Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
Vom Netzwerk:
bestimmt nicht Titten gesagt, oder?
    »Ja, macht sie … Jetzt jedes Mal, wenn ich zähle, fest drücken … Du musst bist sechshundert zählen, okay? Der Krankenwagen ist unterwegs.«
    »1 … 2 …«, sagte Preston. Ich schien außerstande, zu tun, was er mir aufgetragen hatte. »3 … 4 … Du musst laut zählen … 5 … 6 … Georgie, du musst laut zählen! 9 … 10 … Zähl laut! Nein, sie zählt nicht … Er sagt, du sollst zählen! «
    Ich vergaß weiter, laut zu zählen. Ich konnte nicht mit Weinen aufhören. Würde ich sie retten? Würde sie am Leben bleiben? »Bitte lebe! Okay … 11 … 12 … O Gott.«
    »Laut zählen!«, schrie Mr Sonnenbrille.
    »13 … 14 … O Gott! O nein! Bitte nicht!«
    Ich erinnere mich nicht mehr, bei welcher Zahl ich angekommen war, als sie eintrafen. Keine Ahnung, ob ich es sehr viel weiter als bis vierzehn geschafft hatte. Ich konnte einfach nicht den Anweisungen folgen. Muss den Typen mit der Sonnenbrille ziemlich verrückt gemacht haben.
    »Ich heiße Preston«, sagte er. Wir saßen hinten im Krankenwagen. Sie atmete. Vielleicht hatte sie das schon die ganze Zeit getan. Vielleicht hatte ich völlig grundlos auf ihre Brust eingehämmert.
    »War es Heroin?«, fragte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. Der Sanitäter antwortete an seiner Stelle. »Das Zeug von der Straße ist im Moment zu rein. Wir hatten fünf Todesfälle in der letzten Woche. Ihre Freundin hatte Glück.«
    Freundin. War es das, wonach wir aussahen? »Sie ist meine Mutter«, sagte ich und drückte ihre ältliche Hand, während wir in Richtung Notaufnahme holperten.
    »Preston, warst du bei ihr, als es passiert ist?«
    »Nein. Sie hatte mich gebeten, sie eine Zeit lang allein zu lassen. Ich bin einen Kaffee trinken gegangen, später zurückgekommen und … na ja, den Rest weißt du.«
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«, fragte ich. »Ruf meinen Vater noch nicht an. Ich will diejenige sein, die bei ihr ist, wenn sie aufwacht.«
    Reece hatte Dienst und schaffte es, ein tragbares Dialysegerät auf dem Nachbarbett meiner Mutter aufzustellen. Folglich blubberte Alfred vor sich hin, während ich sie beobachtete. Wenn sie aufwacht, so sagte ich mir, dann soll ich, ihre Tochter, das Erste sein, was sie sieht. Es gefiel mir gar nicht, dass sie mich auf diese Weise sehen sollte: mit Alfred am Arm, kläglich, unbeweglich, kränklich. Aber mir blieb keine andere Wahl. Ich zuckte die ganze Zeit kaum mit der Wimper, aus Angst, dass ich den Augenblick verpassen könnte, wenn sie ihre Augen öffnete. Sie würde ganz überwältigt sein. Es würde eine Weile dauern, bis sie mich erkannte – ein paar Sekunden, schätzte ich –, dann würde es sie wie ein Schlag treffen: Wumm! Das ist meine Tochter, meine schöne Tochter Georgie, und sie würde lächeln und meinen Namen sagen … Georgie.
    All das dachte ich, als sie ihre Augen öffnete und mich ansah, ganz wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie blinzelte. Das waren die zwei Sekunden, die sie brauchte, um mich wiederzuerkennen. Genau zu dem Zeitpunkt, den ich für das Ende des Erkennungsprozesses veranschlagt hatte, beugte sie sich vor und kotzte.
    »Schwester! Schwester!«, schrie sie. Ihre Stimme war hoch und klang weinerlich. Eine so quietschige Stimme hatte ich nicht erwartet. Mein Vater wusste nicht, dass ich vor Jahren einen der ungeschnittenen Filme von ihren Auftritten gefunden hatte. Sie hatte eine tiefe, rauchige Gesangsstimme gehabt, die überhaupt nicht wie die hier klang.
    »Hol die verdammte Krankenschwester her und hör auf, mich so blöd anzuglotzen. Siehst du nicht, dass ich hier gerade am Verrecken bin?«
    Diese Bitte galt mir, ihrer geliebten Tochter. Ich drückte auf den Summer neben mir und sah zu, wie sie sich aufsetzte, den Mund abwischte und mit ihrem dünnen Finger mehrfach wütend auf ihren eigenen Summer drückte.
    Normalerweise wird mein Gesicht in schwierigen Situationen nicht heiß. Ich werde zwar oft wütend, aber die körperlichen Symptome finden dadurch, dass ich schreie oder jemanden schlage, rasch Erleichterung. Dieses Mal gab es keine solche Erleichterung, die Wut – oder war es Überraschung? – bahnte sich ihren Weg auf mein Gesicht. Sogar meine Augenbrauen brannten.
    »Mrs Marion«, sagte der Arzt, der inzwischen mit einer Krankenschwester eingetroffen war. »Sie haben großes Glück gehabt. Sie hätten sterben können.«
    »Ich muss hier raus«, sagte sie.
    »Heute nicht. Wir führen gerade einige Labortests durch, und wir wollen Sie

Weitere Kostenlose Bücher