu den Einkäufen gehörte ein Dutzend Badehandtücher zu je neunundneunzig Cent. Das Datum auf der Rechnung war der 23. Dezember.
»Luke, schau dir mal das hier an«, sagte Nora und zeigte ihm die Rechnung. »Dein Handtuch ist wahrscheinlich brandneu.«
Luke betrachtete aufmerksam das Gesicht seiner Frau. Er erkannte das analytische Stirnrunzeln von Nora, der Kriminalschriftstellerin, die einen Fall recherchiert. Es amüsierte ihn immer wieder, dass Regan genau denselben Gesichtsausdruck hatte, wenn sie über etwas nachdachte.
»Er hat die Handtücher erst vor ein paar Tagen gekauft«, sagte Nora. »Warum er sie wohl nicht mitgenommen hat?«
»Einige davon muss er aber doch mitgenommen haben « , erwiderte Luke. » Im Schrank liegen nur f ü nf oder sechs. «
»Dann hat er sie vielleicht vergessen«, überlegte Nora laut. »Allerdings könnte die Tatsache, dass er in Vail war, aufschlussreich sein. Vielleicht hat er dort einen Verbindungsmann. Ich werde Regan anrufen und mit ihr dar ü ber reden. «
10
Am Montag morgen um neun Uhr trafen sich Regan und Louis mit Detective Matt Sawyer, der mit den Ermittlungen im Fall der Diebstähle am Weihnachtswochenende beauftragt war.
Die Informationen über Ebens Background, mit denen Sawyer sie konfrontierte, waren nicht erfreulich. Regan hatte gewusst, dass Eben, als er ins Gef ä ngnis kam, nicht zum erstenmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, aber sie hatte keine Ahnung gehabt, wie lange seine gesetzlose Phase angedauert hatte. W ä hrend die Details aus Ebens Strafregister verlesen wurden, hörte sie mit wachsendem Unbehagen zu.
Als Detective Sawyer berichtete, dass Eben gestanden hatte, drei ß ig Jahre lang Juwelen gestohlen zu haben, und sogar damit prahlte, dass er Queen Elizabeth ’ Kronjuwelen bei der Kr ö nungszeremonie von ihrem Kopf h ä tte stehlen können, hatte Regan das Gefühl, dass Louis jeden Moment in Tr ä nen ausbrach.
Louis’ schwacher
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