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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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hatte er ihr im Verlauf der Jahre bestimmt schon hundertmal gestellt. Die Antwort hatte nie anders als »Ja« gelautet, aber irgendwie vergaß er immer, dem Antrag Taten folgen zu lassen.
    »Ja!«, sagte sie. »Natürlich will ich das.«
    Als die Besuchszeit vorüber war, küsste Cynthia ihren kleinen Finger und presste ihn gegen Heaths Lippen. »Ich habe dich vermisst.«

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Kapitel zweiunddreißig
    Preston war ziemlich wacklig auf den Beinen, als er Merchant City verließ. Grundgütiger, was war das denn gewesen! So etwas hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Als ob sie gewusst hätte, dass er da sei. Während er zu Fuß den langen Weg nach Charing Cross zurücklegte, überlegte er, wann sie wohl bemerken würde, welches Andenken er sich diesmal genommen hatte: die Unterhose, die auf dem Wohnzimmerboden liegen geblieben war, als sie duschen ging. Er hielt sie fest mit der Hand umschlossen und lächelte.
    Zu Hause saß seine Mutter vor der Glotze und schaute sich Billard an. Sie war Kettenraucherin, und das Zimmer roch wie ein Pub vor dem Rauchverbot.
    »Hallo, Sohn«, sagte sie. Seine Mutter hatte vor langer Zeit vergessen, wie normale Menschen ihre Abende verbringen. Der Tod ihres Mannes hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. »Hattest du einen schönen Tag?«
    »Aber sicher. Danke, Mama«, sagte Preston und nahm einen Frischhaltebeutel aus der Küchenschublade. Er legte Georgies Unterhose hinein und drückte die Versiegelung sorgfältig zu. »Ich gehe gleich schlafen, ja?«
    »In Ordnung, Sohn«, sagte sie und lehnte sich zurück, damit er sie auf die Wange küssen konnte, ohne die Sicht auf das Billardspiel zu verdecken.
    Preston legte den Plastikbeutel auf seinen Nachttisch, zog Jeans, T-Shirt, Unterhose und Socken aus und ging ins Bett. Er starrte die Unterhose in dem Beutel an, um die Erinnerung an Georgie heraufzubeschwören, und dann berührte er sich selbst. Sie war ein ganz besonderes Mädchen. Ihr Körper war makellos, was seltsam war, wenn man bedachte, wie wüst es in seinem kranken Innern aussehen musste. Sie bewegte sich mit der Grazie eines Schwans – na ja, vielleicht nicht gerade eines Schwans. Er hatte noch nie gesehen, dass Schwäne solche Sachen machten. Es steckte mehr dahinter als ein makelloser Körper oder ein hübsches Gesicht. Sie hatte eine Energie, die den gesamten Raum um sie herum elektrisierte und alle dazu brachte, kerzengerade dazustehen. So wie ein Teil von ihm jetzt kerzengerade stand.
    Alles lief nach Plan, als es an der Tür klingelte. Er sah auf die Uhr. Vier Uhr morgens? Wer um alles in der Welt … Schnell griff er nach seiner Unterhose und lauschte, wie seine Mutter die Tür öffnete: Frau Blaba, Typ Blabla, Typ Blabla … Schritte … Klopf-klopf: »Preston, Schatz?«
    Preston hatte das Gegenteil eines perfekten Mordes begangen. Jeder Schritt, den er von der Polizeiwache in den Gorbals in den sechzehnten Stock des benachbarten Hochhauses und von dort zu dem Taxi in der Rutherglen Road zurückgelegt hatte, war von Überwachungskameras aufgezeichnet worden. Die Baseballkappe hatte so lange sein Gesicht verdeckt, bis er sie abgenommen und in den Mülleimer geworfen hatte (kurz bevor er ins Taxi gestiegen war). Die Polizei hatte zwar keine Akte über ihn, aber das war auch nicht nötig, weil die vier Jungs, die er vor der Polizeiwache angequatscht hatte, seinen Namen kannten. Den hatten sie der Polizei allerdings erst einige Stunden nach dem Mord nennen können, da sie zuvor beim The Arches in eine Schlägerei verwickelt worden waren. Preston war wütend auf sich. Er war davon ausgegangen, dass diese Jungs keinesfalls mit der Polizei sprechen würden. Aber wenn einer von ihnen umgebracht wurde, taten sie natürlich genau das. Warum nur hatte er ihnen seinen richtigen Namen genannt? Preston haderte mit sich selbst, während er sich hastig anzog. Dies war ein völlig untypischer Verstoß gegen die Sicherheitsrichtlinien.
    »Preston, Schatz?«, hörte er seine Mutter vor der Tür rufen, als er das Fenster seines Zimmers öffnete und auf den Sims kletterte. Aus jahrelanger Erfahrung wusste er, wie das ging.
    »Preston? Die Polizei ist hier, um …«
    Er vermutete, dass seine Füße ziemlich genau in dem Moment den Boden berührten, als seine Mutter die Zimmertür öffnete.
    Er vermutete, dass die Polizeisirene ungefähr in dem Moment aufheulte, als er die Tür des Taxis hinter sich zuzog.

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    Kapitel dreiunddreißig
    Will hielt Georgie in ihrem Bett in

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