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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hinterherschicken?«
    »Erstens«, sagte Jaspar in gereiztem Tonfall, während er sich erhob, »denke ich, daß es keine sie waren, sondern ein er, nämlich Gerhards Mörder. Zweitens, warum sollte er wiederkommen? Er hat eine Geisel. Die Mühe braucht er sich gar nicht zu machen. Keiner von uns wird ein Sterbenswörtchen verraten.«
    »Seid Ihr da so sicher?« fragte Jacop zweifelnd.
    Jaspar schwieg.
    Irgendwie schwieg er zu lange.
    »Na gut.« Jacop setzte sich auf einen der Hocker. »Es tut mir leid, in Euer Haus gekommen zu sein. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe wegen Richmodis und trauere um Rolof. Der Gedanke, daß Euch oder Goddert etwas zustoßen könnte, quält mich. Verdammt, es tut mir leid! Aber ich kann es nicht rückgängig machen. Es war Euer Entschluß, mir zu helfen. Wenn Ihr wollt, daß ich gehen soll, werde ich gehen und versuchen, Richmodis zu finden. Wenn Ihr wünscht, daß ich Euch nie wieder unter die Augen trete, werde ich auch das akzeptieren. Nur, so sehr ich Euch auch zu Dank verpflichtet bin, gebt mir nicht die Schuld, daß Ihr Euch für mich entschieden habt.«
    Jaspar runzelte die Stirn.
    »Wann hätte ich Euch je irgendwelche Schuld gegeben?«
    »Ihr habt es nicht gesagt, Jaspar, aber Ihr habt es gedacht. Ihr macht mich verantwortlich für all das. Stimmt ja auch in gewisser Weise. Aber Ihr hattet die freie Wahl. Niemand hat Euch gezwungen. Versteht das nicht als Undankbarkeit! Ich will lediglich, daß Ihr offen seid. Werft mich meinethalben raus, aber tut nicht so, als wolltet Ihr mir helfen, während Ihr innerlich beginnt, mich zu hassen.«
    »Wer behauptet, daß ich Euch hasse?«
    »Niemand. Aber im Moment denkt Ihr, hätte ich diesen gottverdammten Strolch bloß nie getroffen – oder meinetwegen, hätte ich ihm nie geholfen – und Rolof würde leben, niemand wäre in Gefahr, und Ihr wägt die Bedeutung meines Lebens gegen das von Rolof und Richmodis ab. Ich ziehe dabei den Kürzeren. Weiß ich. Aber ich weiß auch, daß Ihr jetzt vielleicht ein letztes Mal Gelegenheit habt, Euch zu entscheiden, und ich will nicht, daß Ihr mich und Euch belügt. Ich kann mit allem leben oder sterben, nur nicht mit der Verachtung eines Samariters, der mir zwar beisteht, aber nicht um meinetwillen, sondern um sich selbst nichts vorwerfen zu müssen.« Er senkte die Stimme. »Ich brauche niemanden, der mir sagt, daß mein Leben weniger wiegt als das anderer. Schickt mich fort, wenn Ihr meint. Aber nehmt mir nicht meinen Stolz.«
    Jaspar legte den Kopf schief und blinzelte.
    »Ihr haltet es für den richtigen Moment, mir das zu sagen?«
    »Ja.«
    »Mhm.« Er ließ sich Jacop gegenüber nieder und massierte seinen Nasenrücken. Eine Zeitlang hörte man nur das Prasseln des Regens gegen die Fensterläden.
    »Es stimmt, ich habe Euch verantwortlich gemacht. Ich dachte, wie kann er sich das Recht herausnehmen, überhaupt weiterhin zu leben, während seinetwegen mein Diener sterben mußte und Richmodis werweißwo ist, falls sie überhaupt noch lebt? Er müßte vor Schuldgefühlen im Boden versinken, dachte ich! Und da wagt er noch, mich zu fragen, ob ich mir meiner Vermutungen sicher bin? Der Mann verdient nicht zu leben! Wie kann Gott es zulassen, daß wertvolle Menschen eines Abschaums wegen leiden müssen?«
    Er machte eine Pause.
    »Aber ich hatte einen Moment lang vergessen, daß es kein unwertes Leben gibt. Was viel schlimmer ist, ich war dabei, mich aus der Verantwortung zu stehlen. Es ist eben leichter, Euch zu verdammen, als mir einzugestehen, selber für alles verantwortlich zu sein.«
    Jaspar zögerte. Dann hob er den Kopf und sah Jacop gerade in die Augen. »Ich danke Euch für die Lektion, Füchschen. Würdet Ihr meine Hilfe weiterhin annehmen?«
    Jacop sah ihn an und mußte plötzlich lachen.
    »Was ist denn?« fragte Jaspar konsterniert.
    »Nichts. Nur – Ihr habt einen etwas ungewohnten Gesichtsausdruck, wenn Ihr Euch entschuldigt.«
    »Ungewohnt?«
    »Ein bißchen wie –«
    »Wie was?«
    »Ich kannte da mal einen Kapaun –«
    »Unverschämter Bengel!« schnaubte Jaspar. »Das kommt davon, wenn man einmal im Leben einen Fehler zugibt!«
    »Vielleicht darum. Einmal im Leben.«
    Jaspar starrte ihn bösartig an. Dann mußte auch er lachen, und sie gackerten eine Zeitlang um die Wette, nervös, überreizt, hysterisch. Trotzdem tat es gut.
    »Armer Rolof«, sagte Jaspar schließlich.
    Jacop nickte.
    »Und nun?«
    »Nun?« Jaspar zog die Stirn in tausend Falten. »Ich meine immer noch, wir

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