Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
hatten.
An der Gaststätte Vierenberg , die an der Straße lag, steuerten wir den Parkplatz an.
Ollie riss das Navigerät mitsamt der Saugfußhalterung von der Windschutzscheibe und sprang aus dem Wagen. Ich folgte ihm.
Wir waren nur wenige Schritte weit gekommen, als eine bekannte Stimme mich anfuhr:
»Moment, die Herren! Hier können Sie nicht lang!«
Es kam mir vor, als wäre er soeben erst aus dem Gebüsch gesprungen. Aber wahrscheinlich waren wir so mit uns selbst beschäftigt gewesen, dass wir ihn einfach nur übersehen hatten.
Dabei war er eigentlich kaum zu übersehen. Krause war hager, hochgewachsen, jung und dynamisch. Und er trug einen Schnauzbart. Außerdem war er bei der Polizei.
Und er war der Einzige in dieser Burschenschaft, der mich auf den Tod nicht ausstehen konnte.
Das beruhte auf Gegenseitigkeit und machte die Sache nicht besser.
Auch er erkannte mich, und seine Augen blitzten auf.
»Sie habe ich ja lange nicht gesehen«, freute er sich. Aber die Art der Freude gefiel mir nicht. Wo Krause und ich uns begegneten, drohte Ärger. Und bis jetzt hatte ich meistens den Kürzeren gezogen.
»Wo haben Sie Ihren Hasso gelassen?«, fragte ich und bemühte mich ebenfalls um Freundlichkeit. »Bei mir zu Hause warten noch ein paar niedliche Welpen, die ihm wie aus dem Gesicht geschnitten sind.«
Bei unserer ersten Begegnung hatte sein Diensthund Luna begatten wollen. Allerdings war das so lange her, dass aus den Welpen inzwischen eher Rowdies geworden wären.
Es war egal, sein dämlicher Gesichtsausdruck war es wert. Sein Schnurrbart zitterte kurz, dann blaffte er mich an: »Hier geht’s nicht lang.«
»Auf welchem Schild steht das denn geschrieben?«, fragte ich und schaute mich demonstrativ um.
»Das sage ich Ihnen, und Sie schreiben es sich hinter die Ohren!«
»Gut, dass Sie sich Ihre Freundlichkeit bewahrt haben. Ich habe sie vermisst.«
Mit Ironie konnte er nicht umgehen, also blickte er mich wütend an.
Plötzlich schien ihm etwas aufzufallen. »He, Sie waren doch zu zweit! Wo ist denn Ihr Komplize abgeblieben?«
»Komplize?« Ollie war tatsächlich verschwunden. Kluges Kerlchen! Ich lächelte Krause unschuldig an, während ich mich abermals umschaute. »Sind Sie sicher?«
»Verarschen kann ich mich selber!«, schrie er. Jetzt zuckte auch eine seiner Wangen. Offensichtlich überforderte ihn die Situation. »Wo steckt er?«
»Ich weiß nicht, wen Sie meinen. Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«
Anstatt mir zu antworten, stürmte er an mir vorbei. Er zog seinen Gummiknüppel aus dem Holster und stocherte damit im Gebüsch herum. Dabei stieß er wilde Drohungen aus. Ich zuckte die Schultern und nutzte die Gelegenheit, um mich ebenfalls zu verdrücken. Schließlich hatte ich noch immer kein Schild gesehen, das mir das Weitergehen untersagt hätte.
Ich schlug mich in die Büsche. Von Ollie war nichts zu sehen, und ich konnte ihn nicht rufen oder mich sonst irgendwie bemerkbar machen. Also lief ich auf gut Glück weiter. Der Weg verlief nur zwei Meter weiter parallel bergauf, aber ich bevorzugte das Dickicht. Eigentlich hätte Krause mir längst folgen müssen, aber vielleicht hatte er den Auftrag bekommen, unten alles abzuriegeln. Wahrscheinlich würde jemand wie er seinen Platz erst verlassen, wenn neben ihm eine Bombe einschlug.
Unvermittelt stieß ich auf Ollie. Ich rempelte ihn an. Er stand in gebückter Haltung vor einem Busch und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
Ich sprach ihn an, aber er reagierte nicht. Also lief ich weiter. Nur fünf Schritte entfernt stieß ich auf den Hauptweg. Der Hubschrauber kreiste erneut über mir. Er flog so tief, dass ich den Piloten erkennen konnte.
Dann sah ich die ganzen Leute. Einige kannte ich. Norbert, meinen alten Freund und Currywurstkumpel. Drei, vier Polizisten standen regungslos da. Mehrere Sanitäter liefen herum. Niemand beachtete mich.
Und dann, als ich hochschaute, sah ich, was dieser ganze Trouble im Wald zu bedeuten hatte:
Von der Fichte stand nur noch der zersplitterte Stamm. Wahrscheinlich hatte irgendwann ein Blitz eingeschlagen oder ein Sturm hatte ihn gekappt. Am oberen Ende war er nicht dicker als ein männlicher Unterschenkel. Das heißt: Eigentlich konnte ich das Ende nicht sehen. Es steckte im Anus einer Person, die dort aufgespießt worden war.
Manchmal kommen einem die absurdesten Gedanken. Ich musste plötzlich an die Schaschlikspieße in der Metzgerei Schlüter denken.
Fleisch am Spieß …
Ich musste
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