Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Journalisten-Untugend, alles zu hinterfragen.«
»Ich habe nie viel zu tun gehabt mit Ackergoldt. Was ich über ihn weiß, hat mir Herbert erzählt. Er hat ihn bewundert. Ehrlich gesagt, ich verabscheue den Kerl. Und ich habe Angst vor ihm. Ich traue ihm alles zu …«
»Auch, dass er deinen Mann umgebracht hat?«
»Das nicht«, sagte sie wie aus der Pistole geschossen. »Ein Mensch wie Ackergoldt hätte nie so viel Fantasie gehabt, ihn in einen Taucheranzug zu stecken und im Wald zu Tode zu foltern. Der hätte ihn wahrscheinlich einfach mit dem Jagdgewehr ›aus Versehen‹ erschossen und wäre ungeschoren davongekommen.«
»Ach, so einer ist das«, erwiderte ich und wagte einen Blick hinüber. Ich schaute direkt in Ackergoldts Augen. Sie waren noch kälter als die seines Partners Schwekendiek. Wenn die mich an Diamanten erinnerten, so kamen mir Ackergoldts Augen vor wie Gletschereis.
Ich senkte den Blick und wandte mich wieder Hermine zu. »Warum hatte dein Mann eigentlich einen Taucheranzug an?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das wüsste, wäre ich schlauer. Ich glaube, auf die Frage habe ich gewartet. Dein Freund Norbert hat sie mir bestimmt zehnmal gestellt.«
»Hatte er vielleicht Streit mit seinen Amigos da drüben?«
»Nicht dass ich wüsste. Hey, läuft das jetzt auf ein Verhör hinaus? Ich dachte, du wolltest mit mir essen gehen?«
»Ich verbinde gern das Angenehme mit dem Nützlichen.«
Sie schwieg ein paar Sekunden. Dabei sah sie mir forschend in die Augen. Wahrscheinlich fragte sie sich, was ich wirklich glaubte. Dann sagte sie sehr ernst: »Egal, was ich gesagt habe, ich entbinde dich von jeglicher Pflicht, mir beizustehen oder dich einzumischen. Hast du mich verstanden?«
»Du sprichst, als hätte Norbert dir diese Worte eingeimpft.«
Sie beugte sich über den Tisch, nahm meine Hand. Ackergoldt schaute noch immer herüber.
»Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert!«
»Seit wann bist du so besorgt um mich?«
»Seit eben. Ich glaube, die beiden planen etwas. Die lassen sich nicht in die Suppe spucken. Und sie werden nicht eher Ruhe geben, bis sie den erwischt haben, der Herbert umgebracht hat. Sie waren Freunde …«
»Dann kann ich ja ganz unbesorgt sein. Ich habe ihn nicht auf dem Gewissen.«
»Aber du könntest ihnen in die Quere kommen.«
Sie zog die Hand wieder weg. Mit ihren letzten Sätzen hatte sie mir weit mehr von Ackergoldt und Schwekendiek preisgegeben als in der gesamten Lebensgeschichte davor. Ihre Angst war nicht gespielt. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ihre Sorge wirklich mir galt. Oder nicht eher sich selbst.
Der Kellner kam und brachte die Hauptgerichte. Obwohl der Schinkenbraten vorzüglich war, war mir irgendwie der Appetit vergangen. Ich hatte das Gefühl, ich war zu weit vorgeprescht. Gegenüber den beiden Fleischfabrikanten kam ich mir vor wie ein Metzgerlehrling. Schon rein körperlich ging eine unterschwellige Bedrohung von ihnen aus. Aber es war hauptsächlich ihre Macht, die Gefühlskälte, die Skrupellosigkeit und die Gier, die mich zweifeln ließen, ob ich ihnen gewachsen sein würde. Ich dachte bei den beiden unwillkürlich an zwei Panzer, die auf eine Grasnarbe zufuhren, um sie unter ihren schweren Ketten zu zermalmen.
Und das war ihr Revier. Hier hatten sie Heimvorteil.
»Was ist los? Schmeckt’s dir nicht?«, erkundigte sich Hermine.
»Doch … es ist nur …« Der Klumpen in meinem Bauch wurde größer.
»Was?«
»Ich frage mich, ob dein Mann auch so war.«
»Wie war?«
»So wie die beiden?«
»Nein«, antwortete Hermine und lächelte. »Er war schlimmer. Viel schlimmer.«
13.
Nachdem wir die Hauptspeise gegessen hatten, erkundigte sich der Kellner nach unseren weiteren Wünschen. Zu meinem Leidwesen bestellte Hermine noch einen Cappuccino. Mein Instinkt sagte mir, dass wir hier schleunigst verschwinden sollten.
Die Zeit dehnte sich wie Kaugummi, während wir auf den Cappuccino warteten. Ich schaute zu Ackergoldt. Er telefonierte mit seinem Handy. Schwekendiek begutachtete gelangweilt seine manikürten Fingernägel.
Ich fragte mich, ob die beiden höchstpersönlich handgreiflich wurden, wenn sich ihnen jemand in den Weg stellte. Oder ob sie dafür ihre Schlägertrupps hatten.
Der Cappuccino ließ noch immer auf sich warten. Das Bier drückte auf meine Blase. Ich entschuldigte mich und ging zur Toilette. Dabei kam ich sehr nah am Tisch der beiden vorbei. Ackergoldt nickte mir zu. Ich nickte zurück.
Eine steile
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