Tod On The Rocks
anrufen. «
»Nein. Vielleicht will sie uns dann nicht empfangen.«
»Das ist nicht höflich. Hat deine Mutter dir nie beigebracht, dass du nicht einfach bei den Leuten hereinschneien darfst? «
»Louis«, sagte Regan mit fester Stimme, »zieh jetzt deinen Mantel an, bitte.«
»Was ist mit unserem Tee?« fragte Louis.
»Vielleicht können wir zusammen mit Geraldine eine kleine Teeparty veranstalten.« Regan stand auf. »Wir werden das Ganze au ß erordentlich zivilisiert angehen. «
Sie ergriff seine Hand und zog ihn aus seinem Sessel. »Diese Geraldine scheint wirklich eine Persönlichkeit zu sein. Machen wir ihr mal ein bisschen die H ö lle hei ß .
»Wenn du meinst«, sagte Louis leise, da er plötzlich die wütenden Gesichter seiner Investoren vor Augen hatte. »Aber diesen Eben könnte ich umbringen. Sieh doch, was er mir angetan hat.«
13
Als Regan, gefolgt von Louis, auf dem Grundstück nach ihr suchte, war Geraldine gerade im Schuppen und sprach leise mit sich selbst.
Geraldines Haus sieht wahrscheinlich noch genauso aus wie damals, dachte Regan, als es gebaut worden ist. Das Gebäude war wei ß und gr ü n gestrichen, altmodisch und charmant. Und auf dem hinteren Teil des Grundstücks stand ein ehemaliger Stall.
»Miss Spoonfellow?« rief Regan. Sie hatten gesehen, dass die T ü r zum Schuppen offen war; als auf ihr Klingeln hin niemand zur Haust ü r gekommen war, waren sie seitlich um das Gebäude herumgegangen.
»Vielleicht sollten wir’s doch lassen«, sagte Louis.
»Komm jetzt mit, Louis«, erwiderte Regan energisch. Sie betraten den Schuppen; ihre Augen mussten sich ein paar Sekunden lang an das D ä mmerlicht gew ö hnen. Ü berall standen alte, kaputte Sachen herum. Regan fragte sich verwundert, ob irgendein Tier hier jemals seinen müden Kopf auf den strohbedeckten Boden gelegt hatte.
»Wer ist da?« rief eine barsche Stimme.
»Miss Spoonfellow?« fragte Regan.
»Ja, genau. Wer sind Sie?« knurrte Geraldine, als sie sie erblickte.
»Mein Name ist Regan Reilly, und dies ist mein Freund Louis.«
»Wie schön für Sie. Und was soll ich dabei tun?«
»Wir wollten mit Ihnen reden.«
»Worüber? Ich hab ziemlich viel Arbeit. Hier gibt’s eine Menge Trödel, den ich ordnen will.«
»Es sieht aus, als hätten Sie da so einige interessante Kunstgegenstände«, log Regan. »Sie könnten einen Garagen-Flohmarkt machen.«
»Ich werde das, was noch gut ist, dem neuen Museum in der Stadt stiften. Aber was den anderen Kram betrifft«, sie deutete auf eine Leinwand, die auf dem Boden lag, »wei ß ich nicht, was ich damit anfangen soll. «
»Was ist das?« fragte Regan.
Geraldine winkte ab. »Ich habe es wegen des Rahmens gekauft. Es ist nur das Porträt irgendeines alten Kerls aus Frankreich.«
»Kann ich es mal sehen?« fragte Regan.
»Warum nicht?« Geraldine schaute zu, wie Regan die zusammengerollte Leinwand aufhob. Unter dicken Schmutz- und Fettschichten blickte ihr die korpulente Gestalt eines wei ß haarigen Aristokraten entgegen, auf dessen Gesicht ein selbstzufriedenes Lächeln lag. Er trug ein mit Hermelin gesäumtes Samtcape, silberne Halbschuhe und Strümpfe. In einer Hand hielt er einen Hut mit Federschmuck, in der anderen ein Szepter. Hinter ihm konnte man einen Thron sehen, und eine goldene Krone lag auf dem Tisch neben ihm.
»Ich wei ß nicht, was sich diese Typen damals dabei dachten, sich so aufzudonnern und ihr Haar wie ein M ä dchen in Locken zu tragen « , sagte Geraldine. » Finden Sie nicht, dass er unm ö glich aussieht? «
Regan lachte. »Ich glaube, dass er für seine Zeit sehr modisch gekleidet war. Es muss Stunden gedauert haben, bis er das alles angezogen hatte. Werden Sie dieses Bild hier auch dem Museum stiften? «
Geraldine zuckte mit den Schultern. »Wie ich bereits erwähnte, habe ich es nur gekauft, weil der Rahmen so schön ist und ich ihn für das Porträt meines Pop-Pops verwenden wollte.«
»Ihres was?«
»Meines Gro ß vaters. «
»Oh! Wissen Sie, wer das hier ist?«
»Das soll Ludwig XVIII. von Frankreich sein«, antwortete Geraldine. »Jedenfalls hat das die Frau behauptet, die mir das Bild verkaufte. Mir ist es gleichgültig, wer es war. Das Museum wird es bestimmt nicht haben wollen. Er ist ja nie in Aspen gewesen. Aber ich werd’s schon irgendwie loswerden.«
Louis war die ganze Zeit in der Tür stehengeblieben. Regan überlegte fieberhaft hin und her. Dies war wahrscheinlich ein guter Augenblick, um Geraldine davon in Kenntnis zu
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