Tod und Leidenschaft (German Edition)
ist.“
Harris ließ sich etwas rückwärts gegen eine Halbsäule fallen, die die Fassade des Pubs zierte. Er verdrehte die Augen.
„Aha. Und wer?“
„Ein Mann namens Pizer. Er wird allgemein Lederschürze genannt.“
„So, kleines Fräulein, dann will ich ihnen jetzt mal was sagen … Gut, wir haben eine Lederschürze am Tatort gefunden. Und sie sind nicht die Einzige, die uns diesen Pizer genannt hat. Und wenn sie es auch nicht glauben – wir machen wirklich unsere Arbeit.“ Jetzt erst fiel Elizabeth auf, dass sein Atem nach Alkohol roch.
„Wir haben den Kerl vernommen und er hat ein Alibi.“
Elizabeth trumpfte auf.
„Großartig. Und wie lautet dieses Alibi?“
„Das werde ich ihnen grade erzählen. Und selbst wenn er keins hätte. Die Lederschürze hat nichts mit dem Mord zu tun. Sie gehört dem Sohn einer Anwohnerin und diese hatte die Schürze gereinigt und zum Trocknen in den Hof gelegt. Sind sie jetzt zufrieden?“
Elizabeth war vernichtet. Die Enttäuschung stand ihr in ihre großen Augen geschrieben, mit denen sie jetzt zu Harris aufblickte.
Alles umsonst. Der blutige Fuß, der lange Weg. Alles umsonst. Sie hatte sich als dümmliche Klatschbase präsentiert.
„Gut. Dann habe ich mich geirrt. Entschuldigen sie die Störung ihres Feierabends!“ Es war alles, was sie noch tun konnte. Ein ehrenhafter Rückzug.
Hocherhobenen Hauptes in die Niederlage gehen.
„Guten Abend, Sir.“ Damit wandte sie sich ab und suchte tastend mit der Fußspitze den Straßenrand. Nicht auszudenken, wenn sie jetzt auch noch gestolpert wäre.
„Wo gehen sie denn hin?“, hörte sie plötzlich seine Stimme im Nebel.
„Nach Hause. Wohin wohl sonst?“ Da fiel es ihr wieder ein! Dachte dieser Mistkerl jetzt vielleicht, sie ginge … Alleine der Gedanke ließ ihr die Schamesröte ins Gesicht schießen.
Doch die Scham wich schnell ihrem Zorn.
„Sie können doch nicht alleine … bei diesem Nebel … den weiten Weg …“
„Frauen wie ich sind es gewohnt, viel zu laufen“, versetzte sie schnippisch. Stille im Nebel.
Elizabeth sah keinen Grund, mich zurückzuhalten.
„Das ist es doch, was sie von mir denken, Sir. Aber ich muss sie enttäuschen! Ich bin nicht so eine! Und es ist eine unglaubliche Beleidigung, dass sie so etwas auch nur denken konnten! Ganz zu schweigen von ihren frechen Andeutungen.“
Schnelle Schritte durch die Nebelschwaden.
„Ich habe niemals …“
„Ach nein?“, fiel sie ihm energisch ins Wort.
„Es war ein Missverständnis.“
„So?“
Er war aufrichtig verlegen. Seine Augen wanderten über ihr Gesicht, als suche er dort eine Entschuldigung, die sie annehmen würde.
Seine kräftigen Brauen gaben seinem beinahe verletzlichen Blick eine widersprüchliche Note, die ihn aber nur umso attraktiver machte.
Elizabeth wollte in ihrem Zorn all das nicht wahrnehmen und doch konnte sie es nicht verhindern. Seine vollen Lippen waren dicht vor ihrem Gesicht. Wie schnell ihr Atem ging, wenn der Geruch seines Rasierwassers sie umgab wie eine Hülle.
Ihre Drehung, weg von ihm, war ihre letzte Chance seinem Machtbereich zu entkommen.
Entschlossen marschierte sie in den schier undurchdringlichen Nebel und merkte kaum, dass sie gar nicht wirklich wahrnahm, wohin sie lief.
Als die Stille sie umschloss und ihre Blicke nicht weiter reichten, als ein oder zwei Schritte nach vorne, hatte sie plötzlich das Gefühl, jeden Moment könne eine Hand hervorschießen, sie bei der Schulter packen und ins Nichts zerren.
Ihre Augen weiteten sich vor Angst und ein Schauer lief durch ihren Körper, der sie förmlich erstarren ließ.
Beinahe panisch lauschte sie auf alles, was sich um sie herum regen mochte.
Vorsichtig streckte sie die Hand aus, um ein Fenster oder eine Mauer zu ertasten, an denen sie sich entlang bewegen konnte. Doch da war nichts. Ihr Atem ging immer schneller. Warum hörte sie nicht mal mehr die Geräusche aus dem Pub? Wie sollte sie den Weg zurück zur Brücke finden?
Als die Hand sich auf ihren Arm legte, erschrak sie so, dass sie aufschrie. Zitternd stand sie in der grauen Hülle und erkannte dann erst Harris, der zu ihr getreten war.
„Wie wollen sie in dieser Suppe nach Hause kommen?“ Seine Stimme klang weniger belustigt, als vielmehr besorgt.
„Es wird schon gehen. Machen sie sich um mich keine Sorge.“
Sein Blick war ernst und seine Miene wie aus Stein.
„Ich mache mir aber Sorgen, wenn ich weiß, dass sie wegen mir den ganzen Weg hierher gemacht haben. Man sieht
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