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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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verkleiden und können dennoch ein Auge auf die Frauen haben“, ergänzte Harris.
    „Wie viele Beamte haben wir jetzt draußen?“
    „Ungefähr fünftausend. In vier- Stunden- Schichten.“
    Swanson notierte die Zahl.
    „Ich werde sehen, was ich im Innenministerium machen kann. Das ist zumindest mal ein Ansatz. Wir ziehen jetzt alle Register. Ich will alle Ideen hören. Egal von wem sie kommen und egal, wie absurd sie auch erscheinen mögen.“
    Mit dieser Leitlinie waren die beiden Polizisten entlassen.
    „Viel Erfolg, meine Herrn!“
    Schweigend gingen sie ein paar Schritte.
    „Scheint ein fähiger Mann zu sein“, eröffnete Harris die Unterhaltung.
    „Ja. Macht einen guten Eindruck. Vor allem hat er die Offenheit, die wir jetzt brauchen.“
    Harris dachte an all die Briefe, die täglich in sein Büro flatterten von Leuten, die Gott weiß wen für den Täter hielten. Dazu noch all die Bekennerschreiben. Manche so formuliert, dass er sich überlegte, ob man nicht den Schreiber der Zeilen festsetzen und einem Irrenhaus überantworten solle, anstatt das Geschreibsel ernst zu nehmen.
    Die Tatsache, dass sie jedem nur denkbaren Hinweis nachgingen, egal wie absurd oder bizarr er auch erscheinen mochte, führte dazu, dass jede Menge Beamte gebunden wurden in einer sinnlosen Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
    Ein anderes Übel, das aus diesem Umstand erwuchs, war die Tatsache, dass die Zahl der alltäglichen Delikte anstieg und nicht diese nicht aufgeklärt wurden.
    Seine Ohren summten von den Klagen der zuständigen Beamten, die keinen Mann mehr hatten, um zu anderen Tatorten zu gehen und dort ordentliche Arbeit zu leisten, weil alle hinter dem Whitechapel- Mörder her waren.
    Es schien ihm, als habe der Mörder eine Hydra zum Leben erweckt. Und er ahnte noch nicht einmal, wie viele Köpfe diese Hydra überhaupt hatte, geschweigedenn, wie er gegen sie vorgehen sollte.
    Abberline kniff mit Daumen und Mittelfinger seine Nasenwurzel und drückte sie.
    „Harris … ich werde müde.“
    Und Harris fragte sich, ob das für den aussichtslosen Fall galt, oder nur für den Moment.
    „Und wir haben noch einen weiten Weg zu gehen, wenn ich es richtig einschätze“, fügte Harris wenig aufmunternd an.
    „Bei Gott, ich wünschte, dieser Satan würde in der Themse ersaufen und wir hätten wieder unsere Ruhe.“
    Abberline starrte beim Gehen Löcher in den Boden.
    „Na, aber sie haben ja bald Grund zum Feiern!“, sagte er, offensichtlich, um das Thema zu wechseln, als sie in seinem Büro angekommen waren.
    „Sir? Ich verstehe nicht ganz …“ Harris grübelte angestrengt, welchen Grund Abberline meinen könnte.
    „Na, Harris … ich bitte sie!“
    Noch immer hatte der so Angesprochene keine Idee, um was es gehen könne.
    „Ihre Hochzeit, Harris! Ihre Hochzeit! Oder hat unser Mörder schon ihre schöne Braut aus ihren Gedanken verdrängt?“
    Harris kannte seinen Vorgesetzten inzwischen gut genug, um jene Schicht zu erspüren, die unter seinen heiteren Worten lag.
    „Ja, Sir. Gewiss … meine Hochzeit …“
    Er ertappte sich bei dem Gefühl, dass dies ein unendlich fernes Ereignis sei und der Schrecken fuhr ihm in die Glieder, als ihm der Oktober einfiel. Oktober schon …
    „Mein lieber Freund … ich bin ja nun kein Mensch, der Fenster in die Herzen der anderen schlägt, wenn ich es verhindern kann … Aber ich muss ihnen sagen … bei aller Pflichterfüllung und Hingabe an unseren Job … Sie wollen mir einfach nicht wie ein freudestrahlender Bräutigam erscheinen.“
    „Der Fall beschäftigt mich einfach so sehr, Sir. Es tut mir Leid.“
    „Pah! Ihre Braut müsste ihnen leidtun. Das arme Mädel freut sich auf ihren schönsten Tag und der künftige Herr Gemahl rennt durch die Straßen des Eastend, oder sitzt an seinem Schreibtisch.“
    „Ja, sie hat es nicht leicht mit mir, vor allem weil …“ Er unterbrach sich selbst und erschrak etwas vor seiner Bereitschaft, sich dem älteren Mann gegenüber zu offenbaren.
    „… weil was?“, hakte Abberline ein.
    „Nun … Adelaide ist eine wunderbare Frau. Ganz ohne jeden Zweifel. Und ich liebe sie auch von ganzem Herzen.“
    „Das ist ein Aber- Satz“, sagte Abberline, da Harris nicht weitergesprochen hatte.
    „Ich weiß, Sir. Aber ich kann mit ihr einfach nicht über meine Arbeit sprechen. Es graut sie, wenn ich nur ein Wort darüber sage.“
    „Nun, lieber Harris. Das ist aber normal. Keine Frau beschäftigt sich freiwillig mit solchen Dingen. Abgesehen

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