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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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234.«
    Der alte, halbnackte Typ versuchte eine Ewigkeit lang herauszufinden, wie man sein eigenes Auto fuhr. Er war wohl immer noch betrunken. Schließlich warf ich ihn vom Fahrersitz und nahm die Sache selbst in die Hand. Zwanzig Minuten später hielt ich vor dem Marriot und öffnete die Autotür.
    »He! Du hast doch gesagt, dass du meine Nummer haben willst«, sagte er.
    »Wie heißt du?«, fragte ich.
    »David.«
    »Ich werde mich niemals in dich verlieben, David«, sagte ich und warf die Tür hinter mir zu.
    Ich rannte die Treppe hoch in den zweiten Stock und dann einen Gang entlang, der direkt aus einem Horrorfilm zu stammen schien. Vor der Tür von Zimmer 234 holte ich tief Luft und klopfte an.
    »Du bist das?«, sagte ich. Ich hatte den Typen schon früher gesehen – im Bothy. Er hatte mich den ganzen Abend lang angestarrt, als ich mit Reece dort gewesen war. Dieser unheimlich attraktive Sonnenbrillenträger.
    »Georgie? Komm noch nicht herein. Ich muss dir erst die Situation erklären.«
    »Aus dem Weg«, sagte ich, drängte mich an ihm vorbei und betrat das Hotelzimmer.
    Auf dem Bett war niemand. »Mum?«, fragte ich und sah mich im Zimmer um. Meine Nerven lagen blank.
    »Wo ist sie?«, fragte ich Mr Sonnenbrille.
    »Im Badezimmer. Als ich zurückkam, war es abgeschlossen. Ich kriegte die Tür nicht auf.«
    Ich versuchte, die Tür zu öffnen. Sie klemmte.
    Der Filmstar mit der Sonnenbrille sagte: »O nein! Hoffentlich geht es ihr gut.«
    Ich musste dreimal gegen die Tür treten, ehe sie nachgab. Da war sie nun also, sie lag auf dem Boden. Wie oft hatte ich sie mir schon vorgestellt. Sogar eines unserer alten Fotos hatte ich auf den Computer gescannt und so ein Alterungsprogramm aus dem Internet geladen, um zu sehen, wie sie sich mit den Jahren verändert haben könnte – so, wie man es bei vermissten Kindern macht. Auf meinem Computer hatte sie wie sie selbst ausgesehen, nur faltiger als früher. In der Realität, hier und jetzt auf dem Badezimmerboden, sah sie aus wie ein erbärmliches Klappergestell. Von der Frau in unseren Fotoalben war nichts geblieben.
    »Mum?«, fragte ich und kniete mich neben sie. Ich berührte ihre Hand: die Hand einer alten Frau, mit hervortretenden Venen, Altersflecken und dünner Haut. Trotzdem fühlte es sich großartig an, ihre Hand zu halten.
    »Mum?«, fragte ich und berührte eine ihrer Wangen. Sie fühlte sich nicht viel anders an als ihre Hand. Vielleicht hatte sie zu viel Sonne abbekommen. »Mum, ich bin da.«
    Ich weiß nicht genau, wie viel Zeit ich brauchte, um die Nadel neben ihr zu bemerken. Jedenfalls waren es zwei Sekunden weniger, als ich brauchte, um den Stofffetzen zu bemerken, den sie um ihren Arm geschnürt hatte.
    »Mum!«, sagte ich lauter und rüttelte sanft an ihrer Schulter.
    Die ganze Zeit hatte der sonnenbebrillte Filmstar den gleichen Satz wiederholt. Jetzt hörte ich, was er sagte: »Bitte sag mir, dass sie nicht tot ist. Bitte sag mir, dass sie nicht tot ist.«

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Kapitel zweiundzwanzig
    »Atmet sie?«, fragte Mr Sonnenbrille. Er leitete die Anweisungen des Mannes am Notfalltelefon weiter.
    »Ich weiß es nicht.« Wie sich herausstellte, gehöre ich zu den nutzlosen Idioten, die in Notfällen heulen.
    »Sie sagt, dass sie es nicht weiß …«, leitete er meine Worte weiter … und hatte als Nächstes eine Anweisung für mich parat: »Leg deine Wange an ihren Mund.«
    »Was?«
    »Leg deine Wange an ihren Mund und pass auf, ob du etwas spürst.«
    »Ich spüre nichts.«
    »Sie spürt nichts …« Er machte eine Pause. »Gut, dreh sie auf den Rücken.«
    »Liegt sie schon.«
    »Sie liegt auf dem Rücken«, sagte er zu dem Mann am Telefon, lauschte dessen Antwort und sagte dann: »Sieh nach, ob sich etwas in ihrem Mund befindet.«
    Ich steckte einen Finger in den Mund meiner Mutter. Er fühlte sich warm an. Das war eine gute Nachricht, oder? »Er fühlt sich warm an«, sagte ich.
    »Ist ihre Zunge da?«
    »Ja.« Ich fand, dass das eine dämliche Frage sei, hielt es aber für das Beste, zu antworten. Wo zum Teufel sollte sie sonst sein? Natürlich verstand ich später, dass sie wissen wollten, ob sie ihre Zunge verschluckt hatte.
    »Ihre Zunge ist im Mund … Georgie, hör auf zu weinen. Georgie, hör zu, was ich dir sage … Leg den Ballen einer Hand auf den Ballen der anderen und leg beide Hände zwischen ihre Titten.«
    Hatte Mr Sonnenbrille wirklich Titten gesagt? Bei einem Anlass wie diesem?
    Der Mann am Notfalltelefon hatte doch

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