Tod sei Dank: Roman (German Edition)
und Bücher über das Filmgeschäft aneinanderreihten (nicht da) und ihre Wäscheschublade filzen, die unanständig knappe Höschen und spitzenbesetzte Büstenhalter beherbergte sowie – o Gott – ist es das, wonach es aussieht? Hat sie von denen auch schon einen? Ich dachte immer, dass nur Hausfrauen die hätten … Aha! Da ist es ja!
… Ihr Tagebuch.
Kays Tagebuch lag ordentlich auf ihrem Schreibtisch. Will nahm es und kehrte mit beiden Büchern in sein Büro zurück.
Er wusste natürlich, dass man das nicht tat. Er hatte es auch noch nie zuvor getan. Aber hier ging es um Leben und Tod. Quatsch, stimmte doch gar nicht. Das war Blödsinn. Trink mal einen Schluck Wasser, Junge. Du kannst ja kaum noch aufstehen.
Will schwankte ins Badezimmer und trank mehrere Minuten laut gluckernd aus dem Wasserhahn. Klatschte sich Wasser ins Gesicht. Betrachtete sich im Spiegel. »Es geht um Leben und Tod. Sie könnten beide sterben, oder es könnte sein, dass eine von beiden stirbt.« Er war jetzt an dem Punkt angelangt, wo seine Betrunkenheit in Larmoyanz umschlug. Was sollte er nur ohne sie tun? Wer wäre er denn ohne sie?
Wer wäre ich denn? Will ließ sich zu Boden sacken und vergoss ein paar heiße Tränen auf die kalten Fliesen. Was soll ich nur tun? O Gott, was soll ich tun?
Wieso klärte er nicht erst mal die anderen Möglichkeiten ab, ehe er diese blöde Tabelle in seinem blöden Büro anfertigte? Mühsam rappelte er sich vom Badezimmerboden auf und schlurfte zurück ins Büro (das Wasser hatte ihn kaum nüchterner gemacht). Schwerfällig ließ er sich auf seinen Stuhl plumpsen.
Und siehe da: Kays Tagebuch lag auf dem Schreibtisch. Aufgeschlagen war es auch.
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Kapitel dreißig
Im Alter von elf Jahren
Lieber Monty,
wenn ich groß bin, werde ich reich und schenke meinem Papa das Geld für einen Film. Er würde einen tollen Film damit machen. Vielleicht ein Musical! Vielleicht darf ich sogar darin auftreten. Ich werde Schauspiel und Gesang üben, damit ich so gut wie Georgie werde. Ich werde jede Woche zehn Pence von meinem Taschengeld sparen und sie in eine Extrabüchse »Film« stecken.
Im Alter von zwölf Jahren
Lieber Monty,
heute bin ich mit Papa und Georgie nach Loudoun Castle gefahren. Das ist ein Freizeitpark! Es hat Riesenspaß gemacht. Ich bin mit dreizehn verschiedenen Achterbahnen gefahren, einmal sogar mit der Schwarzen Perle. Graham aus der Klasse über mir war auch da und hat mir Hallo gesagt. Er spielt sehr gut Posaune. Schade, dass Georgie nicht daran gedacht hat, ihre Jacke mitzunehmen, so wie ich es getan habe. Dann wäre ihr nicht so kalt gewesen und sie hätte auch Spaß gehabt.
Im Alter von dreizehn Jahren
Lieber Monty,
bestimmt ist es normal, wenn man als Teenager dauernd müde ist. Ich bin nicht gern ein Teenager. Ich hätte gern meine Energie zurück.
Graham aus dem Orchester will mit mir ausgehen. Ich habe Nein gesagt. Ich mag ihn, aber ich bin zu jung für einen Freund. Außerdem ist er ein prima Kumpel, und das möchte ich nicht zerstören.
Hab ich ein Glück! Mein Papa ist der Beste auf der Welt. Und meine Schwester! Letzte Nacht hat sie bei mir im Zimmer auf dem Boden geschlafen und die ganze Nacht meine Hand gehalten, weil ich wegen der Klassenarbeiten so aufgeregt war. Die ganze Nacht lang! Manchmal muss ich mich zwicken. Ich habe eine tolle Familie.
Im Alter von vierzehn Jahren
Lieber Monty,
heute fühle ich mich etwas ausgelaugt. Papa meint, dass ich mir mal wieder zu viel vorgenommen habe. Ob ich mit dem Tanzen aufhören sollte? Oder mit dem Korbball, dem Flötespielen, der Leichtathletik? Ich will mit nichts aufhören.
Heute habe ich über sie nachgedacht. Wie üblich habe ich versucht, meinen Trick anzuwenden und sie wie eine Zigarette auszutreten, aber diesmal hat es nicht funktioniert. Ich würde sie gern fragen, was ich tun soll.
Die anderen Mädchen haben es alle gemacht, und ich fühle mich ausgeschlossen. Aber ich will immer noch nicht mit Graham ausgehen. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, jetzt mit ihm auszugehen.
Georgie meint, wenn ich nicht mit Graham ausgehen will, soll ich es auch nicht tun. Aber sie versteht nicht, warum ich nicht will. Sie ist viel cooler als ich! Ich wäre gern so wie sie.
Ich werde jetzt einfach losgehen und mit G. sprechen.
Im Alter von fünfzehn Jahren
Lieber Monty,
die Schule macht mehr Spaß als früher. Die Mädchen sind viel freundlicher zu mir. Es fühlt sich ganz in Ordnung an, klug zu sein (einigermaßen!). Vielleicht
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