Tod und Leidenschaft (German Edition)
Fleischbeschau kennen gelernt. Jenem düsteren Gebäude, das einer Arena glich, in dessen Parterre die Männer im Kreis gingen, und wo auf an einer Balustrade jene standen, die einen kräftigen Burschen brauchten. Zu welchem Zweck auch immer …
„ Eamon! Was treibst du so?“
„ Ach … mal dies mal das …“ O`Shaughnessy war ein Kerl wie ein Kleiderschrank. Sein praktisch quadratischer Körper schien nur aus Muskeln zu bestehen. Dabei wirkte sein Gesicht mit den geröteten Wangen so frisch, als käme er gerade von einem Spaziergang über morgendliche Wiesen.
„Du siehst aus, als könntest du was vertragen“, dröhnte O`Shaughnessys Stimme über die Köpfe der Umstehenden hinweg.
„Ja, stimmt schon.“ So tief war er also gesunken, dass er jetzt einem anderen Hungerleider schon was wegzuessen bereit war …
„Komm mit, alter Freund!“ Herzlich schlug Eamon ihm auf die Schulter und zog ihn dann mit sich.
„Hast du Arbeit?“, wollte er wissen, während sie sich den Weg durch das Gedränge bahnten, wobei O`Shaughnessy wenig Rücksicht nahm und so manchen Passanten einfach zur Seite stieß.
Finn schüttelte den Kopf.
„Wolltste grad zum Pfandleiher, was?“
Er biss sich auf die Lippen. Das Gesicht seines Landsmanns verdüsterte sich.
„Hast nix mehr zu versetzen, wie?“
Sein hängender Kopf war Antwort genug.
„Na … komm ma mit …“ Der bullige Mann schob ihn durch eine Haustür, die recht gut erhalten schien, wie das ganze Haus, das sich in einer der etwas besseren Gassen befand.
Sogar ein Schloss hatte die Tür zu O´Shaughnessys Stube.
Finn hielt die Luft an. Ein sauberes Zimmer mit einem Bett, drei Stühlen, einem kleinen Tisch, einem Herd und einem Schrank.
Es erschien ihm, als sei er mitten im Paradies gelandet.
„Wohnst du hier?“
„Was denkst du denn?“
Er zog einen Stuhl zurück und bot ihn Finn an, der sich auch sogleich setzte. Er roch Wurst und Brot. Eamon grinste breit, als er das Gesicht seines Freundes sah, während er Wurst, Käse und ein dickes Stück Brot auf einem Holzteller richtete.
„Hast Kohldampf, hä?“
„Und wie … ehrlich gesagt …“
Finn kam nicht zum Reden, sondern stopfte nur ohne Nachzudenken alles in sich hinein. Das war das Paradies. Daran konnte es keinen Zweifel mehr geben. Gott hatte ihm im letzten Moment O`Shaughnessy geschickt, um ihn zu retten!
„Verdammt bist du ausgehungert, mein Kleiner! Wie lang hastn nix mehr gehabt? Zu essen mein ich!“ Ein wildes Lachen donnerte durch den Raum.
Finn sparte sich die Antwort. Der leere Teller sprach Bände.
„Wie kannst´n du dir das leisten, sag ma!“
O`Shaughnessy zündete sich eine Tonpfeife an und paffte zufrieden.
„Ma n kleiner Job hier … ma n kleiner da … Was sich grad so bietet.“
„Eamon … warum glaub ich dir das nich?“
Die Zunge seines Freundes glitt über dessen Lippen.
„Ja gut … ich hab n paar Weiber laufen …“ Er schob Finn eine Zigarette hin, die dieser anzündete.
„Du bist also n Lude …“
„ Japp, mein Freund. Und die Geschäfte laufen gut.“
„Das sehe ich.“ Er konnte die Verbitterung nicht unterdrücken.
„Ich hab nur saubere Mädels. Keine von den alten Wracks. Die bringen ja auch nix.“
Finn nickte und wäre am liebsten gegangen.
„Na, ja … aber jetzt gibt´s Probleme …“ Eamon schob ihm eine Zeitung hin, die auf dem Tisch gelegen hatte.
„Die Weiber haben Schiss vor dem Killer. Ich hab schon n paar zeigen müssen, wo der Hammer hängt, wenn de weißt, was ich mein. Wollten nicht mehr anschaffen gehen, wegen dem Schlitzer.“
Finn wusste nur zu gut, was er meinte, wurde er doch praktisch tagtäglich Augenzeuge von Bestrafungsaktionen der Zuhälter. Das Essen in seine Magen begann, sich zu drehen.
„Ich weiß nich … Lude …“, sagte er matt und wollte nicht undankbar erscheinen für die Gastfreundschaft, die ihm zuteilwurde.
„Ah ja … was willste denn hier sonst machen. Klauen gehen? Nee … hab ich alles schon gehabt. Alles Scheiße. Und die Weiber gehen eh anschaffen. Ob se ´s für mich oder nen andern machen … Wo is da der Unterschied?“
Er musste an die hübsche Dotty denken … und es presste ihm das Herz zusammen. Wenn irgendeiner ihr zeigen würde, wo der Hammer hängt , würde er den Kerl umbringen!
„Vielleicht ändert der Mörder ja alles … Die ganze Situation hier …“
„Au Mann … fängst du schon wieder mit Politik an? Hamm se dir das nicht zu Haus ausgetrieben?“
Finn hielt mitten
Weitere Kostenlose Bücher