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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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schlucken, als ich erkannte, dass der oder die Gepfählte noch lebte. Trotz der fürchterlichen Verletzung zuckten die Finger der linken Hand. Der Verletzte steckte tatsächlich in einem schwarzen Taucheranzug.
    Einige Waldarbeiter waren dabei, eine Art Flaschenzug zu errichten.
    Noch während ich versuchte, das Geschehen zu begreifen, war plötzlich Norbert bei mir. »Was hast du hier zu suchen?«, fauchte er mich an. »Jetzt sag bloß nicht, du spazierst zufällig hier durch die Gegend!«
    »Wie ist das passiert?«, fragte ich fassungslos.
    Norbert atmete tief durch. »Zuerst dachten wir, es wäre ein Scherz: der Taucher im Wald. Anonymer Telefonanruf. Zwei Polizeibeamte sind losgefahren und haben sich die Sache angesehen. Danach haben wir alles in Bewegung gesetzt, um den armen Kerl dort oben zu befreien …«
    »Also lebt er tatsächlich noch?«
    Norbert nickte. »Er ist ohnmächtig geworden vor Schmerzen. Aber er lebt. Wahrscheinlich würde er sogar noch ein paar Tage lang durchhalten, wenn er dort oben hängen bleiben würde. Wenn er Glück hat und der Stamm keine lebenswichtigen Organe verletzt hat, natürlich nur. Hast du schon mal Dracula gesehen?«
    Ich nickte. »Du meinst den von Francis Ford Coppola, oder?« Ich dachte an den Vorspann, in dem die Gepfählten zu sehen waren.
    »Die historische Vorlage für Dracula, dieser Vlad sowieso, war berüchtigt für seine Grausamkeit. Er ließ seine Gegner auf eiserne oder hölzerne Pfähle spießen …«
    »Was ihm den Beinamen Vlad, der Pfähler, eintrug«, ergänzte ich.
    »Lenk nicht ab«, sagte er scharf und kam wieder auf sein Thema zurück: »Wer hat dir erzählt, was hier los ist?«
    »Du meinst: Wer hat gequatscht? Niemand, wenn du es genau wissen willst. Ich habe einen Auftrag angenommen. Und der beinhaltet, mich hier umzusehen.«
    Er zog eine Braue hoch. »Seit wann schreibst du wieder über Verbrechen?«
    Ich deutete zu dem Verletzten. Einer der Waldarbeiter ließ sich soeben zu ihm hochseilen. »Liegt denn ein Verbrechen vor?«, fragte ich unschuldig.
    In diesem Augenblick klingelte mein Handy. Gleichzeitig rief jemand nach Norbert. Es war eine weibliche Stimme. »Wenn ich zurück bin, bist du verschwunden!«, befahl er und entfernte sich. Ich sah, dass er mit einer Frau sprach. Sie hatte rotblonde Haare und trug ein graues Kostüm. Sie erinnerte mich an jemanden, aber ich wusste nicht, an wen. Und ich hatte auch keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Ich drückte das Handy ans Ohr.
    »Ja?«, meldete ich mich.
    »Du hältst mich wahrscheinlich für das mieseste Arschloch, das auf dieser Erdhalbkugel zu finden ist«, dröhnte mir Abendroths Stimme entgegen.
    »Wieso Halbkugel?«, entgegnete ich. »Du bist das mieseste Arschloch auf dem ganzen Erdenrund. Du hast es gewusst, oder?«
    »Nein. Mein Informant hat nur was von einem Toten im Taucheranzug erzählt. Ehrenwort. Danach hat er noch einmal angerufen, aber da war es zu spät, dich zu warnen … Hast du Ärger?«
    »Nein. Abgesehen davon, dass mein Fahrer, der sich im Moment die Seele aus dem Leibe kotzt, sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen zwischen Detmold und Bad Salzuflen missachtet hat und dafür wahrscheinlich seinen Lappen verliert, dass ich mich ein paar unbequemen Fragen werde stellen müssen, weil ausgerechnet mein Freund Norbert mich hier am Tatort antrifft, und dass ich mir alles in allem verarscht vorkomme, habe ich keinen Ärger.«
    Es tat gut, Dampf abzulassen. Es lenkte von dem Grauen ab, das sich vor meinen Augen abspielte.
    »Dann bin ich beruhigt«, sagte Abendroth. »Aber er sagte es in einem Ton, der mir nicht gefiel. Ich kannte ihn zu gut. Er führte irgendwas im Schilde.
    »Ich habe da nämlich noch eine kleine Überraschung für dich«, fuhr er fort. Er machte eine bedeutungsschwangere Pause.
    Ich wiederum wartete darauf, dass er fortfuhr. Die Pause schien mir endlos zu dauern. Ich hob den Kopf und sah, dass sich mittlerweile ein Sanitäter zu dem Mann im Taucheranzug hochgeseilt hatte. Mein Blick wanderte weiter. Norbert und die Frau im grauen Tweedkostüm diskutierten lautstark und mit erregten Gesten. Sie war schlank und zierlich und trug die schulterlangen Haare offen.
    »Bist du noch dran?«, fragte ich.
    »Natürlich, was ist das für ein Lärm bei euch?«
    »Der Hubschrauber. Wahrscheinlich sucht er einen Platz zum Landen«, sagte ich. Allerdings würde der Pilot noch eine Weile nach einer passenden Stelle suchen müssen. Der Wald war hier sehr dicht.
    Abendroth

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